Microsklaven
wenn ein Vogel Tausende von Menschen sieht, bei einem Giants-Spiel oben im Candlestick Park zum Beispiel, sind das für ihn auch nur ›Menschen-Units‹. Für Vögel sind wir genauso ununterscheidbar wie sie für uns. Was also unterscheidet dich von mir? Ihn von dir? Sie von ihr? Was unterscheidet jeden beliebigen Menschen von allen anderen? Wo endet deine Individualität, und wo fängt deine Zugehörigkeit zu einer Gattung an? Das war schon immer eine der wichtigsten Fragen für mich. Du mußt bedenken, daß es für die meisten von uns, die wir ins Silicon Valley gezogen sind, hier nicht die traditionellen identitätsstiftenden Strukturen wie überall sonst auf der Welt gibt: Religion, Politik, Familienbande, Geschichtsbewußtsein oder andere vorgefaßte Glaubenssysteme, die es den Individuen abnehmen, herauszufinden, wer sie sind. Man ist hier auf sich gestellt. Das ist keine leichte Aufgabe, aber schau dir nur an, was für eine Flut von Ideen dem Plastik hier entspringt!« Ich starrte sie an, und ich nehme an, sie dachte, ich würde gerade verdauen - kompilieren - was sie gesagt hatte, aber als ich in ihre Augen sah, konnte ich an nichts anderes denken, als daß es da ein Etwas gab - Karla -, das anders war als alle anderen, die ich kannte, weil gleich unter ihrer Hautoberfläche der Kern ihres Wesens lag, die Person, die die Dinge denkt und träumt, die Karla mir - mir allein - erzählt. Ich kam mir vor wie ein glücklicher Verlierer und küßte sie auf die Nase. So viel von mir für heute.
A ch ja... Ich habe in einem Secondhand-Laden einen ganzen Packen alter Sunset -Magazine gefunden. Die habe ich für Mom gekauft. Sie ist ein großer Sunset-Fan. Mom hob den Stapel hoch, als wäre er federleicht. Sie ist schon richtig kräftig geworden. Daß Dusty ihren Körper trainiert, findet sie ganz toll. Sie und Dusty haben bereits Erfahrungen ausgetauscht. Was für ein Glück, wenn deine Freunde coole Freundinnen haben.
FREITAG
A be:
Heute habe ich lauter 1 800 Nummern angerufen und mich bei Firmen über ihre Produkte beschwert. Bei der Matell-Hotline (1-800-524-TOYS) zum Beispiel darüber, daß ihre neuen HotWheels nicht so cool sind wie die, die ich hatte, als ich klein war. Das einzig Vernünftige, was sie haben, ist ein Lexus SC400. Ich hab' drei davon gekauft (Spielzeugautos), aber wie auch immer, damit ist Mattel noch nicht aus dem Schneider. Wo sind die Isettas geblieben, wenn ich fragen darf? Das ist also mein Leben, Dan. C'est la vie.
M attel -Karma! Susan stürmte heute am späten Nachmittag nach einem Besuch im Toys-R-Us-Laden, wo sie ein Geschenk für ihre Nichte gesucht hatte, ins Büro. Auch Susan war stinksauer auf Mattel - besonders wegen der Barbie-Puppen. Da ich der einzige Mensch im Büro war, bekam ich die volle Breitseite ihrer postfeministischen Kritik ab.
»Allein das Verkaufsregal - es war rosa - ich meine, das ganze Regal war in diesem knalligen, feuchten, Las Vegas-Schamlippen-Rosa, und es war ein langes Regal, Dan. Zehntausende von Barbies, die mich ausdruckslos anstarrten - diese Wand von Einkaufszentrumfrisuren - im Regal spukte der geisterhafte Klang von zukünftigem Erbrechen - einem unwiderstehlichen Verlangen. Ihre Hälse sind dicker als ihre Taillen, alles blitzt und funkelt - kein Wunder, wenn die Kinder da Eßstörungen bekommen ...«
Susan kriegte sich gar nicht mehr ein, und so wandte ich die Taktik an, die man bei kleinen Kindern benutzt, wenn sie nicht aufhören wollen zu schreien - ich wechselte einfach das Thema. Ich sagte, der Gedanke sei ganz schön verrückt, daß man seinem Kind allein dadurch das ganze Leben verderben kann, daß man mit ihm zum falschen Zeitpunkt in seiner Entwicklung den falschen Gang bei Toys-R-Us entlanggeht: »Es gibt einen ganzen Gang mit McDonald's-Produkten - Pommes-Friteusen, Burger-Grills, Shake-Mixer ... Angenommen, man übersieht den Computer-Gang und geht statt dessen aus Versehen den McDonald's-Gang entlang - ein winziger Fehler, und dein Kind hat für die nächsten siebzig Jahre ein chirurgisch implantiertes Drive-Thru-Kassierermikro im Schädel. Spielzeugläden sind wie Schöne neue Welt. Mütter! Väter! Ich sag' euch eins: Paßt ja auf, durch welchen Gang ihr geht.« Später teilte ich diesen Huxleyschen Gedanken per E-Mail Abe mit, der antwortete:
*1959*
100. McDonald's: Fon du Lac, Wisconsin »
*1960*
200. McDonald's: Knoxville, Tennessee
*1964*
Geburt des Filet n Fish
*1966*
Erster McDonald's mit Restaurant:
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