Michel bringt die Welt in Ordnung
Guttemplerhaus,
und da wurd ein Mensch aus dem Säuferschwein.
Jetzt hat er versprochen, ewig nüchtern zu sein,
und nun hat er das Schwein, das er vorher selber war.«
Ein dümmeres Lied kann man sich nicht vorstellen.
»Und nun hat er das Schwein, das er vorher selber war«, das ist so dumm, dass nur Lina es sich ausdenken konnte. Sie verstand es eben nicht besser.
Und dann war es Zeit für Alfred und Lina, sich zusammen mit Michels Papa und Krösa-Maja wieder auf den Weg zum Roggenfeld zu machen.
Michels Mama blieb mit den Kindern allein zu Hause. Sie war damit ganz zufrieden, denn heute wollte Frau Petrell kommen und ihre Weinflaschen abholen, und Michels Mama wollte nicht gern, dass Michels Papa dann in der Nähe war!
Wenn die Flaschen nur erst aus dem Hause wären, dachte Michels Mama, während sie sich in der Küche beschäftigte. Frau Petrell konnte jeden Augenblick kommen. Gleich müsste sie das Geräusch der Wagenräder vom Weg her hören. Aber seltsam, es war ganz etwas anderes, was sie hörte – ein Lärm vom Kartoffelkeller wie von zerspringendem Glas.
Sie guckte aus dem Fenster und sah Michel. Er hatte den Schürhaken in der Hand, eine Reihe Weinflaschen vor sich. Eine nach der anderen zerschlug er, dass die Splitter flogen und der Wein floss.
Michels Mama riss das Fenster auf und schrie:
»Was in aller Welt machst du da, Michel?«
Michel unterbrach sein Werk nur kurz, um seiner Mutter zu antworten:
»Ich arbeite für die Nüchternheit. Ich dachte, dass ich mit Frau Petrell anfange!«
Einige Tage aus Michels Leben,
an denen er zum Teil allen möglichen
Kleinunfug machte, zum Teil aber
auch gute Sachen
An diesen verruchten Kirschwein erinnerte man sich in Lönneberga noch lange. Michels Mama aber wollte ihn so schnell wie möglich vergessen. In dem blauen Schreibheft erwähnte sie mit keinem Wort, wie es an diesem unglückseligen 10. August um Michel stand. Es war wohl allzu schrecklich und sie brachte es nicht übers Herz es aufzuschreiben. Aber am 11. August machte sie eine kleine Eintragung und wenn man ohne vorherige Warnung liest, was sie da geschrieben hat, dann ist es unvermeidlich, dass man zusammenzuckt. »Gott steh mir bei mit diesem Jungen, aber heute war er wenigstens nüchtern.« So steht es geschrieben. Kein Wort mehr. Was soll man nun glauben? Man muss ja geradezu annehmen, dass sich Michel selten in nüchternem Zustand befand. Ich finde wirklich, Michels Mama hätte erzählen sollen, wie das alles zusammenhing. Aber sie konnte es wohl, wie gesagt, nicht übers Herz bringen.
Am 15. August findet sich auch eine Aufzeichnung. Da schrieb sie Folgendes:
»Heute Nacht waren Michel und Alfred draußen, um Krebse zu fangen. Sie fingen 33 Dutzend. Aber nachher dann, ja, armes Herze … «
Dreiunddreißig Dutzend – hat man schon jemals so etwas gehört? Das ist eine Heidenmenge Krebse. Rechne selbst nach, dann wirst du wissen, wie viel Stück es waren. Da hatte Michel eine fröhliche Nacht, kann ich dir sagen. Und wenn du einmal in einer dunklen Augustnacht dabei gewesen bist und in einem kleinen Smålandsee Krebse gefangen hast, dann weißt du, warum. Dann weißt du, wie lustig es war und wie nass man wurde und wie seltsam man sich fühlt. Uh, es ist so dunkel, um den See steht schwarz der Wald, alles ist still, man hört nur, wie einem das Wasser um die Beine plätschert, wenn man am Ufer entlangwatet.
Wenn man wie Michel und Alfred eine Fackel hat, dann sieht man die Krebse, groß und schwarz, auf dem Grund des Sees zwischen den Steinen herumkriechen und man steckt nur die Hand ins Wasser und packt einen nach dem anderen am Rücken und stopft sie in den Sack.
Als Michel und Alfred im Morgengrauen nach Hause wanderten, hatten sie mehr Krebse, als sie eigentlich tragen konnten, aber Michel pfiff und sang trotzdem. Jetzt wird Papa aber staunen, dachte er. Michel wollte seinem Papa so gern zeigen, wie tüchtig er war, wenn es ihm auch oft missglückte. Jetzt wollte er, dass sein Papa all die vielen Krebse sah, sobald er aufwachte. Deshalb nahm Michel die große Kupferwanne, in der Ida und Michel samstagsabends immer badeten, und schüttete die Krebse hinein. Dann stellte er die Wanne in die Schlafkammer neben Papas Bett.
Das wird ein Jubelgeschrei geben, wenn sie alle aufwachen und meine Krebse sehen, dachte Michel. Dann kroch er müde, aber glücklich in sein Bett und schlief ein.
In der Kammer war alles still. Von Michels Papa waren nur kleine pfeifende
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