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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Dahl auf den Flur hinauszugehen. Er war durch die Schranke gekommen, um sie abzuholen.
    Ich sah ihn an und dann sie und sagte:
    »Danken Sie mir noch nicht.«

22
    N ach der Pause legte Andrea Freeman mit den, wie ich sie nannte, Einstimmungszeugen der Anklage los. Ihre Aussagen hörten sich zwar oft hochdramatisch an, sagten aber nichts über Schuld oder Unschuld des Angeklagten aus. Sie dienten nur als Kulisse, um die später vorzustellenden Beweise optimal zur Geltung zu bringen.
    Die erste Zeugin hieß Riki Sanchez und arbeitete am Empfang der Bank. Sie hatte die Leiche des Opfers im Parkhaus entdeckt. Ihre Aussage diente vor allem dem Zweck, den Todeszeitpunkt zu bestimmen und den einfachen Bürgern auf der Geschworenenbank die Drastik eines Mordes vor Augen zu führen.
    Sanchez fuhr aus dem Santa Clarita Valley zur Arbeit und hatte deshalb einen festen morgendlichen Zeitablauf, an den sie sich strikt hielt. Sie gab zu Protokoll, dass sie jeden Morgen um 8:45 Uhr im Parkhaus eintraf, damit sie zehn Minuten Zeit hatte, um zu parken, zum Personaleingang zu gehen und um 8:55 Uhr an ihrem Schreibtisch zu sitzen, damit sie dort die nötigen Vorbereitungen treffen konnte, wenn die Bank um 9 Uhr für den Publikumsverkehr geöffnet wurde.
    Sie sagte aus, dass sie am Tag des Mordes ihren Zeitplan eingehalten und einen nicht reservierten Parkplatz gefunden hatte, der etwa zehn Plätze von Mitchell Bondurants reserviertem Stellplatz entfernt war. Sie stieg aus, schloss ihr Auto ab und ging zu der Brücke, die das Parkhaus mit der Bank verband. Auf dem Weg dorthin entdeckte sie die Leiche. Zuerst sah sie den verschütteten Kaffee, dann den offenen Aktenkoffer und schließlich Mitchell Bondurant, der mit dem Gesicht nach unten blutüberströmt auf dem Boden lag.
    Sanchez kniete neben Bondurant nieder, und nachdem sie festgestellt hatte, dass er keine Lebenszeichen mehr von sich gab, holte sie ihr Handy aus der Handtasche und verständigte die Polizei.
    Bei den Einstimmungszeugen kann die Verteidigung selten punkten. Ihre Aussage ist normalerweise sehr stark vorgegeben und trägt selten etwas zur Klärung der Frage von Schuld oder Unschuld bei. Trotzdem konnte man nie wissen. Als ich mit dem Kreuzverhör an der Reihe war, stand ich auf und bedrängte Sanchez mit ein paar Fragen, einfach um zu sehen, ob irgendetwas bröckelte.
    »Ms. Sanchez, Sie haben vorhin Ihren exakt festgelegten morgendlichen Zeitablauf geschildert. Aber sobald Sie einmal in das Parkhaus der Bank gefahren sind, gibt es eigentlich keinen geregelten Fortgang mehr, richtig?«
    »Ich verstehe nicht recht, was Sie meinen.«
    »Damit meine ich, dass Sie keinen reservierten Parkplatz haben und dass es deshalb in dieser Hinsicht keinen festen Ablauf gibt. Sie kommen ins Parkhaus und müssen einen Parkplatz suchen, richtig?«
    »Gewissermaßen, ja. Um diese Zeit ist die Bank jedoch noch nicht offen, und deshalb gibt es immer genügend freie Plätze. Ich fahre normalerweise auf die zweite Ebene hoch und parke in dem Bereich, in dem ich auch an diesem Tag geparkt habe.«
    »Gut. Sind Sie früher gelegentlich zusammen mit Mr. Bondurant in das Bankgebäude gegangen?«
    »Nein. Er kam normalerweise früher als ich.«
    »Und wo haben Sie an dem Tag, an dem Sie Mr. Bondurants Leiche gefunden haben, die Angeklagte Lisa Trammel im Parkhaus gesehen?«
    Sie zögerte, als wäre das eine Trickfrage. Was sie war.
    »Das verstehe ich … ich habe sie nicht gesehen.«
    »Danke, Ms. Sanchez.«
    Als Nächstes wurde die Telefonistin, die um 8:52 Uhr Sanchez’ Notruf entgegengenommen hatte, in den Zeugenstand gerufen. Sie hieß LeShonda Gaines, und ihre Aussage diente vor allem dem Zweck, die Bandaufnahme von Sanchez’ Anruf als Beweismittel einführen zu können. Das Abspielen des Bands war ein effekthascherisches und unnötiges Manöver, aber der Richter hatte es trotz eines Vorverhandlungseinspruchs meinerseits zugelassen. Nachdem Freeman den Geschworenen sowie dem Richter und der Verteidigung Transkripte des Anrufs ausgehändigt hatte, spielte sie vierzig Sekunden der Aufnahme ab.
GAINES: Hier Notrufzentrale, worum handelt es sich?
SANCHEZ: Hier ist ein Mann. Ich glaube, er ist tot! Er ist voller Blut und rührt sich nicht.
GAINES: Wie heißen Sie, Ma’am?
SANCHEZ: Riki Sanchez. Ich bin im Parkhaus der WestLand National in Sherman Oaks.
(Pause)
GAINES: Ist das im Ventura Boulevard?
SANCHEZ: Ja, schicken Sie jemanden her?
GAINES: Polizei und Rettungsdienst sind bereits

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