Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)
spezialisiert. An sie sollten Sie sich wenden, da sie sich außerdem mit Suchmaschinenoptimierung ( search engine optimization, SEO ) auskennen. Der spanische Schönheitschirurg etwa hätte die unangenehmen Links »übertönen« können, anstatt sich auf einen langen Streit mit Google einzulassen.
SEO-Experten sorgen dafür, dass schlechte oder unerwünschte Suchergebnisse auf der Liste nach unten wandern und die besten Plätze durch positive Ergebnisse aufgefüllt werden – zumindest für den Moment. Denn Suchmaschinen und SEO-Firmen liegen in einem ständigen Tauziehen, wer wen wie lange überlisten kann. Oft werden diese positiven Inhalte erst produziert, wenn der gute Ruf der Kunden schon ramponiert ist. Um ihr Image aufzupolieren, können das neue Webseiten oder Blogs sein, Lebensläufe auf LinkedIn, und die obendrein in mehreren Sprachen, oder Artikel auf Ihrer eigenen Webseite, Einträge in verschiedenen Personenverzeichnissen oder in den Gelben Seiten sowie allerlei nutzergenerierte Inhalte. Hinter der Fleißarbeit steckt Methode, denn jedes Informationshäppchen sollte suchmaschinenoptimiert sein, so dass es die unerwünschten Ergebnisse mit der Zeit tatsächlich ablöst und verdrängt.
Der Däne Paw Hellegaard ist einer dieser SEO-Zauberkünstler, die oft zu Unrecht als zwielichtige Manipulatoren abgetan werden. Er gibt zu, dass sein Handwerk bis zu einem gewissen Grad hilft, negative Einträge zu eliminieren. Allerdings kann niemand unerwünschte Informationen vollständig unter den Teppich kehren. »Viele Unternehmen sammeln Daten über uns und können über diese frei verfügen. Aber man kann sehr wohl kontrollieren, was gewöhnliche Menschen über uns im Internet sehen.« (Hellegaard 2012, Interview mit den Autoren)
Er hat unter anderem Baufirmen, Ärzten und besorgten Eltern geholfen, unerwünschte Suchergebnisse loszuwerden. »Man kann die schlechten Suchergebnisse in einer Flut von guten Nachrichten und Details ertränken, so dass Sie die schlechten Dinge nicht auf der ersten Seite der Suchanfrage finden. Denn die meisten Menschen kommen sowieso nicht über die ersten zehn Links hinaus.« (Hellegaard 2012)
Reputationsmanagement ist ein Geschäft mit der Angst, bei dem viele Kunden mit dem Argument angeworben werden, sich gegen alle Eventualitäten zu versichern. Man weiß nie, ob Google einem helfen wird, den Ruf zu schützen, oder ob es umgekehrt Mitmenschen gibt, die ihre eigene niederträchtige SEO betreiben, um sicherzustellen, dass sich die schlechten Einträge über jemanden ganz oben auf der Liste halten. Einen Versuch ist es immer wert, noch dazu, da viele dieser Monitoring-Dienste eine kostenlose Probezeit anbieten, in der man einen besseren Überblick über das bekommt, was zum eigenen Namen oder dem des Unternehmens im Netz kursiert.
Identitätsdiebstahl
Es ist schlimm genug, wenn Ihr Name im Internet angeschwärzt wird und Sie um Richtigstellung oder gar Löschung von Einträgen kämpfen müssen. Es kann jedoch noch schlimmer kommen, wenn ein Unbekannter Ihre Identität einfach übernimmt.
Karen * , eine prominente Geschäftsfrau, verblüffte eines Tages alle Kontakte in ihrem Hotmail-Adressbuch mit einer seltsamen E-Mail. Sie beschrieb darin, wie schrecklich sie sich fühlte und wie sehr sie viele Dinge, die sie in ihrem bisherigen Leben getan hatte, bedauerte. Die Botschaft war in einer ungewöhnlichen Art verfasst, die ihrem Schreibstil gar nicht ähnlich war. Viele der Empfänger dachten trotzdem, die Nachricht sei echt. Schließlich war Karen ja die Absenderin. Am nächsten Tag bemerkte sie, dass jemand ihr E-Mail-Konto gekapert hatte, und schickte eine zweite Nachricht an alle ihre Hotmail-Kontakte. Diesmal war es eine echte Nachricht der wahren Karen, in der sie vom Identitätsdiebstahl berichtete und sich entschuldigte.
»Es war eine schreckliche Erfahrung«, erinnert sich die Managerin. »Was das Ganze noch schlimmer gemacht hat, war die Tatsache, dass niemand bei Hotmail auf meine Hilferufe reagierte und mein Konto sperrte.« Die Polizei hat nie herausgefunden, was genau passierte. Nur so viel steht fest: Karens E-Mail wurde über einen Server und über das Konto einer älteren Frau aus einem osteuropäischen Land gehackt.
Wie das nächste Beispiel zeigt, ist Karen noch glimpflich davongekommen.
Die Sozialversicherungsnummer wird in vielen Ländern Europas und in den USA bei der Geburt zugewiesen und dient im täglichen Leben als Ersatz für den Personalausweis.
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