Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph von Marschall
Vom Netzwerk:
New York auf, um drei Jahre lang Sozialarbeit in der South Side von Chicago zu leisten. Ihre freiwilligen Dienste an der Gemeinschaft wie die Rechtsberatung für Arme in Harvard beschränkte sich auf das Ausmaß, das allgemein üblich war. Bei der Wahl ihres Berufseinstiegs spielten materielle Annehmlichkeiten offenkundig eine Rolle. Für ihn dagegen war die Höhe seines Gehalts nie entscheidend gewesen.
    2008 im Wahlkampf sollten die beiden nun – trotz ihrer unterschiedlichen Vorgeschichten – als politische Einheit erscheinen. Michelle passte die Interpretation ihres Lebenswegs an das Kandidatenimage ihres Mannes an. Sie überkompensierte dabei ein wenig, so als müsse es ihr neuerdings ein schlechtes Gewissen bereiten, dass sie ihr Ziel eines gutbezahlten Jobs in einer angesehenen Firma damals erreicht hat. Erste Anflüge solcher Gewissensbisse hatte sie freilich schon früher geäußert. Der «Chicago Sun-Times» sagte sie 2004, als ihr Mann für den US-Senat kandidierte, sie habe sich in ihren Jahren in der Kanzlei gefragt: «Darf ich in meinem Mercedes-Benz beim Familientreffen vorfahren und mich wohl fühlen, wenn meine Vettern darum kämpfen, sich ein Dach über dem Kopf zu bewahren?»
    Tatsächlich gelang ihr mit der Anstellung in der Kanzlei genau das, was sie damals angestrebt hatte. Es war ein konventioneller Weg für Absolventen der Harvard Law School – nichts, was nach einer besonderen Begründung verlangt hätte.
    Nur wenige Menschen konnten bisher die Mauer der Verschwiegenheit durchbrechen, die erst das Wahlkampfteam und dann das Weiße Haus um Michelles Arbeit als Rechtsanwältin errichtet haben. Man darf freilich ein gewisses Verständnis für die Zurückhaltung der Obamas haben, Detailinformationen preiszugeben. Die Erfahrung der Clintons ist ein warnendes Beispiel. Ihre Gegner haben immer wieder versucht, aus den juristischen Anliegen, die Hillary Clinton in ihrer Zeit als Rechtsanwältin in Little Rock vertrat, während Bill Gouverneur von Arkansas war, Interessenkonflikte abzuleiten. Diese Bemühungen reichten bis in seine Präsidentschaft hinein. «The National Law Journal» hat im Sommer 2008 einige Fälle zusammengetragen, an denen Michelle beteiligt war. Sie gehörte dem Team an, das der Telefongesellschaft AT&T 1990 bei der feindlichen Übernahme des Finanzdienstleisters NCR half. Sie war auch Teil der Mannschaft, die 1990 den Konzern Union Carbide beim Verkauf einer seiner Chemiefirmen an Arco gegen die Bedenken der Verbraucherschutzbehörde FTC vertrat. Da hatte Michelle es mit millionen- bis milliardenschweren Wirtschaftsinteressen zu tun.
    Die «Washington-Post»-Journalistin und Michelle-Biografin Liza Mundy hat sich 2008 auf einen anderen Aspekt der juristischen Arbeit Michelles konzentriert, die Glitzerwelt der Werbung. Sie wurde in die Abteilung für Marketing und geistiges Eigentum aufgenommen. Es hieß, dort gehe es unterhaltsamer zu als in den Abteilungen, die alltägliche Rechtsstreitigkeiten betreuen und Gerichtsprozesse vorbereiten. Zu den Klienten gehörte zum Beispiel der Box-Promoter Don King. Michelle war auch beteiligt an der Vermarktung von Barney, dem lila Dinosaurier – der populären Hauptfigur einer neuen Fernsehserie für Kinder –, als Plüschtier. Sie musste die Werbetexte auf urheberrechtliche Konsequenzen hin prüfen.
    Aus Sicht vieler Kollegen hatte Michelle eine beneidenswerte Position. Ihrem Vorgesetzten Quincy White ist dagegen in Erinnerung geblieben, sie sei selten mit der ihr zugeteilten Arbeit zufrieden gewesen und habe Aufgaben verlangt, die eine höhere Verantwortung mit sich brachten. Aus seiner Sicht hätte das freilich auch bedeutet, ihr Fälle anzuvertrauen, die über ihren damaligen Erfahrungshorizont hinausgingen. Und es hätte das Risiko heraufbeschworen, dass andere Neuzugänge dies als Zurücksetzung empfinden und sich daraus Konflikte im Binnenklima entwickeln. Manchmal gab er jedoch ihrem Drängen nach. Er überließ ihr die Arbeit an der Werbung für die Biermarke «Coors», aus seiner Sicht eine Aufgabe mit überdurchschnittlichem Sex-Appeal. Michelle beschwerte sich bei Whites Vorgesetztem, dass man sie wie eine Berufsanfängerin behandle – nach Whites Erinnerung war es der einzige Fall, dass ihm so etwas passiert sei. In einem klärenden Gespräch mit diesem Vorgesetzten kamen sie überein, das sei nicht als Vorwurf zu verstehen. Schließlich war Michelle damals genau das: eine relativ unerfahrene Einsteigerin im zweiten

Weitere Kostenlose Bücher