Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)
gerade Pornoseiten die Privatsphäre ihrer Besucher gefährden. Laut einer Untersuchung des International Secure System Lab aus dem Jahr 2010 war zwar nur eine von 30 Pornoseiten mit Adware, Spyware und Viren vermint. 9 Ein großer Teil der XXX-Seiten betreibt allerdings weniger gefährliche, aber sehr lästige Praktiken, bei denen Software die Nutzer vom Verlassen der Webseite abhält oder auf andere Seiten zwangsumleitet.
Andererseits wissen viele Pornonutzer, wie sie sich selbst schützen können, weil sie Angst haben, zu Hause oder im Büro erwischt zu werden. Sie haben gelernt, ihre Sicherheitssoftware regelmäßig zu aktualisieren, Cookies und Pop-up-Anzeigen zu blockieren sowie im Sicherheitsmodus zu surfen, so dass wenigstens ihre Web-Geschichte nicht auf ihrem Rechner gespeichert ist.
Flirt-Webseiten und Apps können jedoch auch aus anderen Gründen problematisch oder sogar gefährlich sein, indem sie schwarze Schafe und Kriminelle anziehen. Ein Beispiel ist die Flirt-App Skout. Das in San Francisco ansässige Unternehmen verbindet Menschen mit Unbekannten in derselben Stadt und wurde millionenfach heruntergeladen. Als das Unternehmen herausfand, wie viele Minderjährige die App benutzten, erstellte es einen geschützten Service für 12- bis 17-Jährige. Die gut gemeinte Idee verfehlte leider ihr Ziel. Der Teenagertreff stellte sich als Magnet für Online-Kriminelle heraus und führte zu drei Vergewaltigungsfällen von einem Jungen und zwei Mädchen im Alter von 12 bis 15 Jahren. Da Pädophile den geschützten Bereich missbraucht hatten, musste Skout vorübergehend stillgelegt werden, um seine Sicherheitseinstellungen zu überprüfen.
Geben Sie sich lieber zugeknöpft
Wenn Informationen über das Sexualleben von Personen online enthüllt werden, geschieht es meist wegen eigenen Fehlverhaltens oder vorsätzlich böswilliger Handlungen von Menschen aus ihrem Umfeld. Das zeigen diese vier Beispiele, bei denen wir absichtlich die Namen und Orte weggelassen haben:
Eine Frau filmte die ersten Schritte ihres Kindes. Sie teilte den Clip auf Facebook und meldete sich ab. Am nächsten Tag bemerkte sie, dass sie aus Versehen auch ein weiteres Video von ihrer Festplatte veröffentlicht hatte, das sie und ihren Mann beim Sex zeigte. Ihre Pinnwand wurde mit Kommentaren von seinen Freunden und Kollegen überflutet.
Frisch verliebt hatte sich eine Frau nackt, gefesselt und mit gespreizten Beinen von ihrem Freund fotografieren lassen. Jahre später, nachdem sie sich getrennt hatten, nahm ihr Expartner Rache. Er verteilte die alten Bilder im Internet und auf Flugblättern, die er an Fahrrädern und anderen Orten rund um ihren Arbeitsplatz anbrachte.
Ein homosexueller Student sprang von einer Brücke in den Tod, nachdem ein Mitbewohner ein heimlich gefilmtes Video von ihm veröffentlicht hatte, das ihn beim Sex mit einem anderen Mann zeigte. Noch schlimmer war, dass der Mitbewohner Twitter verwendet hatte, um den Film auch noch zu bewerben. Er wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt. Das Entsetzen über den Selbstmord, zu dem der Missbrauch sozialer Medien erheblich beitrug, löste immerhin eine breite Bewegung gegen diese (homophobe) Art des Cybermobbings aus.
Am Ende des Schuljahres begingen 500 Eltern und Lehrer mit den Schülern die Abschlussfeier. Auf der Leinwand auf der Bühne wurde ein Film gezeigt, der einen Schulabgänger beim Sex mit einem Mädchen zeigte. Sie hatte weder die Schule besucht noch hatte sie zugestimmt, den Clip zu veröffentlichen. Wie sich herausstellte, wusste das Paar nicht einmal, dass es gefilmt worden war.
Die Idee eines Flirts ohne Konsequenzen oder Zeugen können Sie online vergessen. Dating- und Verkupplungsdienste und -apps versuchen zwar, die Illusion von einer kleinen, dunklen und anonymen Ecke zu schaffen. Wer vor seinem Bildschirm oder am Handy sitzt, fällt leicht darauf herein. Aber selbst wenn keine Menschen zusehen, liest Software früher oder später bei jedem Wort mit. Wenn wir online gehen, bleiben deshalb viele der Vorsichtsmaßnahmen auf der Strecke, die wir im analogen Leben verwenden. Bevor Sie sich offline einem völlig Fremden öffnen, nehmen Sie sich Zeit, die Person zu beurteilen, sich ein Bild von ihrem Charakter, ihrer Aufrichtigkeit und Vertrauenswürdigkeit zu machen. Niemand verrät einem Flirt an der Bar im ersten Satz, wo er zur Schule gegangen ist, dass er an diversen Allergien leidet und frisch geschieden ist.
Das Netz stellt Entscheidungsprozesse des
Weitere Kostenlose Bücher