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Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Titel: Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pernille Tranberg , Steffan Heuer
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Rede.
    Nehmen Sie Facebook, das mit Abstand größte und einflussreichste soziale Netzwerk, das allein in Deutschland im Herbst 2012 mehr als 24 Millionen Nutzerkonten besaß. Sofern Sie bei den ständig wechselnden Datenschutzeinstellungen nicht immer auf dem neuesten Stand bleiben, riskieren Sie, sich gegenüber wildfremden Menschen und Unternehmen zu exponieren. Der Einzelne hat es schwer, sich gegen einen »Vermieter« wie Facebook zu wehren, der bei seinem digitalen »Haus« ab Werk bei allen Türen die Schlösser und bei allen Fenstern die Gardinen entfernt. Datenhäscherei wird dort als buntes Spiel getarnt, um mit den eigenen Freunden in Kontakt zu bleiben.
    Außerdem ist nicht jeder Freund wirklich Ihr Freund. Betrüger versuchen, Sie mit einem falschen Profil zu überlisten. Bei solchen Fakes handelt es sich übrigens fast immer um eine junge Frau mit ungewöhnlich vielen Freunden. Sind Sie erst einmal mit einem Phantom befreundet, können die Diebe Ihre Beiträge lesen, Ihre Bilder und andere Aktivitäten sehen und dank der Chronologie tief in Ihre Vergangenheit eintauchen. Beliebt ist auch der Trick, Sie auf Twitter zu erwähnen, gepaart mit einem erstaunten »Wie siehst du denn auf diesem Bild aus?«. Wer wird da nicht von der Neugier gepackt und klickt auf den mysteriösen Link, der nur einem Zweck dient: Ihr Twitter-Konto zu kapern und Ihre Kontakte als Nächstes zu attackieren.
    Wie so oft, wenn es um Privatsphäre und Identität geht, liegt die wirkliche Gefahr in der Fülle kleiner Informationen über Ihre Person und Ihr Leben, die die Angriffe über Social Media so ergiebig macht. Tausende von Puzzleteilchen einer Identität lassen sich in beliebig vielen Varianten zusammensetzen, ohne dass dabei immer das wahre Spiegelbild Ihrer Persönlichkeit entsteht. Was Ganoven und Schnüffelsoftware über Sie zusammentragen und irgendwo im Netz ablegen, kann jederzeit zu einer mit Fehlern gespickten Collage werden. Diese Gefahr der Online-Spionage mit ungeahnten Konsequenzen ist nach der Einführung der sozialen Suche oder Graph Search auf Facebook noch weiter gestiegen, denn nun lassen sich mit ein paar Klicks alle alleinstehenden Mitarbeiter einer bestimmten Firma in einer Stadt ausfindig machen, die bestimmte Hobbys haben oder einen bestimmten Musiker mögen.
    Gar nicht online zu gehen oder an keinem Dienst teilzunehmen macht Sie nicht unbedingt sicherer, denn moderne Analysesoftware greift dann einfach auf Informationen zurück, die aus Ihrem Umfeld stammen, um mehr über Sie indirekt herauszufinden. Forscher an der Universität Heidelberg haben es vorgemacht: Sie konnten anhand von Informationen, die Mitglieder eines sozialen Netzwerks veröffentlichten, mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen, wer ihre Offlinefreunde waren. 2 Mit anderen Worten: Was Ihre Bekannten auf Facebook stellen, ist Ihr Sicherheitsleck. Denn diese Einträge erlauben jedem, der Zugang zu diesen Daten hat, Rückschlüsse über Sie zu treffen, selbst wenn Sie sich nie online zeigen.
    Die Indizien mehren sich, dass sich immer mehr Menschen Gedanken über die Datenlecks machen, die in ihrem Online-Alltag klaffen. Forscher des Polytechnic Institute der New York University ermittelten, dass die Mehrheit der Facebook-Nutzer inzwischen die Liste ihrer Freunde vor der Öffentlichkeit versteckt. 3 Frauen sind demnach mehr auf ihre Privatsphäre bedacht als Männer, und die Sorge um die eigenen Daten steht in Korrelation zum Einkommen. In einer weiteren Studie der Pew-Stiftung zeigte sich, dass die Nutzer sozialer Netzwerke immer aktiver in der Beschneidung und Verwaltung ihrer Konten werden. Zwischen 2009 und 2011 hatten rund zwei Drittel aller Befragten Personen aus ihrer Freundeliste gelöscht. 4
    Eines der extremsten Beispiele, wie Informationen über Sie ein Eigenleben entwickeln können, ist der Internetdienst Spokeo. Gegründet im Jahr 2006, vermarktet sich das amerikanische Unternehmen als Personen-Suchmaschine, die »nichts mit Omas Telefonbuch zu tun hat«. 5 Spokeo kriecht durchs Netz und sammelt Informationen von mehr als 76 sozialen Netzwerken und Diensten zusammen, um daraus automatisch digitale Identitäten zu erzeugen, vom Alter, aktuellen und früheren Adressen, gelisteten und nicht gelisteten Telefonnummern, Familienstand und Stammbaum, Vermögensverhältnissen, Hobbys, religiösen und politischen Ansichten bis hin zum Musikgeschmack, Fotos und etwaigen Vorstrafen der Personen.
    Der Basisdienst mit eingeschränkten

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