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Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Titel: Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pernille Tranberg , Steffan Heuer
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Begeisterung an, bevor Frust und Stress ihren Tribut fordern. Das sind perfekte Ansatzpunkte für gezielte Werbung, die Sie in einer Schwächephase antrifft.
    Die allzu sorglose Versendung Ihrer Vitalfunktionen, selbst Informationen über den Zustand Ihrer inneren Organe, hat ihren Preis. Facebook etwa erntete öffentliches Lob, als es seinen Nutzern anbot, sich als Organspender einzutragen. Wir sind da anderer Meinung und raten dringend davon ab, einem der größten Datenhäscher auch noch gesundheitliche Details preiszugeben. Selbst die Abwesenheit von Fitnessdaten ist wertvoll. Sie weisen auf einen Mangel an Disziplin hin, wenn es um körperliche Aktivität geht, oder können Indizien für gesundheitliche oder psychische Probleme sein. Mit diesen Erkenntnissen ausgerüstet, können Werbefirmen oder eine Versicherung Ihr Kundenprofil vervollständigen. Die anderen Puzzleteilchen unserer Identität haben wir ihnen ja schon bereitwillig über soziale Medien frei Haus geliefert. Am Ende posten Sie sich so um den Schutz Ihrer Krankenversicherung.
    Verfolgung im Schlaf
    Gestresste, überarbeitete Menschen haben sich mit dem Gedanken angefreundet, ihren Schlafrhythmus zu verfolgen, in der Hoffnung, ausgeruhter aufzuwachen. Die App SleepCycle zum Beispiel überwacht Ihren Schlaf, damit Sie wissen, wie lange Sie schon geschlafen haben. Legt man sich das iPhone neben das Kopfkissen, so soll diese App erkennen können, wann Sie wach oder im Tiefschlaf waren. Sie weckt Sie auf, wenn Sie gerade leicht schlafen, weil dies angeblich die beste Art ist, morgens aufzuwachen.
    Andere Programme oder Schlafsensoren verfolgen Ihre Herzfrequenz, Atmung und Bewegung. Sie werden von ihren Herstellern damit beworben, dass sie beispielsweise in Pflegeheimen eingesetzt werden können. Dort können die Tracker für Senioren verwendet werden, um zu verhindern, dass sie nachts aus dem Bett fallen oder im Gebäude umherirren.
    Ein weiteres Beispiel für die consumerization der Medizintechnik ist das Sensorarmband plus App der Marke Lark. Jeden Morgen tippt der Benutzer ein, was sie oder er gestern gemacht hat, und die App listet auf, welche Aktivitäten das Schlafverhalten am meisten beeinflussen. Stress? Training zu einem bestimmten Zeitpunkt des Tages? Licht? Basierend auf diesen Eingaben kann die App den Benutzer trainieren und ihm Benachrichtigungen senden, etwa eine freundliche Erinnerung, jetzt schlafen zu gehen.
    Solches Bio-Tracking ist nicht nur ein Zeitvertreib von Einzelpersonen. Große Unternehmen experimentieren bereits damit, indem sie derartige Geräte zu Hunderten oder Tausenden an ihre Mitarbeiter ausgeben. Zum Beispiel den wie eine Halskette aussehenden DirectLife-Anhänger des niederländischen Elektronikkonzerns Philips, der wie ein Pedometer Bewegungen erfasst, automatisch hochlädt und auf einer Webseite abbildet.
    Firmen haben handfeste Gründe für diese Großzügigkeit. Wenn Mitarbeiter auf spielerische Weise stärker motiviert werden, aktiv zu sein, kann das den allgemeinen Gesundheitszustand und die Zufriedenheit der Belegschaft steigern, was wiederum die Produktivität ankurbelt und sogar die Versicherungsprämien senkt.
    Aber wem gehören dann diese Daten, die Aussagen über Ihre Gesundheit treffen, wenn Sie ein Gerät benutzen, für das die Firma bezahlt hat? Ist es wie bei E-Mails und Dokumenten, die am Firmenrechner verfasst wurden, dann hat der Arbeitgeber das Recht, Ihr Training zu verfolgen, zu analysieren und zu speichern. Das ist in groben Zügen ohnehin schon möglich, wenn man mit seiner Magnetkarte das Firmen-Fitnessstudio aufschließt.
    Firmen wie Philips behaupten, ihr Dienst teile keine individuellen Datenprotokolle mit den Arbeitgebern und Versicherern, die die Geräte für die Mitarbeiter oder Kunden sponsern, sondern erstelle anonyme Statistiken des gesamten Nutzerpools. Informatiker sind indes der Meinung, dass es geringen Aufwandes bedarf, um gesammelte und angeblich entpersonalisierte Daten wieder in persönlich identifizierbare Informationen zurückzuverwandeln.
    Fitnesstraining und Schlaf sind nicht die einzigen Dinge, die Menschen am eigenen Leib beobachten und teilen. Wenn Sie eine Geschichte über Brustkrebs in der Tageszeitung The Guardian über dessen Facebook-App lesen und automatisch teilen, signalisieren Sie damit, dass Sie Krebs haben könnten oder Angst davor haben, oder dass Sie vielleicht eine Bekannte haben, die an Krebs leidet. Je öfter Sie online etwas über eine Krankheit lesen,

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