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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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Entstehen begriffene Formation umgehend ein Name gefunden werden. Brian schlug The Rollin’ Stones vor – in Anlehnung an den gleichnamigen Song von Muddy Waters. Doch nicht nur die Namensgebung musste rasch erfolgen – schnelle Entscheidungen waren damals an der Tagesordnung.
    The Rollin’ Stones – bestehend aus Mick, Keith, Brian, Ian Stewart, Dick Taylor und Mick Avory – standen am Abend des 12. Juli 1962 im Marquee zum ersten Mal auf der Bühne. Und von da an spielten sie munter weiter, ob gut bezahlt oder freiwillig auf eine Gage verzichtend, vor leeren Clubs oder vollen Häusern. Einen Samstagabendgig konnte Mick mit seinem Studium noch mühelos in Einklang bringen. Doch je öfter sie auftraten, desto empfänglicher wurde das Publikum für die Energie und das Flair, das die Bewohner der Edith-Grove-Kommune verbreiteten. Sie verkörperten den Inbegriff von Männerfreundschaft und einer liberalen Einstellung zur Sexualität, etwas, das viele ansprach und sich gut verkaufen ließ. Sie hatten eine faszinierende Ausstrahlung und beherrschten die Bühnen kleiner Clubs wie das Scene und das Ricky Tick ebenso wie die Veranstaltungsräume von Pubs wie das Red Lion. Die Band wurde immer sicherer, und während sie die Songs von anderen Musikern wieder und wieder spielten, wurden sie allmählich zu ihren eigenen.
    Immer öfter sprach man über die Band, bis sie eines Tages von Giorgio Gomelsky, einem Bluesfan aus Georgia, für einen Bluesabend im Station Hotel in Richmond (das Gomelsky Crawdaddy Club nannte) engagiert wurden. Und genau hier mauserten sich die Stones – die sich inzwischen nicht mehr »Rollin’« sondern »Rolling Stones« nannten – zu einer besonderen Attraktion für eine immer größer werdende Gruppe aufstrebender, junger Londoner. Eine eigene Spielstätte wie diese war der Schlüssel; wie in ihrer Wohngemeinschaft am Edith Grove konnten sie hier ausgiebig ihre Musik analysieren, am Programm feilen und das Konzept ihrer Bühnenshow perfektionieren. »Eines Abends, als sich die Band so richtig verausgabt hatte, gab ich meinem Assistenten Hamish Grimes ein Zeichen«, erinnert sich Gomelsky. »Er sollte auf einen Tisch steigen, wo ihn jeder sehen konnte, und die Arme über dem Kopf schwenken. Innerhalb weniger Sekunden machte ihm die Menge das nach. Dies war möglicherweise das entscheidende Ereignis in der Entwicklung der Band, die gerade ihre Fähigkeit ausbildete, eine Verbindung zwischen Bühne und Zuschauerraum zu schaffen, eins zu werden mit dem Publikum und etwas in Gang zu setzen, das einem Stammesritual ähnelt. Fast wie ein ›Treffen der Erweckungsbewegung im tiefen Süden‹, wie Patrick Doncaster wenige Wochen später im Daily Mirror schrieb. So etwas hatte im behäbigen und zugeknöpften London des Jahres 1963 noch niemand gesehen. Es war aufregend und zukunftsweisend. Es deutete darauf hin, dass eine einschneidende soziokulturelle Wende bevorstand.«
    Im Frühjahr 1963, wenige Monate vor Micks zwanzigstem Geburtstag, waren es die Rolling Stones, und nicht Blues Incorporated, die Band ihres Mentors, die die Londoner Bluesrockszene beherrschten. Im Winter 62 hatten sie es sogar geschafft, Korners Drummer abzuwerben. Es war Ian Stewarts Beharrlichkeit zu verdanken, dass sie den lange Monate unnachgiebigen Charlie Watts, der über ein enormes Talent verfügte und eine außerordentliche Coolness ausstrahlte, letztendlich für sich gewinnen konnten. Watts spielte einen jazzigen Backbeat, während sein regloses Gesicht an das eines in Stein gemeißelten Adlers erinnerte. Ungefähr zu der Zeit, als Watts als fester Drummer bei den Stones einstieg, kam auch Bill Wyman hinzu, um Dick Taylor zu ersetzen, der wieder zur Schule ging. Wyman, der verheiratet und einige Jahre älter war als Keith, Brian, Mick und Charlie, gehörte eher zur Welt der »Ernies«. Er hatte noch seinen Militärdienst geleistet, bevor die Wehrpflicht abgeschafft worden war. Keith Altham zufolge war er »der Einzige von ihnen, der tatsächlich aus der Arbeiterklasse stammte«. Auch Bill stand auf Blues, vor allem aber besaß er einen leistungsstarken Watkins-Verstärker, von dem die Stones besonders angetan waren. Außerdem stellte sich schnell heraus, dass er und Watts musikalisch auf derselben Wellenlänge lagen und fantastisch harmonierten. Und so hatten die Stones innerhalb kürzester Zeit die heißeste Rhythmusgruppe zusammengestellt, die die Szene damals zu bieten hatte. Die beiden sorgten für ein solides

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