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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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    »UNENDLICHE WEITEN!. . .
    Nein, nicht ganz, aber Platz gibt es hier genug, und es lohnt sich: Redmond, 5 Minuten uon Microsoft. Wohnen in fürstlichem Früh-70er-Luxus. Dolby-THX-Sound. Sessel im Adirondack-Stil aus alten Skiern. Trampolin. Eigenes Badezimmer. Haustiere erlaubt. $ 235,00«
     
    Übrigens: Wußtet Ihr, daß es von Lego einen Plastikstaubsauger in Form eines Papageis gibt, mit dem man herumliegende Legosteine aufsaugen kann??

SONNTAG
    E than und ich sind heute im Silicon Valley umhergefahren und haben uns verschiedene Firmenparkplätze angesehen, weil wir wissen wollten, wo am Sonntag gearbeitet wird. Er sagt, das sei die sicherste Methode, herauszufinden, in welche Firma man investieren soll. »Sitzt der Techie am Sonntag noch krumm und gebeugt, ist das die Aktie, die voll überzeugt.« Karla gefällt es nicht , daß ich mich mit Ethan angefreundet habe. Sie meint, das würde mich korrumpieren, aber ich habe versucht, sie damit zu beruhigen, daß ich meine ganze Jugend vor einem Computer verbracht habe und niemals die ganzen Nicht-Nerds einholen werde, die mit Anfang Zwanzig einfach dumpf ihr Leben genossen haben.
    Karla sagt, Nerds, die ihre Unschuld verloren haben, seien die Allerschlimmsten, denn sie würden zu »Marvins« und verursachten Probleme von planetarischen Dimensionen. Marvin ist der Typ aus den Bugs-Bunny-Cartoons, der die Erde in die Luft jagen wollte, weil sie ihm den Blick auf die Venus versperrte.
    A ch ja - als wir vorhin von Starbucks aus den Arastradero entlanggefahren sind, gab es einen buchstäblich zum Sterben schönen Sonnenuntergang.
    Wir hätten beim Bestaunen all der Rosa- und Orangetöne beinahe einen Autounfall gehabt. Auch der Blick vom Haus meiner Eltern am La Cresta Drive war umwerfend: Man kann von der San-Mateo-Brücke im Norden praktisch bis nach Gilroy im Süden sehen. Die Contra Costa Mountains sahen aus, als wären sie von innen beleuchtet, wie fleischfarbene Gartenlaternen, und man konnte sogar einen Lichtschein vom Observatorium auf dem Mount Hamilton sehen. Und der Hangar auf dem Moffatt Naval Airfield sah aus, als hätte sich der Stay-Puft-Marshmallow-Riese zum Sterben hingelegt. Es war wirklich großartig.
    Wir saßen da auf dem durchhängenden Zedernholzbalkon und sahen uns die Vorstellung an. Der Balkon hängt deshalb durch, weil sich der zuckerbraune Boden unter all diesen alten Bungalows langsam absenkt - die Fußböden werden uneben, Türen schließen nicht mehr richtig. Wir warfen Misty, Moms Golden Retriever, den sie vor zwei Jahren aus zweiter Hand gekauft hat, Kauspielzeuge zu. Misty sollte eigentlich ein Blindenhund werden, aber sie hat die Prüfung nicht bestanden, weil sie zu gutmütig ist. Ein Charakterfehler, der uns nicht stört. Es war einfach ein schöner Moment. Ich fühlte mich zu Hause.
    K arla führt auch Tagebuch, aber ihre Eintragungen sind sehr kurz. Sie hat mir zum Beispiel die Aufzeichnungen über die gesamte Reise nach Kalifornien gezeigt. Alles, was sie geschrieben hat, war: Runter nach Kalifornien gefahren. Dan hat beim Mittagessen in Süd-Oregon einen Roboter auf mein Tischset gezeichnet, und ich habe es in meine Handtasche gesteckt. Das war 's. Kein Wort darüber, was wir miteinander geredet haben. Das nenne ich ein Reduced-Instruction-Set-Computation-Tagebuch.

MONTAG
    K arla und ich sind zur Erholung 40 Meilen in die Stadt gefahren, um in eine der Simpsons-Bars zu gehen - ins Toronado, wo jeden Donnerstagabend Die Simpsons laufen. Doch dann fiel mir ein, daß es Montag war, also keine Simpsons. Ich kriege neuerdings immer die Sendetermine durcheinander. Aber die Syndication wird schon bald dazu führen, daß die Simpsons bis ans Ende des Universums jeden Abend auf allen Schrottsendern gezeigt werden, also ist mein Überleben vorerst gesichert.
    W ir nahmen die falsche Ausfahrt (in San Francisco ein fataler Fehler - dort ist nach dem Erdbeben von 1989 IMMER noch nichts wieder aufgebaut worden, die Verbindungsrampen zwischen der 101 und der 280 sind unglaublich groß und leer und unvollendet) und verfuhren uns. Schließlich sind wir zufällig durch Noe Valley gefahren - wunderhübsch. Diese Stadt ist wirklich superschön. Ich nehme an, hier wird die gesamte Highway-Bau-Energie in den (wenn du das noch einmal sagst, schrei' ich!) Information Superhighway gesteckt.
     
    W o ich gerade dabei bin - wir haben uns alle gegenseitig die offizielle Erlaubnis erteilt, jedem, der dieses

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