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Mich hat keiner gefragt - Mich hat keiner gefragt

Titel: Mich hat keiner gefragt - Mich hat keiner gefragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayse
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Bruder freudig. Während wir im Wohnzimmer auf der Couch saßen, kochte Birgül Tee, füllte Plätzchen und Nüsse in kleine Schälchen und brachte sie zu uns ins Zimmer. Beim Tee sagte ich beiläufig: »Übrigens, Birgül hat geheiratet!«
    Meine Tochter schaute mich völlig entgeistert an und fauchte: »Mama, warum erzählst du das jetzt?«
    Muhammed saß wie versteinert da. Er starrte uns nur an, und dann fing er an zu weinen. Er heulte wie ein kleines Kind und sagte immer wieder: »Warum hast du das gemacht? Warum hast du das gemacht?«
    Ich blieb völlig kalt und sagte: »Bei Cans Hochzeit habt ihr auch nicht an mich gedacht. Und jetzt wollte ich euch einmal zeigen, wie man sich da fühlt.« Da sprang er plötzlich auf und schrie Birgül an: »Und du, bist du noch Jungfrau?«
    Meine Tochter konnte nicht antworten, sie war wie gelähmt. »Nein, das ist alles erledigt«, sagte ich wieder kalt. Ich spürte nichts, ich war wie tot.
    Muhammed hatte sich inzwischen vor Birgül aufgebaut und schrie: »Ich schlage dich! Ich bringe dich um!«
    Da kam ich wieder zur Besinnung und rief: »Muhammed, wir haben schon einen Fehler gemacht, jetzt musst du nicht den nächsten begehen. Wenn du Birgül etwas antust, dann ist es aus zwischen uns.« Völlig außer sich verließ er die Wohnung.
    Die nächsten Tage erwartete ich ein Lebenszeichen, irgendeine Reaktion von Mustafa oder Can. Aber nichts passierte. Niemand kam vorbei, niemand rief an. Ein paar Tage nach diesem Vorfall verabredete sich Birgül am Telefon mit ihrem Vater. Als sie dann zum vereinbarten Zeitpunkt vor seiner Tür stand, war er nicht da. Er hatte seine Tochter einfach vergessen. Oder war das seine Antwort auf ihre Heirat? Birgül hat das jedenfalls sehr verletzt.

Ein Leben zwischen Warten und Hoffen
    Inzwischen bin ich seit sieben Jahren geschieden. Die Schulden aus meiner Ehe sind fast abbezahlt. Meinen Ex-Mann habe ich seit über zwei Jahren nicht mehr gesehen.
    Ein Jahr nach der Trennung von Mustafa ging ich eine Beziehung mit einem Arbeitskollegen ein, den ich sehr liebte. Für eine Weile lebte ich mit diesem Mann sogar zusammen, aber dann trennte ich mich wieder von ihm. Der Druck von der Familie war zu groß. Mein Ex-Mann heiratete drei Jahre nach unserer Scheidung eine Türkin aus unserem Dorf. Ein Jahr später hat seine neue Frau ein Kind bekommen. Mein ältester Sohn ist inzwischen fünfundzwanzig und seit vier Jahren verheiratet. Ich war zwar zur Hochzeit eingeladen, aber teilgenommen habe ich nicht. Meine Schwiegermutter wollte es nicht. Monate nach der Hochzeit habe ich meinen Ältesten und seine Frau zufällig auf der Straße getroffen. Sie luden mich am gleichen Abend zu sich nach Hause ein. Endlich konnte ich meine Hochzeitsgeschenke überreichen und meine Schwiegertochter kennen lernen. Danach hielten wir lockeren Kontakt. Aber nachdem Can von Birgüls Hochzeit erfahren hat, habe ich nichts mehr von ihm gehört. Auch mein zweitältester Sohn Muhammed meldet sich seither nicht mehr.
    Zusammen mit meinen beiden jüngeren Kindern versuche ich, ein normales Leben zu führen, eine normale Familie zu sein. Aber das ist schwierig. Losgelöst vom Familienclan meines Ex- Mannes, wohnen wir immer noch in dem oberbayerischen Dorf, in das ich nach der Entführung meiner Kinder gezogen bin. Meine Schwiegereltern sind inzwischen auch umgezogen. Sie haben in einer Kleinstadt in unserer Nähe ein Haus gekauft undleben jetzt dort. Mein Ex-Mann ist nach seiner Heirat bei den Eltern ausgezogen und lebt jetzt mit seiner neuen Familie in einem anderen Dorf, etwa eine halbe Autostunde von uns entfernt.
    Wenn mir zufällig jemand aus seiner Familie begegnet, wechselt er die Straßenseite. Ich bin anscheinend immer noch die oruspu , die Nutte, mit der man nicht spricht. Meine ehemalige Schwiegermutter redet mit ihren Enkeln lediglich, wenn sie sie auf der Straße trifft. Aber eingeladen hat sie die beiden auch schon seit Jahren nicht mehr.
    Dass jetzt auch der Kontakt zwischen meinen Kindern und ihrem Vater, den Großeltern und Brüdern abgebrochen ist, liegt vermutlich an der Verheiratung von Birgül. Obwohl Mustafa mich nie angerufen hat, weiß ich, dass er es mir sehr übel nimmt, dass ich seine einzige Tochter in der Türkei verheiratet habe.
    Meine Tochter Birgül ist inzwischen achtzehn Jahre alt und wird bald ihre Ausbildung als Industriekauffrau beenden. Sie hat gute Chancen von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen zu werden. Ihre vor zwei Jahren geschlossene

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