Mias verlorene Liebe
denen Mia sich tatsächlich drastisch verändert hatte. Nicht nur auf körperlicher Ebene …
Vor fünf Jahren hatte sie sich Hals über Kopf in Ethan verliebt … ein Gefühl, das von ihm zumindest vorübergehend erwidert wurde. Allerdings änderte sich das nach dem Unfall von Mias Mutter schlagartig, und Mia wurde bewusst, was für ein zerbrechliches Gebilde das Glück war. Ihr eben noch erfülltes Leben mit all seinen Möglichkeiten erschien ihr plötzlich grau und leer.
„Mach doch, was du willst!“, versuchte Mia den Schlagabtausch zu beenden.
„Genau das pflege ich üblicherweise zu tun.“
„Warum überrascht mich das nicht?“ Geringschätzig ließ sie ihren Blick über Ethans Gestalt gleiten. „Offensichtlich haben die Jahre, die du für meinen Vater arbeitest, aus dir eine Art Abziehbild gemacht. Du kleidest dich nicht nur wie er, du redest sogar so … als wärest du der liebe Gott höchstpersönlich!“
Ungeduldig schnaubte Ethan: „Meinetwegen beleidige mich, so viel du willst, aber lass bitte deinen Vater aus dem Spiel!“
„Von mir aus! Abgesehen davon ist deine Zeit hier vorbei. Verschwinde!“ Mias Miene war eisig und unversöhnlich.
Einen Moment lang sah es so aus, als wolle Ethan noch etwas sagen, dann jedoch drehte er sich abrupt um und ging zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen. „Ich komme wieder!“ Es klang wie eine Drohung.
Aber Mia ließ sich nicht so leicht einschüchtern. „Leider kann ich nicht behaupten, es wäre mir eine Freude gewesen, dich wiederzusehen.“
„Es gab einmal eine Zeit, da konntest du es kaum abwarten, mich zu sehen.“ Aufreizend ließ Ethan seinen Blick über ihren Körper gleiten. „Und zwar alles an mir.“
Das Blut schoss Mia in die Wangen, als sie daran zurückdachte. „Geh! Geh einfach, Ethan.“
Spöttisch deutete er eine Verbeugung an. „Dann bis bald.“
In ohnmächtiger Wut blickte sie Ethan nach, der gelassen die Tür öffnete, ihr einen letzten herausfordernden Blick zuwarf und ging.
In diesem Moment brach ihre mühsam errichtete Fassade zusammen. Mia fühlte sich, als würde sie gleich hyperventilieren. Sie musste sich auf dem Tisch abstützen, weil ihre Knie zu zittern begannen.
„Ist alles okay, Mia?“ Dee, die neunzehnjährige Aushilfe, warf ihr vom Nebentisch aus einen besorgten Blick zu.
Gar nichts ist okay, dachte Mia. Überhaupt nichts.
Es war fünf Jahre her! Und doch kam Ethan in ihr Leben spaziert, als wäre nichts geschehen. Es sah auch nicht so aus, als würde er wieder verschwinden – zumindest nicht, solange er ihr noch nicht alles gesagt hatte, was er sagen wollte.
„Ich glaube, ich muss mal kurz an die frische Luft.“ Mia schenkte Dee ein schwaches Lächeln. „Meinst du, ihr kommt noch eine Weile allein zurecht, Matt und du?“
„Kein Problem“, versicherte Dee.
Entschlossen ging Mia in die Küche, schnappte sich ihre schwarze Lederjacke und stürzte aus der Hintertür. Einen Moment lang blieb sie stehen und atmete tief die frische Septemberluft ein … dann rannte sie los, als wäre der Teufel hinter ihr her. Oder Ethan Black.
Ethan.
Der Mann, für den Mia als Teenager jahrelang geschwärmt hatte – bis zu dem Tag, an dem er sie zum Essen einlud … und jede ihrer romantischen Fantasien wahr wurde.
Der Mann, von dem sie einst glaubte, sie würde ihn tief und innig lieben.
Der Mann, dem es noch immer gelang, sie für jedes einzelne erregende Merkmal seiner Person empfänglich zu machen, der ihr auch heute noch unter die Haut ging, wie sie sich widerstrebend eingestand … der alte Zauber wirkte noch, allein durch seine Gegenwart.
2. KAPITEL
„Ich denke, du hast noch so viel zu tun!“
Er hatte sie verfolgt … und sie hatte es nicht einmal bemerkt. Sie war einfach blindlings losgelaufen und in dem Park am Ende der Straße gelandet. Unvermittelt blieb Mia stehen. Sie schloss die Augen, presste die Lippen zusammen und ballte die Fäuste, bis die Knöchel weiß hervortraten.
All die Jahre des Schweigens. Des Friedens. Und jetzt wurde sie ausgerechnet von dem Menschen gejagt, dem sie unbedingt entkommen wollte. Nicht einmal in diesen Park würde sie nun noch kommen können, ohne an Ethan zu denken.
„Mia …, bitte …“
Sie atmete tief durch, zwang sich, ihre Gesichtszüge zu entspannen, und wandte sich langsam zu ihm um.
„Ich könnte die Liste deiner Verfehlungen also auch noch um Stalking verlängern“, spottete sie.
Sie hat sich so verändert, dachte Ethan. Nicht nur äußerlich
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