Mias verlorene Liebe
Freunden.“
„Meinst du damit die Freunde, die vor fünf Jahren für dich gelogen und deinem Vater so viel Schmerz zugefügt haben?“
„Zumindest waren sie für mich da, Ethan.“
„Dazu war ich auch bereit, aber du hast mir nicht die Chance gegeben.“
„Ach, wirklich?“ Mia schnaubte verächtlich. „Vor fünf Jahren war ich vielleicht noch naiv genug, dir zu glauben, aber das ist vorbei.“
Ethan gestand sich ein, dass ihre Sturheit ihn frustrierte – auch wenn ihm von Anfang an klar gewesen war, dass es nicht nur darum ging, Mia wiederzufinden. Er musste ihr Vertrauen wiedergewinnen, um sie dazu zu bringen, ihren Vater zu besuchen … und das würde noch ein hartes Stück Arbeit werden.
„Du warst nicht naiv, Mia. Du warst einfach völlig natürlich … und wunderschön.“
„Naiv“, beharrte sie. „Aber glücklicherweise bin ich jetzt erwachsen … und klug genug, mich nie mehr auf jemanden wie dich einzulassen.“
„Ist das eine Feststellung … oder eine Einladung an mich, dir das Gegenteil zu beweisen?“
Ethan sah, wie Mias Augen sich weiteten. War sie überrascht oder verärgert? Diese neue, lebenserfahrene Mia konnte er noch nicht richtig einschätzen.
„Glaube mir: Wenn ich jemals eine derartige Einladung dir gegenüber aussprechen sollte, werde ich dich darüber nicht im Zweifel lassen!“ Mias Augen funkelten vor unterdrückter Wut.
Eindeutig verärgert konstatierte Ethan es mit Bedauern. Diesen Gegenbeweis hätte er zu gern angetreten.
„Okay, okay“, beschwichtigte er Mia. „Und wo gehen wir jetzt hin?“
„ Wir gehen nirgendwohin! Du verlässt jetzt mein Café, und ich treffe mich mit meinen Freunden.“
Ethan verschränkte die Arme vor der Brust und wich keinen Millimeter. „Das bezweifle ich ganz entschieden.“
„Wie darf ich das verstehen?“ Mias smaragdgrüne Augen verdunkelten sich Unheil verkündend.
„Ich meine damit Folgendes: Nun, da ich dich gefunden habe, werde ich ganz sicher nicht das Risiko eingehen, dich wieder entwischen zu lassen.“
„Ist dir überhaupt klar, dass ich inzwischen ein Geschäft leite?“
„Das finde ich ja so beruhigend. So weiß ich genau, wo du wochentags zwischen zehn Uhr morgens und sieben Uhr abends bist … und samstags zwischen zehn und fünf.“
„Der Bericht deiner Spitzel scheint ja sehr detailliert gewesen zu sein.“
„Sehr.“
„Und was stand sonst noch so darin, wenn ich fragen darf?“ Mias Stimme klang verdächtig sanft.
„Persönliches haben wir doch bereits besprochen“, antwortete Ethan wegwerfend. „Und was das Geschäftliche betrifft: Dein Konto ist nicht überzogen, das Gebäude hast du nicht gemietet, sondern vor drei Jahren gekauft – wahrscheinlich mit dem Geld, das deine Großmutter dir vermacht hatte. Außerdem belieferst du regelmäßig Delikatessenläden mit deinem Gebäck.“
„Das reicht!“, rief Mia aus, als wolle sie Ethan daran hindern, ihr ganzes Leben in eine Abfolge nüchterner Feststellungen zu verwandeln. „Leider kann ich hier nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, da ich über dein Leben keine Akte besitze.“
Gelassen lehnte Ethan sich an den Tresen. „Was wüsstest du denn gern?“
„Alles.“
Mia wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Ethan ihr wirklich völlig gleichgültig wäre. Leider war sie sich seiner körperlichen Präsenz nur allzu bewusst. Jedes kleinste Detail nahm sie an ihm wahr: sein frisch gewaschenes Haar, den Duft von Seife und Aftershave, die Lachfältchen um seine grauen Augen, die kalt wie Eis zu werden schienen, wenn er sich ärgerte. Die breiten Schultern, den durchtrainierten Oberkörper, die muskulösen Arme. Die schmalen Hüften, die durch die eng anliegende Jeans noch betont wurden …
Während der letzten Jahre war Mia durchaus mit einigen Männern ausgegangen. Es waren nette, sympathische Männer, die sie letztlich völlig kalt ließen. Im Unterschied zu Ethan: Er hatte ihr Herz gestohlen … und an der Heftigkeit, mit der dieses jetzt klopfte, bemerkte sie, dass er ihr immer noch unter die Haut ging.
Mit demonstrativer Gelassenheit beobachtete Ethan das Kaleidoskop der Gefühle, die über Mias Gesicht huschten: Wut, Frustration … Unsicherheit. Und dieser letzte Aspekt gab ihm Anlass zur Hoffnung.
„Okay. Kommen wir also zu mir: Über das Geschäftliche weißt du ja bereits Bescheid. Du hast auch schon erfahren, dass ich vor Kurzem umgezogen bin. In meinem Leben gibt es im Moment keine Frau, obwohl ich natürlich hin und
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