Mias verlorene Liebe
ein verheirateter Ethan für sie überhaupt nicht mehr infrage käme. Er wäre völlig unerreichbar für Mia. Aber so …
Scheinbar gleichgültig zuckte sie die Schultern. „Üblicherweise wäre das doch der nächste logische Schritt, oder? Erst die Karriere, dann die dazu passende Familie.“
„Ach? Wäre das so?“
„Anscheinend.“
„Komisch. Irgendwie habe ich immer gedacht, man sollte erst die richtige Frau finden, bevor man heiratet.“
„Und das ist dir noch nicht gelungen?“
„Wie du siehst, bin ich Single.“
Leider, dachte Mia. Denn so wurden die alten Zeiten wieder heraufbeschworen. Wie sehr hatte sie sich einmal danach gesehnt, mit Ethan verheiratet zu sein! Stundenlang träumte sie von ihrem Hochzeitstag, malte sich das wundervolle Zuhause aus, in dem sie leben würden, die süßen Kinder, die sie bekämen …
Und dabei ahnte sie nicht, dass alles nur ihrer Fantasie entsprang, ohne Aussicht, sich jemals zu verwirklichen.
Ich muss verrückt sein, mit Ethan den Abend zu verbringen!
Dieser Mann hatte sie schon einmal völlig lächerlich gemacht, ihre romantischen Mädchenträume für seine Zwecke ausgenutzt, das Geschenk ihrer Liebe angenommen und dann weggeworfen … und ihr damit das Herz gebrochen.
Es dauerte Jahre, bis Mia ihr Misstrauen gegenüber Männern überwand – sie blieb jedoch vorsichtig. Und immer noch verglich sie jeden Mann mit Ethan Black. Der eine war nicht groß genug, der andere nicht so athletisch wie er. Hier stimmte die Haarfarbe nicht, dort hatte er nicht die gleiche Augenfarbe. Wieder ein anderer war nicht sexy genug, nicht humorvoll genug – schlicht und einfach: nicht wie Ethan.
Das ist doch wirklich kläglich! Da hat mich dieser Mann ausgenutzt, belogen und betrogen … und ich will ihn immer noch!
„Fahr sofort zurück, Ethan!“
„Wie bitte …?“ Besorgt blickte Ethan zu Mia hinüber. Ihr Gesicht war bleich.
Sie sah ihn fast abweisend an, mit einem tieftraurigen Ausdruck in den Augen. „Fahr zurück, und bring mich nach Hause!“
„Aber …“
„Kein Aber. Ich will nicht mehr.“
Ethan wandte den Blick ab und sah stur auf die Straße, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. „Du musst doch etwas essen.“
Mia lachte trocken auf. „Als wenn wir nicht beide wüssten, dass es hier nicht um das Abendessen geht.“
„Worum denn dann?“
Das wusste er ganz genau! Er musste doch auch die Spannung spüren, die in der Luft lag … diese hocherotische Spannung, die in der Intimität des engen Wageninneren zwischen ihnen entstanden war.
Sie umgab sie beide wie eine unsichtbare Hülle, die nahezu mit Händen zu greifen war. Ein Funken würde genügen … so war es schon immer zwischen ihnen gewesen.
„Bring mich bitte nach Hause“, wiederholte Mia.
„Nein.“ Ethan umklammerte das Lenkrad, bis seine Knöchel weiß hervortraten. Er trat das Gaspedal herunter …
„Ich habe gesagt …“
„Das habe ich durchaus verstanden.“ Ethan warf ihr einen kurzen Blick zu, aber die Anklage, die er in ihren Augen las, war kaum zu ertragen. „Hör bitte auf mit diesen Katastrophenfantasien. Wir werden jetzt wie zwei erwachsene Menschen ein Restaurant betreten, etwas essen und uns dabei über alles unterhalten.“
„Und das hältst du für möglich?“ Mias Stimme klang schwach und zweifelnd.
Ethan zuckte die Achseln. „Zumindest hoffe ich es.“
Es bedurfte keiner großen geistigen Anstrengung seinerseits, um genau zu wissen, dass Mias Gedanken um unangenehme Dinge kreisten und er selbst leider dazugehörte …
Auch wenn ihm das nicht gefiel, konnte er Mia doch irgendwie verstehen. Damals – vor fünf Jahren –, bevor überhaupt der Skandal über seine Mutter und Mias Vater losbrach, meinte die Presse es nicht gut mit ihm. Er arbeitete für Mias Vater, und sie war nicht nur eine reiche junge Frau, sondern auch die zukünftige Erbin des Unternehmens: All das sprach aus Sicht der Medien gegen ihn.
Dabei spielte all das überhaupt keine Rolle, als er sich damals auf jener Feier Hals über Kopf in Mia verliebte. Keinen Gedanken verschwendete er an ihren finanziellen oder familiären Status, weder in diesem Moment noch in den folgenden Wochen und Monaten. Was zählte, war lediglich, dass sie zusammen waren. Jeden Tag und jede Nacht verbrachten sie von da an zusammen, lachten, redeten … und liebten sich.
Als sich jedoch in der Regenbogenpresse nach Kays Selbstmord die Schlagzeilen überschlugen, zog Mia sich plötzlich zurück.
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