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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Im Begleittext wurden die Verletzungen als »unüberlebbar« beschrieben, und die Fotos stützten diese Einschätzung.
    Darüber hinaus wurden im Obduktionsbefund neben mehreren Platz- und Schürfwunden am Körper auch eine Fraktur sowie drei gebrochene Zähne aufgeführt. Nach Auffassung des Rechtsmediziners hatte sich das Opfer diese Verletzungen jedoch zugezogen, als es bei dem Angriff mit dem Gesicht auf den Boden fiel. Bondurant war bereits bewusstlos, wenn nicht sogar schon tot gewesen, als er auf den Boden des Parkhauses stürzte. Es waren keinerlei Verteidigungsverletzungen aufgeführt.
    Der Obduktionsbefund enthielt auch Farbkopien der Tatortfotos, die der Rechtsmedizin vom LAPD zur Verfügung gestellt worden waren. Dabei handelte es sich jedoch nicht um alle am Tatort gemachten Aufnahmen, sondern nur um sechs Fotos, auf denen die Leiche in situ zu sehen war – sprich: so, wie sie gefunden worden war. Ich hätte gern Kopien sämtlicher Fotos gehabt, aber die bekäme ich erst, wenn ich einen Richter dazu bringen konnte, das von Andy Freeman verhängte Offenlegungsembargo aufzuheben.
    Die Tatortfotos zeigten Bondurants Leiche aus verschiedenen Blickwinkeln. Sie lag zwischen zwei Autos auf dem Boden des Parkhauses. Die Fahrertür des Lexus SUV stand offen. Auf dem Boden waren ein Joe’s Joe Kaffeebecher und eine Pfütze verschütteten Kaffees und daneben ein offener Aktenkoffer.
    Bondurant lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Hinterkopf und Schädeldach waren voller Blut. Seine Augen waren offen und schienen auf den Beton zu stieren.
    Auf dem Boden waren mehrere Blutflecken, die mit Beweismittelmarkierungen gekennzeichnet waren. Es war noch nicht untersucht worden, ob sie vom Angriff selbst herrührten oder ob es sich um Tropfen handelte, die sich von der Tatwaffe gelöst hatten.
    Der Aktenkoffer ließ mich stutzen. Warum war er offen? War etwas daraus entfernt worden? Hatte sich der Mörder die Zeit genommen, den Koffer zu durchsuchen, nachdem er Bondurant getötet hatte? Wenn ja, zeugte es von einiger Kaltblütigkeit. Das Parkhaus füllte sich zu diesem Zeitpunkt mit Bankangestellten, die zur Arbeit kamen. Sich unter diesen Umständen die Zeit zu nehmen, einen Aktenkoffer zu durchsuchen, während das Opfer neben einem lag, war extrem riskant und sah nicht nach dem Vorgehen eines von Emotionen und Rachegelüsten angestachelten Täters aus. Und es sah nicht nach einem Amateur aus.
    Ich machte mir ein paar Notizen zu dieser Frage und vermerkte zum Schluss, dass Cisco in Erfahrung bringen musste, ob es im Parkhaus reservierte Plätze gab. Stand Bondurants Name an der Wand des Stellplatzes? Der Umstand, dass die Anklage Lisa Trammel außer dem Mord auch anlasten wollte, dass sie dem Opfer aufgelauert hatte, deutete darauf hin, dass sie glaubte, Trammel habe gewusst, wo sie Bondurant finden konnte und wann. Das sollten sie beim Prozess erst einmal zu beweisen versuchen.
    Ich schloss die Trammel-Akten und streifte einen Gummi um sie und meinen Notizblock. »Und, kommst du mit deinen Hausaufgaben klar?«, fragte ich Hayley.
    »Sicher.«
    »Bist du bald fertig?«
    »Mit dem Essen oder mit den Hausaufgaben?«
    »Mit beidem.«
    »Mit Essen bin ich fertig, aber ich muss noch Sozialkunde und Englisch machen. Wenn du willst, können wir aber schon gehen.«
    »Ich muss mir noch ein paar andere Akten ansehen. Ich muss morgen ins Gericht.«
    »Wegen dieses Mordfalls?«
    »Nein, wegen anderer Fälle.«
    »Wo du den Leuten hilfst, dass sie in ihren Häusern bleiben können?«
    »Genau.«
    »Wieso gibt es eigentlich so viele solche Fälle?«
    Und das aus Kindermund.
    »Aus purer Gier, Schatz. Letztendlich ist es auf die Gier aller Beteiligten zurückzuführen.«
    Ich sah sie an, ob ihr diese Erklärung genügte, aber sie wandte sich nicht wieder ihren Hausaufgaben zu. Sie sah mich erwartungsvoll an, eine Vierzehnjährige, die sich für etwas interessierte, was den größten Teil des Landes nicht interessierte.
    »Also, die Sache ist folgende. Meistens kostet es eine Menge Geld, ein Haus oder eine Eigentumswohnung zu kaufen. Deshalb mieten so viele Leute ein Haus oder eine Wohnung. Und die meisten Leute, die ein Haus kaufen, zahlen zwar erst einmal eine Menge an, aber sie haben fast nie genügend Geld, um das Haus komplett zu bezahlen. Deshalb leihen sie sich von der Bank welches. Vorher muss allerdings die Bank prüfen, ob sie überhaupt genügend Geld haben und genügend verdienen, um das Darlehen – das Geld, das

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