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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Karlas Karpfen durch den Carl's-Jr.-Drive-Through fuhren. »Leute, das Letzte, was wir wollen«, sagte er, »ist, den Eindruck zu erwecken, daß wir dringend Geld brauchen. Investoren wissen gern als erstes um die Stabilität eines Unternehmens. Erst dann rücken sie das Geld raus.«
    Todd meinte etwas enttäuscht, Oop! sei aber doch ganz schön in Geldnot, trotz der Zuschüsse von Michael und Susan.
    Ethan erwiderte: »Todd, das Schicksal bietet einem nur eine gewisse Zeit lang Chancen, und wenn man die nicht ergreift, sagt es sich: ›Ach so - dieser Mensch will gar keine Chancen‹, und dann ist es aus und vorbei.«
    Mir fällt gerade ein, daß ich die Western Burger mit Fritten und Diet-Cokes zahlen mußte.
    »Ihr müßt das so sehen«, fuhr er fort, »man nimmt einen Geldbetrag und bringt ihm bei, sich selbst zu vermehren, so wie man Texte kopiert und einfügt, um sie zu vervielfältigen. Ihr dürft Geld niemals nur im Sinne von Zahlen betrachten, sondern immer als etwas anderes: Zwei Wochen Bug-Testen entsprechen einem Y-Klasse-Ticket nach Boston. So in der Art. Wenn man nur in Zahlen über Geld denkt, ist man verloren.«
    Dann verfütterte Ethan ein altes Pflaster von seinem Zeigefinger an eine Möwe, die auf einer Landschaftsarchitekturböschung an der Straße saß, und Todd und ich verloren den Appetit. Wir schenkten Ethan unser Essen und setzten ihn bei der Praxis seines Hautarztes ab.
    M elrose-Place -Abend. Selig sitzen wir eine arbeitsfreie Stunde lang unter Buhrufen vorm Fernseher im Wohnzimmer. Das ist besser als die Oscar-Verleihung, und außerdem gibt's das jede Woche. Zusätzlicher Bonus: 90210 Beverly Hills als Hors d'ceuvre.
    Susan bemerkte heute abend, daß die Computer in Billys Büro nirgendwo angeschlossen oder eingestöpselt sind. Aber das machte die Serie nur noch besser.
    Todd stürzte ein Snapple nach dem anderen hinunter. Er nennt Snapple »Workahol«.
    Wir machten uns über Werbung für Mentos-Pfefferminzbonbons lustig, indem wir den ganzen Abend lang mit einem bescheuerten europäischen Akzent »Mentos« sagten. »Mentos.« Ist das blöd.
    E s ist mir wirklich peinlich, aber ich weiß immer noch nicht genau, was Dad eigentlich bei Michael macht. Kaum zu glauben, daß ich so überhaupt keinen Schimmer habe, aber das einzige, was beide verraten, ist, daß er an unseren endgültigen Geschäftsräumen im Zentrum von Palo Alto arbeitet. Können wir uns das denn leisten? Ich dachte, wir hätten kein Geld. Ich werde versuchen, herauszukriegen, was er macht. Was es auch ist, er hat jetzt jedenfalls keine Energie mehr für den Modelleisenbahnbau übrig. Um die Garage macht er einen großen Bogen.
    I ch habe Karla erzählt, was Ethan in der Mittagspause gesagt hat: Daß man dem Geld beibringen soll, sich selbst zu vermehren. Sie sagte, Ethan rede »Bollocks«. Ich fragte sie, was das Wort bedeute, und sie antwortete, sie wüßte es nicht genau -es sei ein Ausdruck aus der Punkrock-Ära. »Hat irgendwas mit Anarchie und Sicherheitsnadeln zu tun.« Wir werden uns per E-Mail an jemanden in England wenden, um herauszufinden, was es heißt.

DONNERSTAG
    H eute haben wir über den Namen unserer Firma gesprochen. Er ist superlangweilig - E&M Software. Das steht natürlich für Ethan und Michael, und es ist ja auch ihre Firma, aber Michael hat gesagt, wenn uns etwas Besseres einfällt, können wir ihn noch ändern. Schließlich haben wir ja noch nichts ausgeliefert.
    Den ganzen Tag lang haben wir unsere Vorschläge auf die Code-beschmierte Wandtafel geschrieben. Das ist hier sehr verbreitet: Schreibtafeln voller Namensideen. Hier ein paar von unseren:
    »Cybo«
    »GeekO«
    »1410°C« (Ein Vorschlag von Michael - das ist der Schmelzpunkt von Silizium.)
    »@« (Mein Vorschlag; Susan meinte, dieser Name würde zu skatermäßig klingen, und Ethan sagte, wahrscheinlich hätte den sowieso schon jemand benutzt.)
    »Clean Room« (Abes Vorschlag per E-Mail und mein liebster - Legosteine wegzuräumen war immer die Hölle.)
    »Dead Pixel«
    »Xen« (Spricht man »Zen« aus; jede zweite Firma hier hat einen Namen mit X.)
    »InfiniToy«
    »Bottomless Box«
    »Dangerously Overcrowded Electrical Outlet«
    »Box of Oily Rags«
    »Dream Enabling Technologies« (Ein Vorschlag von Ethan, der von uns mit Würgegeräuschen kommentiert wurde.) »WaverMap« (Susans Idee, die sie aber sofort wieder als »zu 1981« zurücknahm. Michael hingegen gefiel die MixTypo - die Mischung von Groß- und Kleinbuchstaben.)
    Irgendwas

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