Mias verlorene Liebe
erwachsen gewordenen Mia zutiefst angezogen fühlte.
Offenbar beruhte diese Anziehungskraft auf Gegenseitigkeit, denn Mia zögerte keine Sekunde, als er sie zum Essen einlud. Von nun an sahen sie sich regelmäßig.
Während seiner Studienzeit hatte Ethan sich durchaus mit Frauen getroffen, aber keine dieser Liebschaften ließ sich an Intensität und Tiefe mit der Beziehung zu Mia vergleichen. Das war damals so … und galt bis heute.
Aber diese Frau dort auf der Parkbank, das war nicht die Mia, die er kannte. Sie hatte nichts mehr von einem scheuen Reh. Von der Schüchternheit, die damals Ethans Beschützerinstinkt geweckt hatte, war nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, diese Frau besaß die Angriffslust eines Rottweilers. Auf jeden Fall überkam Ethan nicht die geringste Lust, sie in den Arm zu nehmen … oder romantische Stunden mit ihr zu verbringen.
Herausfordernd blickte Mia ihn jetzt an. „Leb wohl, Ethan!“
Dieser seufzte tief auf. „Ganz gleichgültig, ob du es glaubst oder nicht: Ich versichere dir noch einmal, dass meine Gefühle für dich nie etwas mit der Beziehung zwischen meiner Mutter und deinem Vater oder mit Burton Industries zu tun hatten.“
Was heißt Gefühle für mich, dachte sie zynisch. Hat er mich damals etwa nicht geliebt? So wie ich ihn?
„Dann ist es ja gut, dass du so schnell über diese Gefühle hinweggekommen bist.“
„Ich weiß nicht, wie ich jetzt zu dir stehe, Mia. Ich erkenne dich gar nicht wieder. Die Mia, die ich kannte, war warmherzig und unschuldig, ein zauberhaftes Wesen. Nie hätte sie einem anderen absichtlich Leid zugefügt.“
Mia hörte deutlich den Tadel in seiner Stimme, und ihr schoss das Blut in die Wangen. „Ich musste eben schnell erwachsen werden.“
„Das ist dir offensichtlich gelungen.“
Wenn ihm das nicht passt, ist das sein Problem. Sie selbst gefiel sich heute jedenfalls weit besser als früher: robuster und stärker.
Ethan zog einen Umschlag aus der Manteltasche. „Das hier ist für dich.“
„Was soll das sein?“ Geflissentlich ignorierte sie die ausgestreckte Hand.
„Warum siehst du nicht einfach nach?“ Er legte den Umschlag auf die Bank. Dann drehte er sich um und ging.
Und nun kamen die Tränen. Heiß rannen sie ihr über die Wangen.
Verdammt!
Das konnte sie jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Viel lieber hätte sie losgeschrien und geheult, aufbegehrt gegen das Schicksal, dass Ethan wieder in ihr Leben zurückgekehrt war.
Aber vor allem wollte sie den Schmerz betäuben, den das Wiedersehen mit Ethan in ihr aufsteigen ließ.
Stattdessen griff sie nach dem Umschlag, riss ihn auf und leerte den Inhalt auf die Sitzfläche der Bank.
Und plötzlich wich alles Blut aus ihrem Gesicht …
3. KAPITEL
„Wie kannst du es wagen …?“ Mia stürmte wutentbrannt in Ethans Büro in der obersten Etage von Burton Industries . Mit einer verächtlichen Geste schleuderte sie den braunen Umschlag auf den wuchtigen Eichenschreibtisch, an dem Ethan gerade seine Korrespondenz unterzeichnete.
„Es tut mir so leid, Mr Black“, stieß die Sekretärin hervor, die hilflos hinter Mia herlief. „Diese Frau hat mich einfach zur Seite gestoßen. Ich konnte sie nicht aufhalten …“
„Alles okay, Trish“, beruhigte Ethan sie. Betont gelassen, legte er den Füller neben die Unterschriftsmappe. „Da es sich hier um das frühere Büro ihres Vaters handelt, ist Miss Burton offensichtlich der Meinung, sie bräuchte keinen Termin, wenn sie dessen Nachfolger einen Besuch abstatten will.“
Mia missfiel der Tadel in Ethans Stimme, gestand sich aber insgeheim ein, dass dieser durchaus seine Berechtigung hatte. Persönlich mochte sie von ihrem Vater halten, was sie wollte, aber es handelte sich immer noch um seine Firma.
„Verzeihen Sie mir bitte.“ Sie lächelte Trish entschuldigend an. „Offensichtlich hat mich die Dringlichkeit des Anliegens, das mich zu Ethan führt, meine Manieren völlig vergessen lassen.“
„Nein, nein! Es war ganz allein mein Fehler, Miss Burton.“ Das Gesicht der jungen Frau war hochrot vor Verlegenheit. „Ich bin noch nicht sehr lange hier und wusste nicht, dass Sie … es wird, nicht wieder vorkommen. Bei ihrem nächsten Besuch werde ich Sie unverzüglich vorlassen.“
Mia verkniff sich die Bemerkung, dass es ganz sicher kein nächstes Mal geben würde. Sie wollte Ethan lediglich ihre Meinung sagen und ihn dann nie wiedersehen!
„Ganz so weit müssen Sie nun nicht gehen, Trish. Eine kleine Vorwarnung fände ich
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