Michel bringt die Welt in Ordnung
spielte, es sei ein Boot auf dem Meer. Dann pumpte er den ganzen Trog voll und spielte, das Boot sei leck und schrecklich voll Wasser. Ida wurde von oben bis unten nass und sie fand es lustig. Danach schoss Michel mit seinem Flitzbogen auf eine Schüssel mit Rhabarberkrem, die seine Mama zum Abkühlen in das Fenster der Speisekammer gestellt hatte. Er wollte nur sehen, ob er treffen konnte; dass die Schüssel auseinander brechen würde, hatte er nicht erwartet, aber das tat sie. Und da war Michel froh, dass sein Papa weit weg auf dem Roggenfeld war. Seine Mama ließ ihn nur eine kurze Zeit im Tischlerschuppen sitzen, einerseits, weil er ihr Leid tat, und andererseits, weil sie ihn brauchte, damit er den Kaffee zu den Ernteleuten brachte. Den wollten sie draußen auf den Feldern haben, so war das in ganz Lönneberga und in ganz Småland und auf allen Höfen waren es die Kinder, die den Kaffee hinaus aufs Feld trugen.
Anmutige Boten waren sie wahrhaftig, diese Smålandkinder, wie sie mit ihren Kaffeekörben durch Wäldchen und über Wiesen auf sich schlängelnden Pfaden daherkamen, die alle bei einem kleinen mageren Ackerflecken endeten, so angefüllt mit Steinhaufen, dass man darüber weinen konnte. Die Smålandkinder weinten natürlich nicht, denn zwischen den Steinen wuchsen viele Walderdbeeren, und Walderdbeeren mochten sie gern.
An diesem Tag wurden also Michel und Ida auch mit Kaffee losgeschickt. Sie trabten rechtzeitig von zu Hause los und trugen den Korb behutsam zwischen sich und kamen gut voran. Aber mit Michel war das so, dass er nie den geraden Weg nahm, er suchte Schlängelwege, hierhin und dorthin, wo es etwas zu sehen gab. Und wohin Michel ging, dahin ging auch Ida. Heute machte Michel unter anderem den Umweg zum Sumpf hinunter. Da gab es reichlich Frösche und er fand tatsächlich auch jetzt einen. Er wollte ihn gern näher studieren, außerdem meinte er, dass der Frosch vielleicht etwas Abwechslung brauche und nicht den ganzen Tag im Sumpf sitzen solle. Deshalb steckte er ihn in den Kaffeekorb und schloss den Deckel über ihm – nun war er sicher verwahrt.
»Wohin soll ich ihn sonst stecken?«, sagte Michel, als Ida fragte, ob es wirklich gut sei, den Frosch ausgerechnet in den Kaffeekorb zu setzen. »In den Hosentaschen habe ich doch Löcher. Übrigens will ich ihn auch nur ein Weilchen behalten. Später kann er wieder in den Sumpf zurück«, sagte er, der verständige Junge.
Hinten auf dem Roggenfeld mähten Michels Papa und Alfred mit ihren Sensen und hinter ihnen gingen Lina und Krösa-Maja und rafften die Roggenhalme zusammen und banden sie zu Garben. So wurde es damals gemacht.
Als Michel und Ida endlich mit dem Kaffeekorb auftauchten, wurden sie von ihrem Papa nicht als anmutige Boten begrüßt, im Gegenteil, sie wurden ausgeschimpft, weil sie so spät kamen. Wenn Kaffeezeit war, hatte der Kaffee auf die Minute pünktlich da zu sein.
»Ja, aber jetzt wird uns ein Schlückchen gut tun«, sagte Alfred, der es gut meinte und Michels Papa auf andere Gedanken bringen wollte. Und wenn du jemals an einem warmen Augusttag in der Gegend von Lönneberga bei einer Kaffeepause draußen auf dem Acker dabei gewesen
bist, dann weißt du, wie schön es ist, wenn man bei einem besonnten Steinhaufen zusammensitzt, redet und Kaffee trinkt und Butterbrote isst und sich ausruht. Aber Michels Papa war immer noch wütend und es wurde nicht besser, als er den Korb an sich riss und den Deckel hob. Denn da sprang der Frosch genau auf ihn zu und verschwand in seinem Hemd, das er wegen der Hitze über der Brust aufgeknöpft trug.
Der kleine Frosch hatte so kalte Füße, und das fand Michels Papa ekelhaft. Vor Unbehagen fuchtelte er mit den Armen und dabei traf er unglücklicherweise die Kaffeekanne und die fiel um. Michel hob sie aber unheimlich schnell auf, sodass nur wenig Kaffee auslaufen konnte. Der Frosch war nicht zu sehen. Der war vor lauter Schreck hinunter in die Hosen von Michels Papa gerutscht und als der das fühlte, wurde er vollkommen wild. Er stieß mit den Beinen um sich, um den Frosch aus dem Hosenbein zu schütteln, aber leider war die Kaffeekanne wieder im Weg. Sie bekam einen Stoß und fiel um und wäre Michel nicht gewesen, der sie schnell aufrichtete, dann hätten sie eine Kaffeepause ohne Kaffee gehabt, und das wäre traurig gewesen.
Dem Frosch lag wirklich nichts daran dort zu bleiben, wo er war. Er rutschte also aus dem Hosenbein heraus und Michel packte ihn.
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