Michel bringt die Welt in Ordnung
Schnarchtöne zu hören. Und
außerdem das schwache Rasseln der Krebse, die übereinander krochen, wie Krebse es so machen.
Michels Papa stand jeden Morgen sehr früh auf, und das tat er auch an diesem Tag. Sobald die Wanduhr in der Kammer fünfmal geschlagen hatte, warf er die Bettdecke beiseite, hängte die Beine über die Bettkante und blieb ein Weilchen sitzen, um zu sich zu kommen. Er reckte sich, gähnte, strubbelte sich in den Haaren herum und wackelte ein bisschen mit den Zehen. Der linke große Zeh war einmal in einer Mausefalle gefangen gewesen, die Michel aufgestellt hatte, und seitdem war der Zeh etwas steif und musste morgens geschmeidig gemacht werden. Aber wie Michels Papa so dasaß und den Zeh bewegte, stieß er plötzlich ein Gebrüll aus, dass Michels Mama und Klein-Ida entsetzt aus dem Schlaf fuhren. Sie glaubten, dass Michels Papa mindestens ermordet wurde. Und dabei war es nur ein Krebs, der sich an dem großen Zeh, der einmal in der Mausefalle gesteckt hatte, festkniff. Wenn du einmal deinen großen Zeh in den Scheren eines Krebses gehabt hast, dann weißt du, dass es ungefähr so angenehm ist, wie ihn in einer Mausefalle zu haben – man kann schon wegen weniger brüllen. Krebse sind eigensinnige Biester, sie hängen fest auf Leben und Tod und kneifen fester und fester zu. Kein Wunder, dass Michels Papa schrie! Das taten übrigens Michels Mama und Klein-Ida auch, denn jetzt sahen sie die Krebse, die zu Hunderten auf dem Bo-
den herumkrabbelten. Ja, ja, es gab ein Jubelgeschrei, das ausreichte.
»Michel!«, schrie Michels Papa mit der vollen Kraft seiner Lungen. Erstens, weil er wütend war, und zweitens, weil er eine Kneifzange brauchte, um damit den Krebs abzuzwicken, und Michel sollte sie holen. Aber Michel schlief und war durch keinerlei Jubelgeschrei zu wecken. Michels Papa musste also auf einem Bein selbst zum Werkzeugkasten in die Küche hüpfen und die Zange holen. Als Klein-Ida ihn so über den Boden hopsen sah, den Krebs immer noch hartnäckig an seinem großen Zeh schaukelnd, da schnitt es ihr ins Herz – bei dem Gedanken, was Michel versäumte.
»Wach auf, Michel«, schrie sie, »wach auf! Dann kannst du etwas Lustiges sehen!«
Sie schwieg aber sofort wieder, denn der Papa hatte ihr einen finsteren Blick zugeworfen und man merkte, dass er nicht begriff, was da so lustig war.
Unterdessen kroch Michels Mama auf dem Boden herum und sammelte Krebse. Nach zwei Stunden hatte sie alle erwischt. Als Michel endlich am Vormittag erwachte, roch er nur den himmlischen Duft von frisch gekochten Krebsen, der aus der Küche kam, und das brachte ihn freudig auf die Beine.
Drei Tage lang wurden auf Katthult Krebse gegessen – eine wahre Wonne. Außerdem hatte Michel eine entsetzliche Menge Krebsschwänze aus den Schalen gelöst und sie der Frau Pastor im Pfarrhaus für fünfundzwanzig Öre das Liter verkauft. Den Verdienst hatte er gerecht mit Alfred geteilt. Alfred, der stets knapp bei Kasse war, fand, dass Michel bemerkenswerte Ideen habe.
»Michel, in Geschäften bist du schlau«, sagte er und sprach damit ein wahres Wort. Michel hatte schon fünfzig Kronen in seinem Sparschwein, die er sich mal so und mal so zusammenverdient hatte.
Eine Zeit lang grübelte er über ein richtig großes Geschäft nach. Er wollte alle seine Holzmännchen an Frau Petrell verkaufen, weil sie so entzückt von ihnen war. Glücklicherweise wurde nichts daraus. Die Holzmännchen durften auf dem Regal stehen bleiben und dort stehen sie noch heute. Frau Petrell wollte wahrhaftig auch Michels Holzgewehr kaufen und es an einen kleinen unartigen Jungen verschenken, den sie kannte, aber auch daraus wurde nichts.
Gewiss, Michel fand selbst, dass er nun zu groß wurde, um noch damit zu spielen, aber verkaufen wollte er seine Büsse auch wieder nicht. Er nagelte sie stattdessen an die Wand im Tischlerschuppen und schrieb mit Rotstift darüber:
ANDENKEN VON ALFRED
Alfred lachte, als er das sah, aber es gefiel ihm, das merkte man.
Die Müsse hatte Michel zum ständigen Gebrauch behalten, ohne sie konnte er nicht sein. Er setzte sie auch auf, als er das erste Mal zur Schule ging. Ja, für Michel war es jetzt Zeit, dass er in die Schule kam, und ganz Lönneberga hielt den Atem an.
Lina versprach sich nicht viel von Michels Schulbesuch.
»Sicher kippt er das Schulhaus um und legt Feuer an die Lehrerin«, sagte sie, aber da sah Michels Mama sie streng an.
»Michel ist ein netter kleiner
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