Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)
Angelegenheit. Er kann nicht nur finanziellen Schaden anrichten, sondern auch Ihren Ruf lädieren oder auf Dauer zerstören. Die herkömmliche E-Mail ist immer noch einer der wichtigsten Wege für Gauner, um Menschen dazu zu bewegen, ihnen entscheidende Informationen preiszugeben, mit Hilfe derer ein Identitätsdiebstahl erst möglich ist.
Reputationsmanagement
»Wenn Ihnen jemand online schaden will, ist das sehr, sehr einfach«, sagt Mathias Klang, der sich an der Universität Göteborg auf Datenschutz und Rechtsinformatik spezialisiert hat. (Klang 2011, Interview mit den Autoren) Seiner Meinung nach kann der Einzelne nicht viel dagegen tun und sollte deswegen das Risiko akzeptieren, dass Informationen über uns im Netz verzerrt und aus dem Zusammenhang gerissen werden. Mit der richtigen Vorgehensweise, sagt er, könne man solche Fehlinformationen zumindest neutralisieren oder in andere Bahnen lenken.
Diese Art der Schadensbegrenzung wird ironischerweise umso einfacher, je prominenter man ist. »Wenn Sie ein bestimmtes Niveau an Berühmtheit erreicht haben, können Sie die schlechten Dinge ignorieren oder sogar zu Ihrem Vorteil nutzen«, argumentiert Klang. »Für alle anderen ist es schwer, denn man muss jedes Mal zu einer großen Erklärung ausholen, wenn man neue Leute kennenlernt.« (Klang 2011)
Der Riesenkonzern Google, von dem die überwiegende Mehrheit der industrialisierten Welt ihre Suchergebnisse bekommt, ist da wenig hilfreich. Die Rechercheergebnisse des Unternehmens basieren auf proprietären, sorgfältig gehüteten Algorithmen. Ein Suchalgorithmus ist nichts anderes als eine mathematische Formel, mit der sich ein Objekt in einer gewaltigen Sammlung finden lässt. Googles sogenannte Page-Rank-Formel basiert vor allem auf der Idee, dass eine Webseite umso wichtiger sein muss, je mehr Links von anderen Seiten auf sie verweisen, unabhängig vom eigentlichen Inhalt oder Kontext. Aber das ist nur die Grundlage, denn sonst ließen sich Suchergebnisse allzu leicht manipulieren.
Die tatsächliche Formel ist ein Geschäftsgeheimnis und beinhaltet viele andere Kriterien. Experten zufolge verändert Google seinen Suchalgorithmus im Durchschnitt alle 17,5 Stunden, seit er im Jahr 1998 entwickelt wurde. Damals waren die Suchergebnisse mehr oder weniger benutzerneutral, während sie heute zunehmend von unserem bisherigen Verhalten abhängen und somit hochgradig personalisiert worden sind. Tatsächlich wird die Google-Suche der Zukunft noch stärker personalisiert werden, etwa wenn Anfragen parallel im Internet ablaufen und während unsere persönlichen E-Mails und Dokumente auf dem eigenen Rechner durchsucht werden und als eine Ergebnisseite im Browser oder möglicherweise schon bald in einer Brille auftauchen. Denn die als Prototyp vorgestellten Google Glasses haben Internetanschluss. Das ruft neue und noch beunruhigendere Bedenken des Datenschutzes hervor.
Googles Homepage erklärt schlicht und einfach: »Wir entfernen nicht einfach eine Seite aus unseren Suchergebnissen, weil ihr Inhalt unbeliebt ist oder weil wir Beschwerden über sie erhalten. Wir werden jedoch Seiten von unseren Ergebnissen entfernen, wenn wir glauben, dass die Seite gegen unsere Richtlinien für Webmaster verstößt, wenn wir glauben, per Gesetz dazu verpflichtet zu sein, oder auf Antrag des Webmasters, der verantwortlich für die Seite ist.« 1 Google argumentiert, dass die Firma nicht das Sagen über das Internet habe und deshalb auch nicht einfach beliebige Inhalte aus seinen Suchergebnissen entfernen und damit für viele Nutzer praktisch unsichtbar machen kann. Wenn Suchmaschinen wie Google oder Bing in der Tat für den von ihnen indexierten Inhalt verantwortlich wären, würde dies noch viel größere Probleme aufwerfen, etwa den Vorwurf der Manipulation oder Zensur.
Aber wie können sich Menschen im Netz wehren, die sich als Opfer von Verleumdungen oder falschen Darstellungen sehen? Wenn Sie Informationen aus dem Netz entfernen wollen, bieten sich zwei Wege an: Kontaktieren Sie den Webmaster der Seite direkt und bitten Sie ihn, die monierten Inhalte zu löschen. Sobald das passiert, werden Sie früher oder später aus den Google-Suchergebnissen verschwinden, wenn das Unternehmen seinen Index turnusmäßig aktualisiert. Wenn Sie damit keinen Erfolg haben, ist die zweite Methode gefragt: Verdrängen Sie die schlechten Suchergebnisse mit positiven. Auf dieses Vorgehen, das »Reputationsmanagement«, haben sich Dienstleister
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