Mias verlorene Liebe
umzuziehen.“
„Und?“
„Ich komme mit.“
„Auf gar keinen Fall!“ Allein der Gedanke, Ethan könne in ihren Zufluchtsort eindringen, erfüllte Mia schon mit Panik. Schlimm genug, dass er ihr Café aufsuchte und sie sogar bis in den Park verfolgte – aber ihm Zutritt in ihre Privatsphäre zu gewähren, war völlig ausgeschlossen. „Es dauert nur ein paar Minuten. Du kannst ruhig hier warten.“
Nachdenklich sah Ethan sie an. Sie will mich nicht in ihrer Wohnung haben, das ist ja wohl mehr als deutlich. Aber warum? Das war das eigentlich Interessante daran. Machte es sie vielleicht nervös, allein mit ihm zu sein? In der Wohnung, wo das Schlafzimmer so nah war?
Ethan hielt sich nicht für masochistisch, aber weit konnte er davon nicht mehr entfernt sein, wenn er gleichzeitig an Mia und ein Schlafzimmer dachte.
Schließlich hatte Mia sehr deutlich gemacht – damals vor fünf Jahren und auch jetzt wieder –, dass sie keinerlei Interesse mehr an einer Freundschaft hatte, ganz zu schweigen von einer sexuellen Beziehung.
Und wie sieht das bei mir aus? fragte er sich.
Diese neue Mia faszinierte ihn zweifellos ungemein, aber gleichzeitig mahnten ihn auch Mias offensichtliche Abwehr und ihr Misstrauen zur Vorsicht. Sich wieder auf eine Beziehung mit ihr einzulassen, wäre der schiere Wahnsinn!
Trotzdem musste er ununterbrochen daran denken, sie wieder in den Armen zu halten, sie zu küssen … und zwar, seit er sie vorgestern wiedergesehen hatte.
Und wenn er ganz ehrlich war, waren ihm solche Gedanken auch während der letzten fünf Jahre immer wieder gekommen. Bei der langen Suche nach Mia schwand sein Vertrauen in die Detektive mehr und mehr. Als diese dann vor ein paar Tagen meldeten, sie hätten Mia gefunden, konnte er es kaum glauben.
Auf den Fotos, die der Privatdetektiv ihm vorlegte, hätte er sie auch kaum wiedererkannt.
Diese selbstbewusste, schöne Frau ähnelte kaum der sanften, etwas rundlicheren Mia, die er kannte. Erst als er die Augen sah, die er so geliebt hatte, wusste er: Sie war es.
Nun waren diese Augen, die einst so vertrauensvoll gestrahlt hatten, von tiefem Misstrauen erfüllt.
Mehr als alle Worte verrieten sie Mias Skepsis ihm gegenüber.
Und die ist mehr als berechtigt, gestand sich Ethan ein, während er an den wahren Grund dachte, der ihn hierherführte …
5. KAPITEL
„Nicht schlecht“, kommentierte Mia trocken, als Ethan ihr die Beifahrertür des schwarzen Sportwagens aufhielt, damit sie einsteigen konnte. Sie war froh, sich beim Umziehen für eine Hose entschieden zu haben, denn vermutlich wäre es ihr im Rock kaum gelungen, sich hinzusetzen, ohne Ethan noch etwas mehr zu zeigen als nur ihre langen Beine.
Ethan ließ sich hinter dem Steuer nieder. „Und? Keine schnippische Bemerkung darüber, ob ich mir diesen Wagen selbst erarbeitet habe?“
Seit Mia wieder heruntergekommen war und sie sich auf den Weg gemacht hatten, gab er sich kühl und abweisend, was ihr ganz recht war. Eine gewisse Distanz gab ihr Sicherheit.
„Im Moment fällt mir keine ein“, parierte Mia mit lauter Stimme, um das Motorengeräusch zu übertönen. „Eigentlich hätte ich erwartet, dass du inzwischen Familie hast. Wäre das nicht originell? Ein paar Kleinkinder, die Papas teure Polster mit Milch bekleckern und mit ihren Buntstiften verzieren?“
„Meinst du, du schaffst es, deinen beißenden Sarkasmus etwas zu beherrschen?“
Dieser Sarkasmus war reine Notwehr, wie Mia sich eingestand. Die Vorstellung, Ethan könnte verheiratet und womöglich sogar Vater sein, erfüllte sie geradezu mit Entsetzen.
Dabei war das absolut lächerlich! Nach allem, was geschehen war, konnte Mia keinen Funken Interesse mehr für Ethan aufbringen. Warum sollte ihr also die Vorstellung etwas ausmachen, er könne eine Frau an seiner Seite haben?
Tatsächlich würde es aber so sein …
Wie konnte ich nur zustimmen, mit ihm essen zu gehen! Sie hätte sich nicht dazu drängen lassen sollen. Es war wirklich eine äußerst schlechte Idee gewesen. Nur fünf Minuten in seiner Gegenwart zu verbringen, war schon eine schlechte Idee – wenn es zu Gedanken dieser Art führte.
„Wie kommst du übrigens darauf, ich wäre verheiratet?“
Die Frage brachte Mia zu Bewusstsein, dass sie eigentlich sogar fast gehofft hatte, er wäre verheiratet.
Das Trauma, von der Beziehung ihres Vaters mit Ethans Mutter zu erfahren, hatte bei Mia eine tiefe Abneigung gegen außereheliche Liebschaften hinterlassen. Das bedeutete, dass
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