Microsklaven
reichte nicht, um ihre Ehe zu retten.
Zieh die Drähte aus der Wand
Chelyabinsk-70
DIENSTAG
D rastische Veränderung: Todd hat was mit einer Bodybuilderin namens Dusty angefangen. Dann ist Armageddon bestimmt nicht mehr weit. Und was so irre daran ist - Dusty ist Programmiererin! Sie hat Systeme für Esprit und Smith & Hawken entworfen. Trotzdem ist sie die unprogrammierermäßigste Frau, die ich kenne.
»Wir haben uns im Gold's Gym kennengelernt, an der Kiste mit den Protein-Drink-Sonderangeboten«, strahlte Todd, als er uns Dusty präsentierte, die wie eine Unheimliche Begegnung der Dritten Art in unserem Büro erschien. »Dusty«, kommandierte Todd, »Achtung! Pose!« Aus einem Ghettoblaster hinter der Bühne wummerte Lippenstiftwerbung-Eurodisco.
Dusty - Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig, mit Achillessehnen aus Titan (und vielleicht ein paar Sonnenstudiostunden zuviel auf dem Buckel), in zerfetzten, ausgefransten Hot pants und einem zerrissenen T-Shirt, begann zu »voguen«, wie ein Model die offiziellen International-Bodybuilding-Federation-Posen vorzuführen. Wir kriegten den Mund nicht mehr zu. Wie kann man nur so eine schamlose Schau abziehen?
Dann griff sich Dusty Misty, die Mom in die Stadt mitgebracht und gleich bei uns gelassen hatte, während sie einkaufen ging, und wirbelte sie an den Pfoten über dem Lego-Garten unseres Büros im Kreis herum. Es fehlten nur noch Blitzlichter und eine Trockeneismaschine, und Misty, die es nicht gewohnt war, so behandelt zu werden, war entzückt und wurde auf der Stelle und für immer und ewig Dustys größter Fan.
Dusty setzte Misty, der mittlerweile schwindelig wurde, ab und sagte mit einer Stimme, als hätte sie Chesterfields durch einen Luftröhrenschnitt geraucht (sie hat ihre Stimme vom Kommandos-Beilen, denn sie gibt, wie wir von Todd wissen, Aerobic-Kurse): »Ja ... diese großen goldbeschrifteten Plastikkübel mit Marken-Proteinpräparaten - Toddy und ich haben uns um die letzte Dose MetMax gestritten.«
Ihre Blicke trafen sich, und sie tauschten einen Händedruck. Wie gut, daß sie sich mögen, denn sonst wären sie wie zwei Monstertrucks, die sich beim KingDome gegenseitig zermalmen.
K arla und Susan lästern über Dusty:
Karla: »Dusty - der Name klingt so, als würde sie live aus dem Verkehrshubschrauber den Staubericht durchgeben.« Susan: »Sie sieht aus, als war' sie gerade aus einer Schlümpfe-auf-dem-Eis-Einkaufszentrum-Show der Ice Follies weggelaufen - zerzauste Einkaufszentrumfrisur, Bodystocking und ein keckes Dauerlächeln.«
Michael machte seine Tür zu. Diese Seite der menschlichen Natur kann er nicht leiden, obwohl Karla später meinte, der Grund sei, daß er sich zu superstarken Frauen hingezogen fühlt. »Glaub' mir«, sagte sie. »So was merke ich.«
E than baut ein Autobahnkreuz aus Lego. Wenn es fertig ist, wird er es kaputtmachen und dann wieder reparieren. Das Northridge-Beben in Los Angeles hat ihn zu Tode erschreckt. Er stammt nun mal aus dem Valley.
Er hat ein Zeitungsfoto von dem eingestürzten Antelope Valley Freeway in einem Canon-Copyshop auf Wandgröße vergrößert und als Vorlage zum Nachbauen im Büro aufgehängt. Ich finde, er hätte von dem Geld lieber seine KABELRECHNUNG bezahlen sollen, aber Karla glaubt, daß er froh ist, einen Grund zu haben, uns öfter im Büro zu besuchen. Schlauerweise erlaubt Michael im Büro kein Kabelfernsehen und hat uns verboten, auf dem Büro-Videorecorder Melrose Place und Eishockey-Spiele anzuschauen. Ethan hat bereits die modernistische Palo Alto City Hall, die Dad gebaut hat, demoliert.
»Wiederaufbauen gehört dazu«, sagte Ethan, und obwohl Dad sich auf den Schlips getreten fühlte, hatte er Mitleid mit Ethan und entschloß sich, ihm die Sache nicht übelzunehmen.
W ir LIEBEN unser neues Büro, und wir brauchen keine Angst mehr zu haben, immer bergeweise Ethans tote Kopfhautpartikel zu finden, wenn wir mit dem Finger über Oberflächen reiben. Dad hat einen Handstaubsauger an der Wand angebracht. Außerdem haben wir PLATZ.
G estern abend hat keiner jemanden abgeschleppt. Susan hat Phils Telefonnummer bekommen und Bug die von dem PF-Magic-Typen, obwohl er immer noch nicht weiß, ob er hetero ist oder nicht. Diese 90er!
Susan war mir und Karla gegenüber ein bißchen verlegen, denn sie weiß, daß Phil ein Loser ist, und sie weiß, daß wir das wissen.
T echie-Moment: Wir haben jetzt unsere eigene Internet-Domain und sind niemandem mehr
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