Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland

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aufpassen müssen. Ich glaube, irgendwann in der Vergangenheit, vielleicht im Jahr 1147, gab es einen großen Familiennamen-Boom - Smith und Goodfellow und Green und so - ähnlich dem E-Mail-Boom, der durch das Net ausgelöst wurde. Abe sagt, daß viele Leute in 100 Jahren ihre alte Namen, die noch von vor der Jahrtausendwende stammen, abgelegt und sich statt dessen »nettigere« Namen zugelegt haben werden. Er sagt, er würde gerne miterleben, wie auch die anderen Zeichen auf der Tastatur, zum Beispiel %, &, ™ und ©, für Namensschreibweisen benutzt werden.
    S usan fragte mich später, wie ich überhaupt zu Microsoft gekommen sei. »Ganz normal: Ich war 22 ... Damals schien mir das ein cooler Job zu sein. Die bei Microsoft haben gekriegt, was sie wollten, und ich hab' gekriegt, was ich wollte, also hat keiner irgend jemandem was vorzuwerfen.« Ich stellte ihr dieselbe Frage: Sie sagte, sie habe es bei ihren Eltern nicht mehr ausgehalten. Sie habe mit keinem von beiden mehr etwas zu tun haben wollen, weil beide sie in irgendeinem miesen Vormundschaftsstreit auf ihre jeweilige Seite zu ziehen versuchten.
    »Ich wollte irgendwohin gehen, wo Loyalität kein Thema war. Ha! Ich wollte kein richtiges Leben haben, weil das Leben daheim im Osten große Scheiße war. Also bin ich aus eigenem Antrieb hergekommen - wir alle sind aus eigenem Antrieb hergekommen. Niemand hat uns einen Karabiner an die Schläfe gehalten. Also haben wir eigentlich kein Recht, darüber zu nörgeln, daß wir kein richtiges Leben haben. Und trotzdem, Dan - erinnerst du dich, je ein richtiges Leben gehabt zu haben? Jemals? Was bedeutet das eigentlich? Ich glaube, früher hatte ich mal ein richtiges Leben - oder zumindest habe ich davon geträumt-, und jetzt, wo ich zu Oop! gehe, habe ich das Gefühl, daß wieder Grund zur Hoffnung besteht.« Ich sagte, ich hätte durchaus mal ein richtiges Leben gehabt, damals mit Jed, als ich noch ein Kind war, und Susan meinte, die Kindheit zähle nicht so richtig. »Darauf, was man tut, wenn man kein Kind mehr ist, kommt es an.« Ich sagte: »Ich glaube, jetzt hab' ich ein richtiges Leben. Mit Karla, meine ich.«
    Sie sagte: »Ihr beide mögt euch wirklich sehr, was?«
    Und ich sagte - nein, ich flüsterte: »Ich liebe sie.«
    Das habe ich bisher noch niemandem gesagt - außer Karla. Es war ein Gefühl, als würde ich mich von einer steilen Klippe in tiefes blaues Wasser stürzen. Und dann wollte ich es jedem sagen.
    N och was zum Thema Körper: Karla glaubt, daß menschliche Wesen sich an alles erinnern. »Jede Art von Stimulation erzeugt eine Erinnerung - und diese Erinnerungen müssen schließlich irgendwo bleiben. Unser Körper ist im Grunde eine Diskette«, sagt sie. »Du hattest recht.«
    »Zum Glück«, antworte ich, »werden meine Erinnerungen größtenteils im Nacken und in den Schulterblättern gespeichert. Mein Körper ist mir noch nie so ... lebendig vorgekommen - ich wußte noch nicht mal, daß ich einen habe, bis du ihn aufgeweckt hast. Das Leben ist einfach zu schön.«
    M anchmal denke ich, mein Unterbewußtsein hat hin und wieder einen schlechten Tag, und dann kann ich kaum glauben, was für einen banalen Quatsch ich da in die Datei schreibe. Aber macht nicht gerade das das Unterbewußtsein aus... daß es all die Dinge speichert, die einem nicht direkt ins Auge fallen?

~
    Ich fahre die Interstate 5 hinauf. Es regnet, und mir fällt ein, daß ich bei Costco Papierhandtücher und koffeinfreien Kaffee besorgen muß.
    Und wie fandest du das?

    Mom ...
    Dad. ..

    Mir geht es gut. Ich muß nicht hungern,
    werde nicht geschlagen,
    und niemand macht mir unnötig angst.


    Schattierte Schrift
    Marmorierte Bildschirmhintergründe
    Spiel
    Für
    Unterwegs
    Dies ist das Ende des Zeitalters der Authentizität


    Oracle
    Ampex
    NeXT
    Eletronic Arts

SAMSTAG
    Y ardsale-Tag.
    Ein richtiges »Zenothon« - wir haben beschlossen, daß die Zeit gekommen ist, all den weltlichen Plunder abzustoßen und Minimalisten zu werden oder zumindest zu versuchen, wieder ganz von vorn anzufangen - schon wieder dieses Psycho-Pioniertum.
    »Das ist so zenig«, sagte Bug zufrieden, als irgendein armer Idiot seinen gebrauchten elektrischen Rasierapparat (irx!) und seine Elle-MacPherson-Merchandising-Sammlung erstand.
    Außerdem standen zum Verkauf:

    • eine aufblasbare 747 von Japan Airlines
    • eine offizielle Hulk-Hogan-WWF-llO-Fixfokuskamera
    • alte Ghostbusters-Knautschfiguren
    • ein professionelles