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Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Titel: Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pernille Tranberg , Steffan Heuer
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Idee, warnt Christopher Soghoian, ein Sicherheits- und Datenschutzforscher in Washington.
    »Scheidungsanwälte benutzen Facebook routinemäßig«, erklärt er. »Wenn ein Paar sich scheiden lässt und einer von ihnen denkt, der andere betrügt ihn, dann holt sich der Anwalt als Erstes eine gerichtliche Anordnung und kontaktiert Facebook, um herauszufinden, wer Ihre Freunde sind, wie Sie Nachrichten austauschen. Dabei kommen auch viele andere Details ans Tageslicht, etwa wo genau Sie sich an einem bestimmten Morgen eingeloggt haben: wirklich zu Hause oder vom Haus eines anderen.« 4
    Laut Soghoian verschaffen sich Anwälte ebenso Zugang zu den Daten von Mautstationen, Suchanfragen oder anderen Daten bei Google und überall sonst im Internet. Regierungsbehörden sind genauso sammelwütig, Anwälte haben also nur gleichgezogen und festgestellt, wie viel belastendes Material ihnen frei Haus geliefert wird.
    Um es noch einmal zu sagen: Unternehmen mögen ihre »Datenschutzrichtlinien« ins Netz stellen, aber letzten Endes ist so gut wie nichts im Internet wirklich privat. Eine Studie von X1 Discovery, einem amerikanischen Unternehmen, das sich auf Data-Mining von sozialen Medien für Anwälte spezialisiert hat, belegt, dass das Abgreifen von Informationen aus diesen Medien für Zivilklagen auf dem Vormarsch ist. X1 Discovery fand zwischen 2010 und 2011 fast 700 Fälle, in denen Beweise aus nur vier großen Social-Media-Diensten eine entscheidende Rolle spielten. 5 Eine zweite Erhebung aus Großbritannien förderte zutage, dass bereits mehr als ein Drittel der Scheidungen, die im Jahr 2011 eingereicht wurden, das Wort »Facebook« in den Unterlagen enthielt. 6
    Hüten Sie sich vor Facebook-Apps
    Zu den größten Risiken für Datenlecks, die Ihrer Identität schaden könnten, gehören Tausende von sogenannten social apps , die auf Facebook laufen. Wenn Sie diese installieren, werden Sie um Erlaubnis gefragt, auf bestimmte Angaben von Ihnen zugreifen zu dürfen. Wer aber liest wirklich das Kleingedruckte, wenn man begierig darauf ist, sich durchzuklicken, um zu sehen, womit sich ein Freund bereits amüsiert oder was eine kokette Bekanntschaft geschickt hat? Deswegen heißt die an dieses Prozedere angelehnte Form der Kundenakquise auch virales Marketing – sie infiziert einen nach dem anderen.
    Seien Sie skeptisch gegenüber allen Facebook-Apps, schon bevor Sie sie herunterladen, wie in Kapitel 4 beschrieben. Das Flirtspiel für Freunde oder alle tollen Jungs und Mädchen in einer Stadt, wie es zum Beispiel der Hamburger Anbieter Meet One offeriert, stellt auch dann schon ein Risiko dar, wenn man sich nur mit seiner Facebook-Kennung auf dessen Seite einloggt.
    Neue Dienste, wie der App-Advisor des Münchner Anbieters secure.me , haben ein wachsames Auge auf mehr als eine halbe Million solcher Programme. Sie laufen im Hintergrund im Browser und können Sie vor verdächtigen Apps warnen. Wenn Sie es bereuen, sich irgendwo eingeloggt zu haben, oder eine App entfernen wollen, liegt allerdings ein mühsamer Prozess vor Ihnen: Sie können die Informationen, auf die Sie einer App erlaubt haben zuzugreifen, nur entfernen, indem Sie den App-Hersteller kontaktieren und ihn bitten, sie zu löschen. Die Anbieter sind theoretisch dazu verpflichtet, diesem Wunsch nachzukommen. Facebook wird Ihnen bei diesen digitalen Aufräumarbeiten nicht helfen.
    Ein besonders krasses Beispiel dafür, was passiert, wenn große und kleine Datenlecks zusammenkommen, ist eine App namens Girls Around Me, die im Frühjahr 2012 eine Welle des kollektiven Abscheus auslöste. Vorwiegend Männer luden sie auf ihr Smartphone und verknüpften sie mit ihrem Facebook-Konto. Plötzlich erschienen wie von Zauberhand die Profile und Details von Frauen in ihrer unmittelbaren Umgebung. Sie waren wildfremd, aber erfüllten ein paar Bedingungen: Sie hatten ebenfalls ein Facebook-Konto, standen in derselben Bar oder auf der anderen Straßenseite im Café und hatten sich bei dem standortbasierten Dienst Foursquare eingecheckt. Die implizite Botschaft war klar: Diese Damen suchten bestimmt ein bisschen Action, wenn sie in der App erschienen!
    Keine der dort gelisteten Frauen hatte allerdings, irgendeine Bereitschaft kundgetan, einen Mann kennenlernen zu wollen, sondern es war nur eine Software. Sie bastelte automatisch eine Verknüpfung, ein Mash-up aus den ungeschützten Datenströmen mehrerer Dienste. Wie genau funktioniert diese Verknüpfung? Die App sammelt Profilbilder

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