Microsklaven

sein darf. Das heißt, es gibt dann Vorwahlnummern wie 647 oder 329. Pro Vorwahl sind zirka acht Millionen Telefonanschlüsse möglich. »Das macht ungefähr 5,1 Milliarden neue Tore zur Welt.«
    Karla war erleichtert, daß wir ohne achtstellige Telefonnummern auskommen, »zumindest so lange, bis die alten durch irgendeine neue, noch nicht erfundene Technologie plötzlich wieder alle weg sind«.
    Dann kamen wir darauf, daß das Wort »wählen« an sich schon ein ziemlicher Anachronismus ist - ein Überbleibsel aus der Zeit der Wählscheiben-Telefone. »Eingeben« käme der Sache schon näher. Und wer sich wohl das Wort »Raute« für das Symbol »#« ausgedacht hat? Wäre »Gitter« nicht einfacher und amüsanter gewesen? Also wirklich: »Raute«! Oder wie blöd ist es doch, zu sagen: »Ich gehe in den Plattenladen. « Technologie!

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    Vielleicht hast
    du schon
    gewonnen!
     
    Technologie von mythischer Kraft in Verbindung mit surrealistischen Anwendungen.
     
    Meritokratische Eliten ohne soziale Verantwortung.
     
    Sportgeschäfte riechen immer nach den
    neuesten Plastiksorten.
     
     
     
     
     
    Ist die Neutronenbombe eigentlich jemals gebaut worden?

SONNTAG
    B ug wird Michaels Angebot annehmen. Damit fällt er aus der Rolle, denn schließlich betet Bug Bill und die Unternehmenskultur von Microsoft geradezu an. Aber er macht einen ziemlich fröhlichen Eindruck und scheint seiner Sache sehr sicher zu sein. Ich glaube, die Tatsache, daß er in die Konvertierer-Gruppe in Haus siebzehn, eine der deprimierendsten Abteilungen auf dem Campus, versetzt werden sollte, hat ihm den entscheidenden Kick gegeben. Bug ist ein guter Debugger. Immerhin hat er daher seinen Namen, also hat Michael mit ihm wahrscheinlich einen guten Griff getan. Ich kann mir immer noch nicht erklären, wieso Bug nie Aktien bekommen hat. Auch Todd hat sich entschlossen zu gehen, vielleicht ebenfalls wegen seiner Versetzung in die OLE-Gruppe (Ole!) drüben in den alten Gebäuden.
    Die OLE-Gruppe ist die Object Linking and Embedding Group, die beispielsweise Codes dafür schreibt, daß der Benutzer Teile eines Excel-Dokuments in ein Word-Dokument hinüberziehen kann. Macht ungefähr genausoviel Spaß, wie es sich anhört.
    Susan nimmt das Angebot auch an - sie kratzt etwas von ihren Aktiengeldern als Grundkapital für eine größere Kapitalbeteiligung zusammen -, und sie hat sich den Titel des Creative Director geangelt. »Ich werde der Paul Allen der Interaktivität.« Abe hingegen sagt nein. »Was - ihr wollt so einen sicheren Job sausenlassen?« fragt er uns immer wieder. »Glaubt ihr etwa, Microsoft wird sich verkleinern, oder seid ihr verrückt?«
    »Darum geht es nicht, Abe.«
    »Worum geht es dann?«
    » Eins-Null«, sagte ich. »Was?« fragte Abe.
    »Eins-Null zu sein. Der erste, der etwas Cooles oder Neues macht.«
    »Und um ›Eins-Null‹ zu sein, dafür willst du diese ganze ...« (er ringt nach dem mot juste, wobei er mit ausgebreiteten Armen auf unser versifftes Wohnzimmer voller Pizzaservice-Schachteln, Werbesendungen, Apple-Schutzhelme, drei Federal-Express-Baseballkappen und Nerf-Gatling-Pistolen deutet) »... Sicherheit aufgeben? Woher willst du wissen, daß es dir dort nicht genauso ergeht - jeden Tag kodieren wie blöd, mit dem einzigen Unterschied, daß vor deinem Fenster statt einer Zeder eine Palme steht?«
    Karla erklärte ihm noch mal, was sie neulich schon Todd vom Traum der Menschheit erzählt hat. Aber ich glaube, Abe hat zuviel Angst, um den Sprung zu wagen. Er ist einfach nicht flexibel genug. Monotonie verursacht Trägheit.
    D ie Unterbewußtseinsdatei meines Computers birgt immer noch Überraschungen. Wer hätte gedacht, daß dies die Worte sind, die mein Computer sagen wollte? Na ja, ich weiß schon, daß eigentlich ich es bin, der durch den Computer spricht, wie diese extrem introvertierten Typen, die total aufdrehen, wenn man ihnen eine Holzpuppe gibt - Bauchredner -, und plötzlich Charakterzüge offenbaren, von deren Existenz man keine Ahnung hatte.

MONTAG
    E igentlich hat erst Abe Karla und mich dazu gebracht, uns zu einem *Ja* zu entschließen. Wir haben beide bei Shaw unsere Kündigung eingereicht, und obwohl unsere Kündigungsfrist zwei Wochen beträgt, gab er uns zu verstehen, daß wir genausogut schon Ende der Woche gehen können, da wir derzeit nicht »an einem Projekt« sitzen.
    Zum Thema Firmen-Neugründungen: Mit Glück kriegt man eine tolle Kapitalbeteiligung, aber viel wichtiger ist - man bekommt