Michelles Verführung
er?“
„Wo ist wer?“ Vanessa dachte gar nicht daran, ihm mit Freundlichkeit zu begegnen. Sie hob keck die Augenbrauen und glotzte ihn an.
„Dein Spielzeug, verdammt noch mal!“
„Oh, dann meinst du wohl Thierry?“
„Thierry …“ Wieder dieses Knurren. „Wo ist er? Sag schon!“
Sie entwand ihm das Glas und bog den Oberkörper ein Stück weit von ihm fort. Erst, als sie einen weiteren Schluck Bloody Mary getrunken hatte, nahm sie sich die Zeit für eine Antwort.
„Nicht hier.“
Raouls Geduld war zum Zerreißen angespannt. Er griff einfach in ihren tiefen Ausschnitt und zog sie brutal an sich heran.
„Reiz mich nicht!“
Sie hatte keine Angst vor ihm. Ihre Augen funkelten wild, und im nächsten Moment kippte sie ihm ihr Getränk ins Gesicht. Er fluchte, packte sie und verfrachtete sie mit einem schwindelerregenden Satz auf die Thekenoberfläche.
„Dann ist sie also doch ‚deine’ Michelle?“ Vanessa grinste.
„Das geht dich nichts an!“
„Ach, nein?“ Mit verführerischer Eleganz drehte sie sich auf die Seite und stützte den Kopf mit einer Hand ab. „Du solltest netter zu mir sein, wenn du etwas von mir willst.“
Raoul fasste nach einer Serviette, mit der er sein Gesicht von der Bloody Mary befreite, setzte sich dann auf einen der Barhocker und starrte Vanessa eine Weile schweigend an. Sie war ein Biest und obendrein eine weitaus gefährlichere Gegnerin als die meisten männlichen Vampire.
„Gut“, begann er ruhig. „Würdest du mir sagen, was mit diesem Thierry ist? – Bitte.“
„Das klingt doch schon besser“, entgegnete sie mit einem entzückenden Lächeln. Sie holte mit ihren Beinen weit aus, um sich aufzusetzen.
„Ist sie es? Michelle?“
„Vielleicht.“
„Hm.“ Vanessa überlegte kurz. „Thierry ist heute Nacht nicht zurückgekommen. Also ist er wohl anderweitig beschäftigt.“ Ihre Worte erreichten den gewünschten Effekt. Raouls Miene verfinstere sich deutlich.
„Ich könnte dir sagen, wo Thierry wohnt. Unter einer Bedingung.“
„Welche?“
Nun war sie es, die sich zu ihm vorlehnte und fauchte: „Ich will mein Spielzeug zurück!“
~~~
Thierry trat zum wiederholten Mal durch die Tür zu Michelles Gefängnis. Sie verweigerte nach wie vor das Sprechen, Essen und alles Weitere. Stur und abweisend saß sie neben ihrem provisorischen Bett am Boden und lehnte sich gegen die Wand. Ein Kribbeln schlich über ihre Haut, als Thierry sich ihr näherte. Aber davon würde sie ihn nichts merken lassen.
Er kniete nieder. In den Händen hielt er etwas Ledernes. Es sah aus wie Fesseln und Peitsche. Michelle wollte gar nicht weiter darüber nachdenken. Sie rutschte von ihm weg, als er die Finger nach ihrem Gesicht ausstreckte.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Wir könnten eine Menge Spaß haben – zusammen – weißt du das?“
Nun legte sie den Kopf auf die Seite und sah ihn wütend an.
„Ich habe dir auch etwas mitgebracht.“ Er hielt ihr das Lederwerk entgegen. „Das wird toll. Du wirst schon sehen.“
Sie stieß ein verbittertes Lachen aus. „Was bildest du dir eigentlich ein? Glaubst du wirklich, ich würde mich darauf einlassen?“
„Bei denen hast du es bestimmt getan.“ Womit er die Vampire meinte. Nachdem, was er durch Vanessa kennengelernt hatte, war er sich dessen sogar sicher. Sie musste dasselbe wollen wie er. Also, warum zierte sie sich nur so?
„Glaubst du?“
Er nickte gierig und wollte nach ihren Händen greifen, doch sie entzog sich ihm immer wieder, kam sogar halb auf die Füße, als würde sie weglaufen wollen – aber aus diesem Raum gab es kein Entkommen.
„Du bist ja verrückt!“
„Ja“, gab er zu. „Verrückt nach dir!“
Er machte einen Satz auf sie zu, womit er es schaffte, sie zu überrumpeln. Mit heftigem Strampeln setzte sie sich zur Wehr. Thierry verfügte allerdings über die größere Kraft. Er legte sein ganzes Gewicht auf sie und wickelte die Lederfesseln mit beinahe spielerischer Leichtigkeit um ihre Handgelenke. Anschließend sprang er wieder auf, zog sie mit sich und band sie an den Rohren eines Heizkörpers fest.
Michelle winkelte die Beine an. Mit voller Wucht trat sie ihm in die Seite, woraufhin er sich zusammenkrümmte.
„Verfluchte Schlampe!“
Er zurrte die Fesseln so fest, dass sie Michelle ins Fleisch schnitten. Als nächstes wollte er ihre Beine ruhig stellen, was ihm – bedingt durch ihre zappelnde Gegenwehr – nicht leicht fiel. So dauerte es einen Moment, ehe er ihre Füße im
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