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Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Titel: Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pernille Tranberg , Steffan Heuer
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Lügengeschichte aufgeflogen.
    Obendrein ist Facebook im Vergleich zu vielen spezialisierten Seiten ein »Gratis«-Dienst, weil kein Geld den Besitzer wechselt. Sie können in der Regel tief in persönliche Informationen über Ihre Zielperson eintauchen, da die meisten immer noch allzu großzügig viele private Details aus seinem oder ihrem Leben teilen. Die vom Anbieter zwangsverordnete Chronik leistet diesem Datenleck noch Vorschub.
    Aber manchmal teilen Zeitgenossen auf Partnersuche zu viel mit, wie der Mann, der auf einem Bild neben einer Frau – und einer Hochzeitstorte – zu sehen war. Seine Exfrau, von der er noch nicht geschieden war, nutzte das, und ihr Noch-Ehemann wurde in den USA wegen Bigamie zu einer Geldbuße und einer Haftstrafe verurteilt.
    Facebook will so viel wie möglich über Ihre Beziehungen wissen, denn Klatsch und Tratsch sind seit jeher ein wichtiges Kommunikationsthema in jeder Gesellschaft. Schließlich ging auch Facebook aus einem Jahrbuch für College-Studenten hervor, in dem die heißesten Frauen bewertet werden sollten. Auf dieser Neugier basieren auch Tausende von Apps, die in diesem privaten Netzwerk laufen, um Partner oder Gleichgesinnte zu finden oder einfach nur andere Mitglieder zu beäugen. Warum? Ein Grund ist die Psychologie der gezielten Werbung: Eine Änderung im Beziehungsstatus ist oft ein lebensveränderndes Erlebnis, das Sie viel anfälliger dafür macht, tief in die Tasche zu greifen und Ihre Einkaufsgewohnheiten zu ändern – ein perfekter Ansatzpunkt für Reklame. Verlobungen, Hochzeiten und Geburten rangieren ganz oben auf der Liste der Ereignisse, für die Menschen über Gebühr Geld ausgeben, wie wir in Kapitel 7 gesehen haben. Wenn man Verbraucher im richtigen Moment erwischt, kann man eine lukrative Beziehung für die kommenden Jahre zementieren. Diese Art der Interessentengewinung oder »Leadgenerierung« und kostenlosen Kundensegmentierung ist Vermarktern und Werbetreibenden viel wert.
    Aber Facebook prahlt auch gerne mit seinen Kenntnissen über unser Liebesleben, um sich als ultimative Adresse für demografische Einblicke und Data-Mining zu präsentieren, die nicht nur Werber, sondern auch Akademiker ernst nehmen sollten. Soziologen können beispielsweise vom Zugriff auf solche Datenmengen sonst nur träumen oder müssen Testkandidaten für teures Geld auftreiben. Netzwerkdaten von 2010 und 2011 zeigen zum Beispiel, dass die besten Tage, um Beziehungen zu starten, der 14. und 15. Februar sind – also um den Valentinstag herum – oder der 24. und 25. Dezember. Die Sommermonate sind in der Regel für neue Beziehungen schlecht, während Sonntag und Montag Spitzenzeiten für neue Romanzen sind. 1 Selbst welche Lieder Verliebte hören, bleibt der Firma nicht verborgen.
    Facebook behauptet, mit 33-prozentiger Wahrscheinlichkeit vorhersagen zu können, wann Sie mit Ihrem Partner Schluss machen werden. 2 Wer weiß, vielleicht tragen auch Ihre Meldungen zu diesen Erkenntnissen bei. Doch vermitteln sie wirklich sinnvolle Informationen darüber, wie wir Menschen flirten und uns binden? Oder sind es nur Daten, die um ihrer selbst willen aufbereitet und analysiert werden, weil eine Statistik attraktiv ist und als Rechtfertigung für ganz andere Punkte auf der Tagesordnung eines gewinnorientierten Unternehmens dient?
    Viele Menschen verraten offensichtlich viel über ihre Romanzen auf Facebook. Sie meinen, alte Nachrichten und Liebesbriefe seien sicher in ihrem Posteingang oder »Gesendet«-Fach gespeichert. Alte Status-Updates sind aus den Augen und damit aus dem Sinn. Man könnte fast glauben, Sie seien auf der sicheren Seite, wenn Sie alle Datenschutzeinstellungen für Ihr Profil aktiviert haben. Doch man sollte daran denken, dass das Titelbild auf Ihrer Chronik und Ihr Geschlecht immer öffentliche Informationen sind.
    Warum also sind wir so unvorsichtig? Weil wir nicht anders können, sagen Neurowissenschaftler an der Harvard University. Laut einer Studie von 2012 löst die Offenlegung von Informationen über uns selbst das gleiche Gefühl der Ekstase und Freude in unserem Gehirn aus, das uns sonst Essen, Geld oder Sex schenken. Es ist natürlich eine Frage der Abstufung, aber die wissenschaftliche Untersuchung macht deutlich, dass unser Gehirn ein gewisses Maß an Exhibitionismus als eine lohnende Erfahrung abspeichert. 3
    Beweise für Ihre romantischen Verwicklungen auf Facebook zu hinterlassen oder sie dort sogar offenzulegen, ist eine ausgesprochen schlechte

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