Microsoft Word - Atlan 028 - Die Sandgeister von Occan.rtf
jungen Mann, der schwer attuend auf dem Boden lag.
“Was haben Sie in meiner Kabine zu suchen?” erkundigte er sich ohne Groll. Er fand, daß der Eindringling genug bestraft war—der Schreck stand ihm immer noch ins Gesicht geschrieben.
“Ich—es handelt sich um einen Irrtum”, stammelte Gorsyth. “Ich wußte nicht, daß es sich bei diesem Raum um—eine bewohnte Kabine handelt. Ich dachte, hier sei das Aquarium, in dem Oberst Bombran seine Paroner züchtet. Es tut mir leid,, Sir ...”
“Sie sind wohl neu—auf USO-98?” fragte Noah-Noah.
“Jawohl, Sir.” Gorsyth sprang auf die Beine und stand stramm. Er salutierte und rasselte herunter: “Kadett Asmus Gorsyth steht zu Ihrer Verfügung, Sir.”
“Nein, ich stehe zu Ihrer Verfügung”, widersprach Noah-Noah. “Sie haben doch einen Paroner gesucht, oder? Nun, was gedenken Sie mit mir zu tun?”
“Oh, diese verdammten Kerle!” stöhnte Gorsyth und überlegte sich bereits, wie er diesen Streich der Mannschaft heimzahlen konnte. Dann besann er sich, wem er gegenüberstand. Er nahm wieder Haltung an, was ungemein komisch wirkte, da er nur eine Badehose trug.
Jedem anderen hätte Gorsyths ungewöhnliche Erscheinung zumindest ein Grinsen entlockt. Nicht so Noah-Noah. Es war eine seiner Eigenheiten, daß er nicht lachen konnte, obwohl er einen Sinn für Humor besaß. Es war ihm möglich, andere zu Lachstürmen hinzureißen, ohne selbst auch nur eine Miene zu verziehen.
“Sie machen in der Badehose keine sehr erbauliche Figur”, meinte NoahNoah kritisch. “Ziehen Sie sich besser an und verschwinden Sie, bevor ich Sie meinen Unterwassergarten jäten lasse.”
Ohne Gorsyth noch eines Blickes zu würdigen, öffnete Noah-Noah seinen Kleiderschrank und holte seine aquatische Kombination heraus. Dabei handelte es sich um eine Spezialanfertigung, die auf ihrer Außenseite vollkommen trocken war, deren Innenseite jedoch Feuchtigkeit anzog und an die Haut des Trägers abgab.
Als Umweltangepaßter der Wasserwelt Paron konnte Noah-Noah auch unbegrenzt lange an Land leben. Aber Trockenheit war ihm äußerst zuwider, deshalb trug er außerhalb seines Bassins stets seine Spezialkombination.
Noah-Noah zog die letzten Verschlüsse fest. Asmus Gorsyth stand ihm bereits in voller Montur gegenüber.
“Habe ich nicht gesagt, Sie sollten verschwinden?” knurrte Noah-Noah.
Gorsyth schien ihn nicht gehört zu haben. Seine Augen wurden groß, seiner Kehle entrang sich ein gurgelnder Laut. Er deutete auf Noah-Noah und stammelte: “Sir—Sie sehen nicht wohl aus. Sie sollten in den Spiegel blicken. Eben war Ihre Haut noch schneeweiß, und nun färbt, sie sich ...”
“... bräunlich”, vollendete NoahNoah den Satz. Langsam riß ihm die Geduld. “Das ist eine ganz natürliche Begleiterscheinung. Wenn ein Paroner sich an Land aufhält, dann wird seine Haut durch den Entzug der Feuchtigkeit braun.” Noah-Noah entschloß sich zu einer maßlosen Übertreibung, um den lästigen Eindringling endlich loszuwerden. “Und wissen Sie, was passiert, wenn einen Paroner die Wut packt? Dann verfärbt sich sein Gesicht bläulich. Aber ich möchte Ihnen raten, nicht darauf zu warten.”
Gorsyth stolperte rückwärts zur Tür, riß sie schnell auf und verschwand im Korridor. Die Pneumatik schloß die Schiebetür seufzend hinter ihm.
Noah-Noah seufzte ebenfalls. Er ging zu dem auf der Innenseite der Schranktür angebrachten Spiegel und betrachtete sich prüfend. Er war nicht gerade eitel, legte aber doch stets Wert auf eine gepflegte Erscheinung.
Er war nur 1,42 Meter groß und von schlanker, fast zierlicher Gestalt. Er besaß große, flache Hände und Füße, deren Finger und Zehen mit Schwimmhäuten verbunden waren, die er je nach Bedarf und Belieben einziehen oder hervorschnellen lassen konnte. Diesen Schwimmhäuten widmete Noah-Noah seine besondere Aufmerksamkeit. Er besaß nämlich am ganzen Körper kein einziges Haar—und ausgerechnet auf seinen Schwimmhäuten sprossen vereinzelt Härchen. Das störte ihn, denn auf seiner Heimatwelt Paron galt Haarwuchs als Alterserscheinung. Der Flaum an seinen Schwimmhäuten störte ihn doppelt, weil er mit seinen 34 Jahren bei einer Lebenserwartung von 130 Jahren noch ausgesprochen jung war.
Noah-Noah holte eine Pinzette aus der Tasche, zupfte zwei Härchen zwischen Daumen und Zeigefinger aus, strich sich über den spiegelblanken Schädel und schloß dann einigermaßen zufrieden die Schranktür.
Mit einem fast sehnsüchtigen Blick auf sein Bassin
Weitere Kostenlose Bücher