Microsklaven
fertig zu werden. Wenn einem das gelang, bekam man eine Lieferprämie. Fertig. Entweder - oder. Hier ist es um einiges komplizierter - du mußt einen aufregenden Job haben, der dich erfüllt und deine Kreativität fordert,
Klamotten von Nordstrom's oder zumindest Banana Republic, ein $400.000-Haus, ein cooles europäisches oder japanisches Auto, eine perfekte Beziehung mit jemandem, der genauso ehrgeizig, clever und gut angezogen ist wie du selbst, und außerdem noch das nötige Kleingeld, um Partys zu schmeißen, damit die ganze Welt sehen kann, was du doch für ein tolles Leben hast. Da vermisse ich direkt Redmond, aber andererseits inspiriert es mich auch. Irgendwie schizophren.
Selbst Michael bemerkte (ungewohnter Ausrutscher in die Popkultur!): »Vielleicht meinte David Byrne in diesem einen Talking-Heads-Song, daß die Erde den Geeks gehören wird: ›This is not my beautiful house! This is not my beautiful wife! My God! How did I get here?‹ «
Bug unterhielt sich mit einem Typen, der bei einer Firma namens PF Magic Spiele produziert. (Wieso nennen sich diese Firmen bloß alle »Magic«? Ist das irgendein New-Age-Ding ä la George Lucas oder wasl So was gibt's auch nur in Nordkalifornien.) Bug glaubt, der Typ könnte schwul sein, aber das war schwer zu sagen. »Die Typen hier sind alle so gut angezogen, daß man ihnen ihre Heterosexualität sowieso nicht unbedingt abnimmt ... Das macht die Sache für mich nicht leichter.«
Bug hat selber drüben im Stanford Shopping Center ein kleines Vermögen ausgegeben, als Teil seines neuen Programms »zur Integration in meinen neuen Lebensstil«. Es muß ganz schön seltsam sein, sich auf einmal irgendwie durch all die Mythen und Stereotypen und Informationen einer anderen sexuellen Orientierung hindurchkämpfen zu müssen, um sich selbst innerhalb dieses Images neu zu erfinden. Susan tut das in gewisser Weise auch, aber innerhalb der Heterosexualität - auf einmal ist sie ein sexuelles Wesen, und ich glaube, sie muß über Sex noch genausoviel lernen wie Bug, obwohl sie theoretisch schon ihr ganzes Leben lang heterosexuell ist.
Viele Geeks haben eigentlich keine Sexualität - sie haben nur die Arbeit. Ich glaube, das läuft so, daß sie sofort nach der Schule beziehungsweise Uni bei Microsoft oder wo auch immer anfangen und so begeistert sind, einen »richtigen« Job zu haben und Geld zu verdienen, daß sie einfach annehmen, die Beziehungen würden von ganz alleine kommen, doch dann wachen sie eines Morgens auf und sind dreißig und haben seit acht Jahren keinen Sex mehr gehabt. Es gibt natürlich die üblichen Techtelmechtel auf Konferenzen und Messen, mit denen jeder angibt, aber irgendwie wird doch nie was draus, und schon bald lebt man wieder in der Primärbeziehung: der Geek und sein Rechner.
Es ist, als wüßten männliche Geeks nicht, wie sie mit Frauen aus Fleisch und Blut umgehen sollen, und deshalb nehmen sie an, es handele sich um ein Problem mit der Benutzeroberfläche. Nicht ihre Schuld. Sie warten einfach, bis die nächste Version herauskommt - eine »benutzerfreundlichere«.
E than hat gegen Sonnenuntergang per Handy seine Eltern erreicht; er erfuhr, daß sie sich bestens amüsierten, im Vorgarten Burger und Mais grillten und zum erstenmal seit Jahren ihre Nachbarn zu Besuch hatten. »Mom hat gesagt, die Ronald Reagan Library hat nichts abgekriegt. Als würde mir daran was liegen.«
Ich glaube, er hätte es gern dramatischer gehabt. Ich glaube, er hätte lieber gehört, daß seine Mutter unter einem eingestürzten Kamin eingeklemmt sei und ihr Blut in den Telefonhörer tropfe, der ihr von seinem Vater ans Ohr gehalten wurde.
T odd kam nicht mit auf die Party. Er hatte heute abend ein richtiges, waschechtes, tatsächliches, unverfälschtes rendezvousmäßiges RENDEZVOUS.
I ch komme, was das menschliche Unterbewußtsein angeht, zu dem Schluß ... daß, wie man es auch betrachtet, die Rechner tatsächlich unser Unterbewußtsein sind. Ich meine, schließlich sind keine Außerirdischen zu uns auf die Erde herabgekommen und haben sie für uns erfunden ... Wir selbst haben sie geschaffen. Daher können Rechner auch nichts anderes sein als Produkte unserer Existenz und als solche Fenster zu unserer Seele... Indem wir die Rechner, die wir bauen, und die Dinge, mit denen wir sie füttern, im Auge behalten, haben wir einen erstaunlich präzisen Indikator dafür, wie wir uns entwickeln.
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Champaign-Urbana
Ihre Eltern waren Ingenieure, aber das
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