Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)
Dienstleister wie Banken, Telefongesellschaften, Versicherungen oder selbst Wohnungsverwaltungsgesellschaften verwenden diese Nummer als die wichtigste Angabe, um die Identität und Bonität einer Person zu überprüfen, etwa bevor sie sie ein Konto eröffnen lassen oder einen Vertrag mit ihr abschließen. Erhält ein Unbefugter Zugang zu dieser Nummer, sind Betrug und Diebstahl Tür und Tor geöffnet.
Online-Diebe stahlen Sylvias * Sozialversicherungsnummer. In diesem Fall verwendete jemand ihre Nummer, um acht Mobilfunkkonten einzurichten. Außerdem hatte sich der Dieb Kundenkarten bei Tankstellen und Videotheken in ihrem Namen besorgt. Die Frau wurde unwissentlich Mitglied einer politischen Partei und erhielt aus heiterem Himmel eine Zahlungserinnerung nach der anderen für überfällige Gebühren, die sie nie verursacht oder autorisiert hatte. Sylvia war nahe dran, auf der schwarzen Liste eines Schuldnerregisters zu landen, was ihre Kreditwürdigkeit auf Dauer beschädigt hätte.
Die Diebe gingen allerdings zu weit, als sie Sylvias Anschrift änderten. Das Opfer wurde stutzig, als es einen Brief von seiner Versicherung bekam, dass seine Prämie steigen würde, nachdem es in ein Viertel mit einer höheren Einbruchsrate gezogen sei. »Leider machen sich viele Menschen Vorwürfe, wenn ihnen jemand die Identität stiehlt. Sie glauben, sie hätten etwas falsch gemacht«, sagt Sylvia rückblickend. »Man merkt erst, wenn man mittendrin steckt, dass man langsam paranoid wird. Man beginnt seine Beziehungen zu allen Bekannten und Freunden zu hinterfragen. Vielleicht will einer von ihnen mir schaden?«
Vom materiellen Schaden einmal abgesehen, ist Identitätsdiebstahl eine heimtückische Angelegenheit. Man muss hilflos mit ansehen, wie sich Unbekannte mit den eigenen Daten davonmachen. Die Behörden haben im obigen Fall nie einen Verdächtigen gefasst. Der Spuk fand nach mehreren Jahren ein Ende, aber das Opfer sorgt sich heute noch, dass die Diebe zurückkehren könnten, denn die haben nach wie vor seine Sozialversicherungsnummer, die sich nicht ändern lässt.
Millionen Menschen auf der ganzen Welt wird jedes Jahr die Identität gestohlen – nicht immer, aber immer häufiger, online. Allein in den USA wurden im Jahr 2011 fast zwölf Millionen Erwachsene Opfer eines Identitätsdiebstahls, und die Zahl steigt jedes Jahr. Massive Sicherheitspannen oder Hackerangriffe legen zuweilen Millionen von Kundendaten auf einen Schlag offen, die dann ihren Weg auf den Schwarzmarkt finden. Bestes Beispiel sind die Einbrüche bei Sonys Online-Entertainment-Netzwerk oder in die Rechenzentren von Kreditkartenunternehmen. Manchmal haben es Gauner auf Einzelpersonen abgesehen. Identitätsdiebstahl ist ein so gravierendes Problem, dass es in Kanada ein nationales Hilfszentrum für die Opfer von Identitätsdiebstahl gibt.
Einem Identitätsdieb zum Opfer zu fallen ist eine schockierende Erfahrung. Als ob Fremde die eigene Wohnung auf den Kopf gestellt und statt Wertgegenständen alle persönlichen Dinge mitgenommen hätten. Wie bei einem Einbruch in der analogen Welt müssen Sie als Erstes eine Bestandsaufnahme vornehmen und versuchen herauszufinden, was fehlt. Das ist bei digitalen Werten gar nicht einfach, denn ein Datensatz lässt sich unbemerkt und beliebig oft kopieren. Bis Sie ahnen, welche Details Ihres Privatlebens der Dieb entwendet haben könnte, sind Kopien bereits im Internet im Umlauf.
Gestohlene Kreditkarten, Passwörter und andere sensible Informationen können auf Hacker-Netzwerken im Sonderangebot auftauchen. Gekaperte Konten sind wie in Karens Fall ein bisschen einfacher zu erkennen, etwa wenn jemand Ihr Facebook- oder Yahoo-Konto übernimmt und Ihre Freunde mit einem der üblichen Schauermärchen belästigt: »Ich bin in London ausgeraubt worden, habe keine Kreditkarten oder Papiere, bitte überweist mir Geld an folgende Western-Union-Filiale.« Dann heißt es in Aktion treten und die üblichen Maßnahmen ergreifen: Ändern Sie Ihre Passwörter, wechseln Sie ihre EC- und Kreditkarten und halten Sie die Augen offen, ob Sie seltsame E-Mails bekommen oder unerklärliche Abbuchungen vorgenommen werden.
Ich erkenne mich nicht wieder
Soziale Medien basieren auf der – unserer Meinung nach irrigen und gefährlichen – Annahme, dass der einzelne Verbraucher seine persönlichen Daten mit anderen bereitwillig teilt und so dank Oversharing eine bessere Welt entsteht. Von der Kehrseite ist in dieser Utopie selten die
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