Microsoft Word - Atlan 022 - Der Marsch durch die Unterwelt.rtf
zufrieden.
“Es ist nicht zu glauben. Es ist nicht zu fassen”, sagte er immer wieder. “Wir sind
wieder unter freiem Himmel.”
Daynamar war auf die Knie gesunken, die Hände hatte er auf den Knauf des
Schwertes gelegt, das vor ihm im Boden stak. Sein Blick war in unergründliche Fernen
gerichtet.
Nachdem der hünenhafte Rockando seine Andacht beendet hatte, gesellte er
sich zu Tekener und Kennon.
“Wie geht es weiter, Daynamar?” erkundigte sich Tekener, ohne den Blick von
der Landschaft zu wenden. Es schien fast so, als gehe er ganz im friedlichen Bild der
Natur auf, als sei nur der Moment ausschlaggebend. Das Gewesene war vergessen, an
das Kommende wurde nicht gedacht. In diesen Minuten war nur das Jetzt wichtig. Nur
die Tatsache, daß man trotz aller Gefahren immer noch lebte, hatte Gewicht. Es war ein
eigenartiges Glücksgefühl, das man verspürte, wenn man daran dachte, wie oft man in
den vergangenen Tagen und Stunden dem Tod ein Schnippchen geschlagen hatte. Das
genossen die USO-Agenten in diesen Augenblicken, und ähnlich mußte es auch
Daynamar ergehen.
“Wie geht es weiter, Daynamar?” wiederholte Tekener.
“Wir werden warten”, sagte der Rockando. Aber schon im nächsten Augenblick
strafte er seine Worte Lügen. Er sank auf die Hände nieder und schlich auf allen vieren
davon. Im Nu war er im nahen Busch verschwunden.
“Er ist übergeschnappt’, sagte Tekener.
“Nein, Tek”, widersprach Kennon lächelnd. “Er ist nur hungrig. Ich habe vorhin
seinen Magen knurren gehört.”
Es dauerte nur wenige Minuten, bis Daynamar plötzlich dreißig Meter von ihnen
entfernt in die Höhe schnellte und seinen Jagdruf ausstieß. In der einen Hand hielt er
das blutige Schwert, in der anderen baumelte ein Tier von der Größe eines Ferkels. “Er ist und bleibt ein Wilder”, sagte Kennon.
“Aber er ist mir im Augenblick lieber als du mit deinen Nahrungskonzentraten”,
erwiderte Tekener und rieb sich in Erwartung des Kommenden die Hände. “Es geht
eben nichts über ein knuspriges Spanferkel.”
Als Monty Stuep das Wort “Spanferkel” vernahm, sprang er in die Höhe. “Habe ich eben eine Halluzination gehabt, oder ...” Er verstummte, als er
Daynamar mit seiner Jagdtrophäe herankommen sah. Er war von dem Anblick so
überwältigt, daß er nur ein entzücktes “Oh” hervorbrachte. Aber dann verdüsterte sich
sein Gesichtsausdruck, weil ihm bewußt wurde, daß das erlegte Tier in vier Teile geteilt
werden würde. Dabei hätte er es ohne besondere Anstrengung ganz alleine verdrücken
können.
Daynamar suchte zwei Astgabeln, die er in den Boden trieb, spießte das Tier auf
seinem Schwert auf und legte es auf die Astgabeln. Dann sammelte er trokkenes Gras
als Zunder und schichtete auf Armlänge gebrochene Äst, zu einem Scheiterhaufen auf.
Als diese Vorbereitungen getroffen waren, lief er zum Strand hinunter und kam bald
darauf mit zwei Steinen zurück. Indem er die beiden Steine gegeneinanderschlug,
erzeugte er Funken, die den Zunder in Brand setzten. Gleich darauf brannte ein
Lagerfeuer.
Monty Stuep starrte auf das Tier, das über dem Feuer prasselte. Bis das Fleisch
gar war und von Daynamar die Verteilung vorgenommen wurde, stand der Ertruser
Qualen aus ...
Eine halbe Stunde später zeugten nur noch abgenagte Knochen davon, daß die
Gefährten ein barbarisches Mahl gehalten hatten. Und Monty Stueps Schnarchtöne
zeugten ebenfalls davon, daß hier ein Ertruser eine bescheidene Freßorgie veranstaltet
hatte. Andererseits mußte ihm zugutegehalten werden, daß er trotz seines Heißhungers
nicht vergessen hatte, seinem ständigen Begleiter, dem Siganesen Kamla Romo, ein
fingergroßes Stück von seinem Anteil abzugeben—während er seinerseits noch
heimlich Kennons Portion aufaß.
Davon hatte Daynamar natürlich nichts gemerkt.
Der Wilde von Cronot hatte sich zufrieden auf die Arme gestützt und sah dem
Spiel der Wolken zu, als gäbe es nichts anderes zu tun. Er hüllte sich in Schweigen und
gefiel sich im Nichtstun. Nur gelegentlich warf er dem schnarchenden Ertruser
mißbilligende Blicke zu.
Das veranlaßte Tekener zu einer Bemerkung, die zu einem anderen Zeitpunkt
eine Krise hätte auslösen können. Aber als Galaktopsychologe wußte Tekener
natürlich, daß diese Krise nunmehr überwunden war.
Er fragte Daynamar: Wollen Sie immer noch herausfinden, wer stärker ist—Sie
oder Stuep?”
Der Rockando schüttelte gelangweilt den Kopf.
“Ich habe Crenioc getötet:” sagte er. Es bedeutete, daß der
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