Mias verlorene Liebe
Was du über mich gesagt hast …“
Wie benommen schüttelte Mia den Kopf. „Das war nur, weil ich so verletzt und wütend war …“
„Trotzdem entsprach es deiner damaligen Überzeugung. Und es gab Menschen, die diese Überzeugung teilten.“
„Die Meinung anderer interessiert mich nicht.“
„Aber mich … damals.“ Ethan zog verächtlich die Mundwinkel nach unten. „Ich habe mich bemüht, die Andeutungen zu überhören, die wissenden Blicke zu übersehen. Mir nicht anmerken zu lassen, dass es nicht spurlos an mir vorüberging, wenn die Leute verstummten, sobald ich den Raum betrat … Alles, alles hätte ich hingenommen, nur um mit dir zusammen zu sein.“
Abrupt stand Mia auf. Sie atmete einige Male tief ein, da der Raum sich wieder um sie zu drehen begann. „Warum hast du mir nie etwas davon gesagt?! Warum hast du deine Gefühle nicht mit mir geteilt?“
„Weil ich Angst hatte, verdammt noch mal! So viel Angst hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht! Ich dachte, wenn ich dir von den Gerüchten erzähle, würdest du sie vielleicht eines Tages glauben.“ Ethan stöhnte auf. „Mia! Du hast mir mehr bedeutet als mein Leben! Ich hätte damals meine Seele dem Teufel verkauft, wenn ich dich dafür hätte behalten dürfen.“
Damals … bevor Mia alles ruinierte … durch ihr Misstrauen.
„Ich dachte, wenn ich dir Zeit ließe … würdest du mich irgendwann lieben … und mich heiraten …“
„Du wolltest mich heiraten!?“
Ethan nickte. „Ich hätte dafür alles in Kauf genommen. Wie sich herausstellte … blieb mir das ja erspart.“
Ungläubig starrte Mia ihn an. Und ich wusste von all dem nichts, dachte sie. Ich war einfach nur Hals über Kopf verliebt und habe nichts von den Gerüchten mitbekommen … Es kam ihr überhaupt nicht in den Sinn, was andere davon halten mochten, dass Ethan Black ein Verhältnis mit der Tochter des Chefs hatte. Solche Gedanken kamen ihr erst später, als sie von Williams und Graces Beziehung erfuhr. Und dann brachte Mia genau die gleichen Anschuldigungen vor.
„Und jetzt?“
Ethan zuckte die Achseln. „Jetzt? Jetzt versuche ich, eine Art Waffenstillstand zwischen uns herzustellen, damit meine Mutter und William wenigstens ein Minimum an Familienleben haben.“
Mia kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Ich verstehe …“
„Irgendwie bezweifle ich das. Aber so sind die Dinge nun mal.“
„Im Zweifel für den Angeklagten … Zu meiner Verteidigung kann ich nur vorbringen: Ich habe dich damals so sehr geliebt.“
Hätte sie das doch nur vor fünf Jahren schon gesagt – dann wäre ihm alles andere völlig gleichgültig gewesen. Die Gerüchte, die Verleumdungen. Und vor allem hätte er ihr nach der Beerdigung ihrer Mutter niemals den Wunsch erfüllt, sich nicht wiederzusehen! Eher hätte er Türen eingetreten, statt sich daran zu halten. Er hätte sie dazu gebracht, ihn zu lieben. Ihm zu glauben.
Egal … es kam fünf Jahre zu spät.
Ethan schluckte schwer. „Ich bin froh, dass wir endlich dieses Gespräch führen, Mia. Ich bin mir nur nicht sicher … wie es jetzt weitergehen soll.“
„Wie sollte es denn deiner Meinung nach weitergehen?“
Ethan ließ sich in einen Sessel fallen. „Weiß der Teufel!“
Mia sah ihn nachdenklich an. Sie musste erst noch verdauen, was sie soeben gehört hatte. Aber letztendlich – auch wenn er sie damals geliebt haben mochte – musste sie sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Das Leben ging weiter. Sie mussten einen Modus Vivendi finden … mussten irgendwie Freunde bleiben – allein schon der Eltern wegen.
Sie holte tief Luft. „Ich war damals noch sehr jung, Ethan. Zu jung wahrscheinlich, um zu erkennen, wie es um dich stand. Das tut mir wirklich leid. Wenn es dich irgendwie tröstet – die letzten fünf Jahre waren für mich die Hölle.“
„Weil du deinen Vater so sehr vermisst hast … trotz allem?“
„Ja“, bestätigte Mia. „Ich wollte damals, als ich durch die Zeitung von seinem Herzinfarkt erfuhr, auch zurückkommen. Aber letztendlich habe ich es nicht getan.“ Sie schüttelte den Kopf, als könne sie ihr Verhalten immer noch nicht verstehen. „Ich hatte Angst. Nicht nur davor, meinen Vater wiederzusehen – sondern auch dich!“
In den letzten Wochen hatte Mia lange über die Motive für ihr Verhalten nachgedacht. Alles ließ sich darauf zurückführen, dass sie Ethan liebte.
„Diese Fotos“, begann Ethan, „mir wurde buchstäblich schlecht, als ich sie sah. Der Gedanke, du
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