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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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geht dir das bloß auf den Wecker.«
    Susan und Ethan sind nie einer Meinung, aber es ist keine sexy Art von Meinungsverschiedenheit; es ist einfach Meinungsverschiedenheit.
    Wir schwiegen eine Weile, während die Party ruhiger wurde, und Karla sagte: »Ist das nicht skurril, daß Michael ohne Kostüm gekommen ist, aber trotzdem so aussieht, als wäre er verkleidet?« Sie hatte recht. Armer, weltfremder Michael.
    E than erzählte uns die Geschichte, wie er an Michael geraten ist: Sie trafen sich kurz nach Michaels mysteriöser Fahrt nach Cupertino im Chili-Restaurant am Stevens Creek Boulevard -ein paar Blocks von Apple entfernt -, einer vierspurigen Straße, die sich durch geschmackvolle Landschaftsarchitektur, jede Menge Franchise-Restaurants und metallverschalte Hauptquartiere von Techie-Firmen auszeichnet. »Michael strich auf seiner Speisekarte alle Vokale durch«, schwärmte Ethan und setzte sich zu uns unter den Baum. »Er prüfte ›die Lesbarkeit des Textes bei Nichtvorhandensein eines Informationsgehalts‹, wie ich später erfuhr. Und als er dann ein Dutzend Tortillas, Salsa und eine Portion Thousand-Island-Dressing orderte, wußte ich, daß was dahintersteckte. Wie rrrr echt ich hatte.«
    »Michael soll also jetzt dein Goldesel sein?« fragte Susan treuherzig.
    »Tja, das solltest du als Anteilseignerin hoffen - in deinem eigenen Interesse.«
    W ir gingen ins Haus, um uns aufzuwärmen. Ethans Wohnzimmer ist ganz und gar in Weiß lackiert, und die Decke ist rundherum mit etwa hundert sirrenden, rotierenden 70er-Jahre Dirty-Harry-Banküberwachungskameras gesäumt, die alle an eine ganze Wand von Fernsehern angeschlossen sind, auf deren blauweißen Bildschirmen kaum etwas zu sehen ist. Eine Überwachungsphantasie. »Ich war mal mit einer Installationskünstlerin von der UC Santa Cruz zusammen«, ist der einzige Kommentar, den Ethan zu diesem Kunstwerk abgibt. Sein Haus ist klein, aber ich glaube, er genießt es, den Leuten erzählen zu können, daß er in San Carlos wohnt. San Carlos, südlich von Palo Alto gelegen, wird Nerd Hill genannt. Das große Problem in San Carlos sind offenbar Rehe - sie fressen all die Rosentriebe und die jungen Baumknospen. »Es gibt hier einen Typen, der verkauft Berglöwen-Urin, den er sich im Zoo besorgt, in Flaschen. Damit spritzt man seinen Garten, um die Rehe abzuschrecken. Und das Neueste: ›Hey, Mann -schon mal Pumapisse probiert?‹« Ethan hielt ein kleines, durchsichtig gelbes Fläschchen hoch. »Ich investiere in eine Biotechnologie-Firma, die Kolibakterien dazu bringt, Puma-Pheromone zu produzieren.«
    Ethan ist so extrem. Er hat eine Patek-Philippe-Armbanduhr, die bestimmt ¥ 2.000.000 gekostet hat (gekauft im Tokioter Stadtteil Akihabara, dem Nirvana des Geek-Konsums, wo angeblich alles in Japanisch, Englisch und Russisch beschriftet ist). Er sagt, jedesmal, wenn er auf die Uhr sieht, amortisiert sich die Investition.
    »Tja, jetzt bin ich schon bei $5,65 pro Mal. Wenn ich von jetzt an bis ins Jahr 2023 jede Stunde einmal auf die Uhr sehe, sind es nur noch zehn Cents.«
    An den neun Geschwindigkeitsstufen von Ethans Küchenmixer kleben kleine LaserWriter-Aufkleber in 7 Punkt Franklin Gothic:
     
    1) Schlaf
    2) Film im Flugzeug
    3) Disneyland mit 25
    4) Guter $8,00-Film
    5) IMAX mit Dolby
    6) Essen m. D. Geffen und B. Diller
    7) Disneyland mit 10
    8) Aneurysma
    9) Spontane Selbstentzündung
     
    E thans Schuppen sind wirklich schockierend, aber - na ja, das Leben ist eben kein TV-Werbespot. Karla und ich haben uns eine halbe Stunde lang überlegt, wie man einem Freund sagen soll, daß er Schuppen hat, ohne ihn zu kränken, aber am Ende haben wir es doch nicht fertiggebracht. Das ist schon merkwürdig, schließlich ist er ansonsten so tadellos gepflegt.
    3 :10  morgens. Sind gerade von Efhans Party zurückgekommen. Heute nacht »fliegen wir nach Australien« - so nennen wir die irrwitzigen 36- bis 48-Stunden-Schichten, die wir zur Zeit schieben müssen, weil Ethan sich demnächst mit irgendwelchen Risikokapital-Investoren trifft.
    E -Mail von Abe:
     
    Ihr seid wirklich weg.
    Das hätte ich nie für möglich gehalten. Wieso ist es Euch so LEICHT gefallen, Microsoft zu verlassen!?!? Dabei ist die Lage hier blendend. Im Frühling sollen die Aktien gesplittet werden. Wer ist Euer Bill?
    Ich suche bei Microsoft- online nach neuen Mitbewohnern, aber es ist immer noch ein ziemlich seltsames Gefühl, keine zu haben. Einen ganzen Monat schon! Ich verfasse gerade meine

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