Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)
veröffentlichen und den Titel verleihen, wie das bei Amazon in den USA möglich ist, wird auch das selbstverständlich erfasst.
Diese Funktionen sind teilweise nützlich, etwa um die Lektüre eines langen Textes später oder auf einem anderen Gerät wieder aufzunehmen. Ebenso können Sie Ihre Lesezeichen und Notizen synchronisieren. Aber es ist zugleich ein ernster Eingriff in die Privatsphäre, der weit über die Angst hinausgeht, dass Ihre Leseliste von einem unbekannten Beobachter überwacht wird. Hier liest die Software bei jedem einzelnen Wort mit.
Im Falle von E-Books sind die jeweiligen Hardwarehersteller und bald die Verleger und sogar Autoren in der Lage zu sehen, was ihre Leser in den Büchern lesen, überfliegen und markieren. Der Kindle zeigt Ihnen heute schon, welche Passagen in einem Buch wie viele andere Leser ebenfalls markiert haben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Verlage bei der Vermarktung bestimmter Titel auf sozialen Netzwerken, etwa Nutzer ermutigen, ihre Notizen und Markierungen aus jedem Buch automatisch zu posten.
Webseiten, auf denen man der Welt seine gesamte Bibliothek zu Zwecken des »sozialen Lesens« vorführen kann, gibt es ebenfalls – was auch immer das sein soll. Aber Vorsicht: Anbieter wie Google machen ein neu angelegtes virtuelles Regal per Voreinstellung ab Werk für alle Welt sichtbar. Einigen Unternehmen wird die Idee gefallen, sehen zu können, wer eine Sammlung an Ratgebern über Schuppenflechte, Allergien oder den Eigenheimbau angelegt hat.
Schließlich verdienen die Datenlecks in Computerspielen besondere Aufmerksamkeit, egal ob es sich um sogenannte Social Games handelt, also die minutenweise Ablenkung online, oder um Konsolen, an denen man ganze Nächte verbringen kann.
Personenbezogene Daten aus Gaming-Netzwerken wie World of Warcraft oder Konsolen wie Microsofts Xbox und Nintendo Wii sind eine Fundgrube für das Data-Mining und für Hacker. Sonys Network etwa wies erhebliche Sicherheitslücken auf, so dass Unbekannte die Daten von 77 Millionen Spielern stehlen konnten. Zahlreiche Verbraucher haben überdies vergessen, dass viele ihrer Daten auf alten Konsolen, die sie wegwerfen, verkaufen oder recyceln, noch gespeichert sind. Bevor Sie ein neues Gerät kaufen, sollten Sie also nachschlagen, wie Sie das alte säubern oder den Speicher permanent zerstören.
Selbst wenn Sie die üblichen Vorsichtsmaßnahmen treffen – Ihre Passwörter regelmäßig ändern und ein altes Gerät sicher entsorgen –, werden Online-Spiele mehr denn je zu einem Spielplatz der Datenhäscher werden. Einige Firmen bieten Werbekunden an, Rabattcoupons direkt in Spiele für Facebook oder das Smartphone einzubauen. Wer sich heute in die nächste Ebene kegelt oder schießt, kann zur Belohnung gleich seine Daten preisgeben.
Die beliebte Kinect-Erweiterung von Microsoft ist ein schwarzes Rechteck, das sich an eine Xbox-Konsole und Windows-Rechner anschließen lässt, um sie zu Geräten mit mehreren Sinnen zu machen. Kinect erkennt nicht nur Gesten und einzelne Spieler, die sich vor seinen Kameras und Sensoren bewegen. Die Box verfügt außerdem über einzigartige Fähigkeiten, um detaillierte biometrische Daten von jedem Menschen zu erfassen, der vor ihr steht. Ihre Mikrofone können theoretisch schon heute alle Geräusche in Hörweite aufzeichnen und sie an Werbekunden übermitteln, die dafür zahlen. Das Gerät kann Gesichter erkennen und Videos aus Ihrem Wohnzimmer oder Kinderzimmer übertragen. So weiß Kinect etwa, wie viele Menschen im Wohnzimmer sind und wer was tut, wenn die Familie einen Werbespot sieht. Nachdem sich Programmierer dieser unerhörten Spionagefunktionen rühmten, ruderte Microsoft zurück und erklärte, keine der von Kinect erfassten Daten für gezielte Werbung zu benutzen. 14 Stimmt das? Der unablässige Innovationszyklus sollte uns inzwischen gelehrt haben, dass die meisten entwickelten Hardware- und Softwarefunktionen früher oder später auch verwendet werden, vor allem, wenn sich damit Geld verdienen lässt.
Ein letzter Hinweis im Hinblick auf Gaming: Es ist ungemein schwer, bei Social Games eine angemessene digitale Selbstverteidigung zu praktizieren. Die Rede ist von Spielen, die in ein soziales Netzwerk eingebettet oder eine eigenständige App sind, wie das bei Titeln von Wooga oder Zynga für Facebook bzw. Angry Birds der finnischen Firma Rovio der Fall ist. Alle diese Spiele saugen Ihre persönlichen Informationen ab, eine Prämie oder eine Ebene nach
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