Michelle Reid
Geliebte zu sein?, fragte sie sich wütend.
„Dazu müsste die Welt erst erfahren, dass ich zu dir gehöre.“
„Das wird sie … heute Abend“, entgegnete er und faltete die Zeitung zusammen. „Wir werden heute Abend mit ein paar Freunden von mir essen gehen. Wenn du also einkaufen gehst, kauf doch auch ein Kleid … etwas, das zu einer Dinnerparty passt. Etwas … Hübsches.“
„Kommt überhaupt nicht infrage.“ Natasha griff nach dem Schälchen mit Marmelade und verteilte sie großzügig auf dem Toast.
„Dann etwas … Farbenfrohes …, das deine Figur unterstreicht.“
„Ich werde mich nicht wie ein Flittchen anziehen, nur damit du deiner Exfrau etwas beweisen kannst!“
„Warum? Glaubst du, du kannst nicht mit ihr mithalten?“
Die Provokation traf Natasha völlig unvorbereitet. Ihr stockte der Atem.
„Ich habe den Eindruck, Natasha, dass du dich zu rasch von arroganten Tyrannen wie deine Schwester und meine Exfrau einschüchtern lässt“, sagte er. „Solche Frauen erkennen ein Mauerblümchen aus hundert Metern Entfernung. Was ich jedoch nicht begreife, ist, dass du sie gewähren lässt. Werd erwachsen, agape mou “, riet er ihr und stand auf. „Werde härter. Du bist jetzt mit mir zusammen. Und ich stehe in dem Ruf, bei der Auswahl meiner Frauen einen hohen Standard zu wahren.“
„Gianna zu heiraten, war dann wohl ein Ausrutscher.“
Er lachte nur leise auf, was Natasha noch wütender machte.
„Uns allen ist ein Fehler erlaubt. Rico war deiner, Gianna meiner. Damit sind wir quitt.“
Darauf fiel ihr wirklich keine passende Antwort mehr ein. „Warum gehst du nicht und tust … was auch immer du tust und lässt mich in Ruhe?“, sagte sie schließlich und biss in ihren Toast.
Was als Nächstes passierte, geschah so schnell, dass sie gar nicht wusste, wie ihr geschah. Mit einer blitzartigen Bewegung stand Leo vor ihr und küsste ihren Marmeladenmund.
„Mmm, lecker“, sagte er und küsste sie noch einmal. „Ich denke, das sollten wir noch einmal probieren …“
Er tauchte einen Finger in das Schälchen und verteilte die süße Marmelade auf Natashas Unterlippe. Dann neigte er den Kopf und fuhr genüsslich mit seiner Zunge über das süße Versprechen. Wie in Trance konnte Natasha nicht anders und fuhr ebenfalls mit ihrer Zungenspitze über ihre Lippen, sobald Leo sich zurückgezogen hatte.
„Ja“, murmelte er sanft, ebenso in dieses sinnliche Vorspiel versunken wie Natasha. Doch dann richtete er sich unvermittelt auf und schlenderte auf die geschwungene Glasfront zu. Als er nahe genug herangekommen war, glitten die Türen automatisch beiseite.
„Du hast vergessen, dich selbst auf die Liste der Tyrannen in meinem Leben zu setzen“, rief sie ihm nach, griff wütend nach einer Serviette und rieb die süßen Überreste von ihrem Mund.
Doch von Leo blieb nur ein leises Lachen zurück. Natasha blickte ihm nach, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. Innerlich kochte sie vor Wut. Ihr Blick wanderte zu dem Geld, das immer noch neben ihrem Telefon auf dem Tisch lag. Seine Kritik an ihrer Kleidung und ihrem Unwillen, sich mit anderen Frauen zu messen, war ihr nicht entgangen. Wirklich wehgetan hatte jedoch sein abfälliger Tonfall.
Die Stille in der luxuriösen Limousine wurde unvermittelt durch das Klingeln ihres Handys gestört. Natasha öffnete ihre Handtasche, die Bernice heute Morgen auf einem der Tische auf der Terrasse gefunden hatte, und schaute in der Erwartung, Ricos oder Cindys Namen zu lesen, auf das Display.
Es war keiner der beiden.
„Woher kennst du diese Nummer?“, meldete sie sich.
„Ich habe sie gestohlen“, gestand Leo. „Hör zu“, fuhr er dann kurz angebunden fort. „Mir ist ein zusätzliches Meeting dazwischengekommen. Ich schaffe es also nicht mehr nach Hause, um mich umzuziehen, bevor wir heute Abend ausgehen. Ich habe mit einer Freundin telefoniert. Sie wird dich mit allem Nötigen ausstatten, das du für die Dinnereinladung brauchst. Ihr Name ist Persephone Karides. Rasmus fährt dich jetzt zu ihrem Salon. Du kannst ihr vertrauen. Sie besitzt mehr Sinn für Stil im kleinen Finger als jeder andere, den ich kenne.“
Natasha schnappte nach Luft. „Musst du mich immerzu beleidigen?“, fragte sie. „Musst du immer gleich sagen, was du denkst?“
„Entschuldige“, sagte er nach kurzem Schweigen. Seine Stimme klang aufrichtig. „Meine Worte waren nicht als Kritik an dir gemeint.“
„So sind sie aber angekommen.“ Natasha klappte das Handy
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