Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Titel: Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pernille Tranberg , Steffan Heuer
Vom Netzwerk:
es, Nutzerdaten für die hauseigene Produktentwicklung und für interessierte Dritte zugängig zu machen. 4
    Noch größere Hoffnungen setzen Technologen in die preiswerte und vernetzte Analyse unseres Erbgutes. Einer der Vorreiter in diesem Bereich ist 23andMe.com , das von Anne Wojcicki, der Ehefrau von Sergey Brin, einem der beiden Google-Gründer, ins Leben gerufen wurde. Das Geschäftsmodell könnte man als DNA-Datenhäscherei bezeichnen. Die Kunden schicken eine Speichelprobe ein, zahlen 99 Dollar und erhalten sechs Wochen später per E-Mail einen Link zu ihren Testergebnissen. 23andMe konzentriert sich auf die Auswertung von ausgesuchten Bereichen Ihres genetischen Codes und verspricht Einblicke in Risikofaktoren von 93 Krankheiten, Unverträglichkeitsreaktionen auf bestimmte Medikamente sowie in die geografische Herkunft Ihrer Vorfahren.
    Das Unternehmen stellt Ihnen anheim, ob Sie einen Teil Ihres Profils teilen und in Kontakt mit anderen bereits gescannten Mitgliedern treten wollen, mit denen Sie genetisch entfernt verwandt sind. Die US-Arzneimittelaufsicht Food and Drug Administration hat 23andme und seine Mitbewerber wegen irreführender Werbung ins Visier genommen, doch das Geschäft mit der genetischen Analyse als Verbraucherdienstleistung boomt. So bietet selbst Yahoo Japan inzwischen ein Genetik-Kit für zu Hause an. 5 Was die Empfänger dieser Informationen mit den Ergebnissen tun, ob sie sie verstehen und interpretieren können, bleibt offen. Ganz zu schweigen von dem Missbrauchspotenzial, wenn Unbefugte Zugriff auf die komplette Genomanalyse bekommen sollten.
    Genetische Diskriminierung
    Genetische Profile und der Austausch von Gesundheitsdaten bergen viele Risiken für den Einzelnen. Lassen wir die Nützlichkeit für diagnostische oder präventive Zwecke einmal beiseite, dann stellt sich die Frage, ob Ihre hochsensiblen DNA-Profile irgendwo auf einem Server gespeichert werden sollen, geschützt mit einem einzigen Passwort? Was passiert mit den Daten, wenn der Anbieter wechselt, der Service abgeschaltet wird oder an einen Partner oder Eigentümer übergeht, der vom Data-Mining oder von Werbung lebt?
    Eine noch größere Gefahr solcher Profile besteht in der medizinischen oder genetischen Diskriminierung. Was passiert, wenn Unternehmen Menschen auf der Basis ihrer Erbanlagen auswählen oder überprüfen? Die Kaffeetasse vom Bewerbungsgespräch liefert bereits genug Material für eine heimliche Analyse. Arbeitgeber könnten Gendatenbanken auswerten, um Bewerber einzustellen oder gar nicht erst zum Gespräch einzuladen. Einzelhändler könnten bestimmten Kunden ein besseres Angebot machen, weil sie eine bessere langfristige Umsatzquelle sind. Partner würden einander den Laufpass geben, wenn sie herausfinden, dass er oder sie ein erhöhtes Risiko hat, an Krebs zu erkranken oder ein Alkoholproblem zu entwickeln. Der Teufel liegt im Detail der Wahrscheinlichkeitsrechnung: Viele Menschen, für deren Profil ein solcher Dienst ein höheres Risiko berechnet, werden diskriminiert, obwohl eine bestimmte Krankheit bei ihnen nie ausbrechen wird.
    Wir werden in Zukunft mit der Auswertung genetischer Analysen zu Marketingzwecken konfrontiert werden, da die dazu erforderliche Technologie immer billiger und zu einem Massenprodukt werden wird. Tatsächlich arbeiten Unternehmen und Forscher bereits an Ideen, wie sie die genetische Information potenzieller Kunden verwerten können. Beispielsweise könnte ein Hersteller von Verbrauchsgütern die Hautschuppen sammeln und analysieren, die Kunden in einem Supermarkt hinterlassen, wenn sie die Verpackungen seiner Produkte anfassen. Einige Visionäre behaupten, dass genetisches Marketing unausweichlich auf dem Vormarsch ist. Deshalb sei es unmöglich, seine DNA für sich behalten zu wollen. Tag für Tag und Schritt für Schritt hinterlassen wir DNA-Spuren, die nur darauf warten, mit unseren »digitalen Abgasen« kombiniert zu werden. Mindestens eine neue Firma namens Miinome hat dafür schon eine Geschäftsidee entwickelt. Sie will einen Maklerdienst für Verbraucher anbieten, die ihre genetischen Informationen gegen bare Münze vermieten wollen.
    Bis es so weit ist, drohen uns reichlich herkömmliche Gefahren. Man kann bereits viel über das Leben und die Gesundheit seiner Mitmenschen herausfinden, wenn man nur aufmerksam die sozialen Medien verfolgt. Peter Leone, Professor an der University of North Carolina, hat herausgefunden, dass sich der Freundeskreis und die

Weitere Kostenlose Bücher