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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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informiert.
SANCHEZ: Ich glaube, er ist schon tot. Es ist alles voller Blut.
GAINES: Wissen Sie, wer es ist?
SANCHEZ: Ich glaube, es ist Mr. Bondurant. Aber sicher bin ich nicht. Soll ich ihn umdrehen?
GAINES: Nein, warten Sie bitte auf die Polizei. Befinden Sie sich in Gefahr, Ms. Sanchez?
(Pause)
SANCHEZ: Äh, ich glaube nicht. Es ist nirgendwo jemand zu sehen.
GAINES: Okay, warten Sie auf die Polizei und bleiben Sie am Telefon.
    Ich verzichtete darauf, beim Kreuzverhör irgendwelche Fragen zu stellen. Hier war für die Verteidigung nichts zu holen.
    Nachdem Gaines aus dem Zeugenstand entlassen worden war, stellte mich Freeman zum ersten Mal auf die Probe. Ich erwartete, dass sie als Nächstes den Streifenpolizisten aufrufen würde, der als Erster am Tatort eingetroffen war; dass sie ihn schildern ließe, wie er im Parkhaus angekommen war und den Tatort gesichert hatte, und dass sie den Geschworenen dann die Tatortfotos vorlegen würde. Stattdessen rief sie jedoch Margo Schafer auf, die Bankangestellte, die Trammel in der Nähe des Tatorts gesehen hatte. Ich durchschaute sofort, was Freeman damit bezweckte. Statt die Geschworenen mit den Bildern vom Tatort im Hinterkopf zum Mittagessen zu entlassen, wollte die Anklägerin sie mit dem ersten Aha-Erlebnis des Prozesses in die Pause schicken. Mit der ersten Zeugenaussage, die Trammel mit dem Mord in Verbindung brachte.
    Das war ein geschickter Schachzug. Allerdings wusste Freeman nicht, was ich über ihre Zeugin wusste. Ich hoffte nur, dass ich sie noch vor der Mittagspause in die Finger bekäme.
    Schafer war eine zierliche Frau, die nervös und blass aussah, als sie im Zeugenstand Platz nahm. Sie musste sich das Schwanenhalsmikrophon aus der Position, in der es bei Gaines gewesen war, nach unten biegen.
    Im Zuge ihrer Vernehmung durch Freeman gab Schafer zu Protokoll, dass sie Bankkassiererin war und vor vier Jahren, als ihre Kinder groß genug waren, wieder zu arbeiten begonnen hatte. Sie hatte keine großen Karrierepläne. Sie reizten einfach die mit ihrer Tätigkeit verbundene Verantwortung und der Umgang mit den Bankkunden.
    Nach ein paar weiteren Fragen, die Schafer den Geschworenen als Person näherbringen sollten, kam Freeman zum zentralen Punkt von Schafers Aussage und fragte sie nach ihren Beobachtungen am Morgen des Mordes.
    »Ich war an diesem Tag etwas spät dran«, sagte Schafer. »Eigentlich müsste ich um neun am Schalter sein. Zuerst hole ich meine Kasse aus dem Tresor und bestätige ihren Erhalt. Deshalb komme ich normalerweise schon um Viertel vor neun in die Bank. Aber an diesem Tag war auf dem Ventura Boulevard wegen eines Unfalls ein Stau, und deshalb kam ich sehr spät in die Bank.«
    »Wissen Sie, um wie viel genau Sie sich verspätet haben, Ms. Schafer?«, fragte Freeman.
    »Ja, genau zehn Minuten. Ich habe ständig auf die Uhr am Armaturenbrett gesehen. Ich war genau zehn Minuten später dran als sonst.«
    »Okay, und als Sie in die Nähe der Bank kamen, haben Sie da etwas Ungewöhnliches oder Besorgniserregendes gesehen?«
    »Ja.«
    »Und was war das?«
    »Ich habe Lisa Trammel auf dem Gehsteig von der Bank weggehen sehen.«
    Ich stand auf und legte Einspruch ein, mit der Begründung, die Zeugin könne unmöglich gewusst haben, wovon sich die Person, bei der es sich ihren Aussagen zufolge um Trammel gehandelt habe, entfernt habe.
    Der Richter gab mir recht und dem Einspruch statt.
    »In welche Richtung ging Ms. Trammel?«, fragte Freeman.
    »Nach Osten.«
    »Und wo befand sie sich in Relation zur Bank?«
    »Sie war einen halben Block östlich von der Bank und ging nach Osten.«
    »Sie ging also in eine Richtung, die von der Bank wegführte, richtig?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Und wie weit waren Sie von ihr entfernt, als Sie sie sahen?«
    »Ich fuhr auf dem Ventura Boulevard nach Westen, und zwar auf der linken Spur, um auf die Abbiegerspur zu kommen und nach links zur Parkhauseinfahrt abzubiegen. Sie war also drei Fahrspuren von mir entfernt.«
    »Aber Sie haben sich doch beim Fahren auf den Verkehr konzentriert, oder nicht?«
    »Nein, ich stand gerade bei Rot an der Ampel, als ich sie entdeckte.«
    »Befand sie sich etwa in einem rechten Winkel zu Ihnen, als Sie sie sahen?«
    »Ja, sie war genau auf der anderen Straßenseite.«
    »Und woher wussten Sie, dass diese Frau die Angeklagte Lisa Trammel war?«
    »Weil in unserem Aufenthaltszimmer und im Tresorraum ein Foto von ihr hängt. Außerdem war ihr Foto etwa drei Monate zuvor allen

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