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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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untergeordnet. Mit einem 486er, den wir bei einem Postversand geordert haben, sind wir direkt ans Net angeschlossen. Wir benutzen Linux, ein 14.4er-Modem und haben eine SLIP-Verbindung zum Little Garden (einem Internet-Anbieter hier in der Gegend). Ich bin jetzt [email protected].
    »@« könnte das »Mc« beziehungsweise »Mac« des nächsten Jahrtausends werden.
    Ü berraschung: Mom hat mir erzählt, daß Dad sich woanders einen Job sucht - und daß Michael davon weiß. »Er hat das Bedürfnis, unter seinesgleichen zu sein, Schatz.«
    E igentlich war der heutige Tag arbeitsmäßig eine große Verschwendung. Ich hab' überhaupt nichts geschafft, weil ich zu oft unterbrochen wurde. Immer, wenn ich mit etwas anfing, wurde ich von etwas anderem abgelenkt, vergaß, was ich eigentlich machen wollte, und war dann so genervt, nichts auf die Reihe zu bekommen, daß ich dadurch noch weniger in der Lage war, irgendwas zu schaffen. Manchmal ist zuviel Kommunikation einfach zuviel Kommunikation. Ich sollte mir lieber ein Nature-V\ deo ausleihen und mich entspannen, aber statt dessen haben wir Die Höllenfahrt der Poseidon ausgeliehen und wieder und wieder, etwa fünfzigmal, die Szene angeschaut, wo sich das Schiff mit dem Bauch nach oben dreht, und dann haben wir uns Erdbeben ausgeliehen und uns etwa fünfzigmal, Bild für Bild, angesehen, wie LA in Schutt und Asche fällt. Mom saß in der Frühstücksecke und tippte auf einer IBM Selectric einen Brief an ihre Schwester, und wir stritten uns darüber, ob die noch irgendwo hergestellt werden. Vielleicht in Malaysia.

MITTWOCH
    D usty arbeitet jetzt bei uns! Michael hat sie unter der Bedingung engagiert, daß sie sich ausschließlich der Firma widmet und ihre Körper-Experimente auf die Freizeit beschränkt -und bis zur Auslieferung von Oop! ganz auf ihren Nebenjob als Aerobic-Lehrerin verzichtet. »Und keine Smart Drugs!« sagte Michael. »Das geht mich zwar nichts an, aber Smart Drugs machen einen nicht zu Einstein, sondern zu einem Tasmanischen Teufel.«
    »Touche, Michelangelo«, sagte Dusty. »Das ist Französisch für miau.« Sie hat ein Problem damit, Leute mit ihrem richtigen Namen anzureden.
    Dusty probierte einen neuen dotterblumengelben Bikini an, den sie beim Iron-Rose-IV-Wettkampf diesen Herbst in San Diego zu tragen hofft. Sie selbst hatte die Farbe eines gegrillten Truthahns.
    Natürlich glotzten Karla und Susan mal wieder konsterniert. Aber dann wurden sie doch weich, gingen zu ihr, fragten sie aus und berührten ihren Körper, als sei er der Monolith aus 2001. Sie - wir - haben noch nie einen so extrem definierten Körper gesehen. Das erinnert mich daran, wie ich zum erstenmal ein richtiges SGI-Rendering gesehen habe. »Toddy« ist aus seinem Geek-Haus in der Nähe der Abfahrt Shoreline geflohen und oben in Redwood City mit Dusty zusammengezogen. Daß sie so schnell einen gemeinsamen Haushalt gründen, ließ unsere Augenbrauen in die Höhe schnellen, aber da gestand Todd, daß er und Dusty schon seit MONATEN zusammen sind. Wie hat er es bloß geschafft, in unserem kleinen Büro so ein Geheimnis zu bewahren?
    L ook und Feel sind heute nachmittag aus ihrem neukonfigurierten Habitrail entwischt und haben den Bremswagen von Michaels Lego-Zug aufgefressen. Jetzt sind sie erst mal auf Bewährung.
    W ir haben im Tonga Room im Fairmount in San Francisco Dustys ersten Tag als Hackerin bei uns und als Michaels Angestellte gefeiert. Es war eine irre Sause, wie früher im College. Dusty drängelte sich an all den Leuten vorbei, die vor der Tür Schlange standen, und winkte uns dann vergnügt an den Tisch, den sie uns gesichert hatte. Cool! Sie ist ein richtiger Bulldozer.
    Im Tonga Room sitzen immer lauter reiche Zahnärzte aus Düsseldorf, die zusehen, wie ein Nachbau des Tiki-Floßes aus Gilligan's Island auf einem alten Swimmingpool herumtreibt, während es künstlich donnert und regnet und eine Live-Band Disco-Medleys spielt. Wir bestellten diese albernen Schirmchen-und-Fruchtscheiben-Drinks, deren Schwerpunkt ziemlich weit oben liegt, und jedesmal, wenn jemand aufstand, um zu tanzen (Oye Conto Va!), kippten alle Gläser um, und die Kellnerinnen hätten uns am liebsten umgebracht. Wegen der Fruchtfleisch-Akkumulation mußten wir dreimal den Tisch wechseln, und die ockerfarbenen Tischdecken sahen aus wie Kotztümpel.
    Zwei Dinge: Dusty sagte: »Ich hab' mir die Ausbildung finanziert, indem ich als Kellnerin gearbeitet habe. Die Typen fanden mich ganz toll: Ich hab' ihnen

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