Michel bringt die Welt in Ordnung
Aber sein Papa war immer noch wütend. Er glaubte, das mit dem Frosch sei einer der üblichen Streiche von Michel, und das war es doch nun wirklich nicht. Michel hatte gedacht, dass Lina den Korb öffnen würde und vielleicht entzückt wäre, einen kleinen süßen Frosch zu erblicken. Ich erwähne das alles nur, damit du verstehst, dass Michel es nicht immer leicht hatte und manchmal die Schuld bekam für Streiche, die keine Streiche waren. Was glaubte denn zum Beispiel Michels Papa, wohin Michel den Frosch hätte stecken sollen, wenn doch Löcher in seinen beiden Hosentaschen waren?
Lina sagte ja ständig von Michel: »Er macht nur immer Unfug, dieser Junge. So einen Bengel wie den hab ich noch nie gesehn. Und wenn er selbst keinen Unfug macht, passiert trotzdem noch genug mit ihm!«
Passiert trotzdem noch genug – da hatte Lina wahre Worte gesprochen! Sie wurden durch das bestätigt, was später am selben Tag noch geschah.
Man kann es kaum erzählen, was Michel da passierte. Es war so schlimm, dass ganz Lönneberga noch lange danach darüber stöhnte und jammerte. Und alles passierte nur, weil Michels Mama so eine tüchtige Hausfrau war und es ausgerechnet in diesem Jahr so viele Kirschen auf Katthult gab. Aber für all das konnte Michel ja nichts, nein, es passierte eben trotzdem.
Michels Mama war unvergleichlich im Einmachen und Saftkochen und Einkochen und Aufbewahren von allem, was im Wald zu finden war oder was daheim im Garten wuchs. Sie pflückte Preiselbeeren, Blaubeeren und Himbeeren, so viel sie konnte. Sie kochte Apfelmus und Ingwerbirnen ein und machte Johannisbeergelee und Stachelbeerkompott und Kirschsaft, und sie achtete darauf, den ganzen Winter über getrocknete Früchte für ihre guten Fruchtsuppen zu haben. Im großen Ofen in der Küche dörrte sie Äpfel, Birnen und Kirschen und schüttete sie in weiße Leinenbeutel, die sie unter dem Dach in der Vorratskammer aufhängte. Ja, es war eine Freude, diese Vorratskammer zu sehen.
Mitten in der Kirschenernte kam die feine Frau Petrell aus Vimmerby zu Besuch nach Katthult und da beklagte sich Michels Mama ein bisschen wegen der vielen gesegneten Kirschen, mit denen sie bald nichts mehr anzufangen wusste.
»Sie sollten Kirschwein ansetzen«, sagte Frau Petrell.
»Nein, davor bewahre mich der Himmel«, sagte Michels Mama.
Von Kirschwein wollte sie nichts hören. Katthult war ein nüchterner Platz. Michels Papa nippte nie an starken Getränken, er trank nicht mal Bier. Allerdings – wenn er eingeladen wurde, auf Märkten und so, da konnte er nicht gut ablehnen. Was sollte er machen, wenn jemand ihn zum Bier einlud, zu einer oder zwei Flaschen vielleicht! Er konnte sich doch schnell ausrechnen, dass zwei Flaschen Bier dreißig Öre kosteten, und dreißig Öre kann man nicht ohne weiteres wegwerfen. Da gab es nur eins: trinken, ob er wollte oder nicht. Kirschwein aber würde er niemals anrühren. Das wusste Michels Mama und sie sagte es Frau Petrell. Aber Frau Petrell meinte, auch wenn auf Katthult niemand Wein tränke, gäbe es doch andere Leute, die nichts gegen ein Gläschen einzuwenden hätten. Sie selbst hätte sehr, sehr gern einige Flaschen Kirschwein gehabt – und warum sollte da Michels Mama nicht in aller Stille einen Krug Kirschen in einer versteckten Ecke des Kartoffelkellers zum Gären ansetzen! Nach der Gärzeit wollte Frau Petrell wiederkommen und ihren Wein abholen und gut dafür bezahlen, sagte sie.
Es fiel Michels Mama immer schwer nein zu sagen, wenn jemand sie um etwas bat, außerdem war sie, wie gesagt, eine sehr tüchtige Hausfrau, die nichts umkommen lassen konnte. Getrocknete Kirschen hatte sie schon mehr, als sie brauchen konnte. Plötzlich, ohne dass sie richtig wusste, wie es geschah, hatte sie Frau Petrell versprochen Kirschwein für sie zu machen. Michels Mama war aber nicht für Heimlichkeiten, sie erzählte also Michels Papa davon. Der murrte zuerst, aber schließlich sagte er:
»Mach, was du willst! Was hat sie übrigens gesagt, wie viel will sie bezahlen?«
Darüber hatte Frau Petrell nicht genauer gesprochen. Aber nun, nachdem ihr Wein mehrere Wochen im Kartoffelkeller gestanden hatte und gegoren war, fand Michels Mama gerade an diesem Augusttag, dass er fertig sei. Jetzt war es Zeit, ihn in Flaschen zu füllen. Es passte ihr gut, das zu tun, während Michels Papa draußen auf dem Roggenfeld war, fand sie. Dann sah er es nicht und brauchte sich nicht sündig und verderbt vorzukommen, weil in seinem Haus
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