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Microsoft Word - Atlan 030 - Das steinerne Labyrinth.rtf

Titel: Microsoft Word - Atlan 030 - Das steinerne Labyrinth.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DieterLederhosen
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genüßlich ein.
“Was ist das?” erkundigte sich Corteen mißtrauisch.
“Omelette aus getrocknetem Fisch mit Algensoße”, erklärte Noah-Noah, und seine Stimme bekam einen schwärmerischen Unterton.
“Sie können meine Portion haben”, meinte Corteen. “Ich weiß jetzt, daß der Posten nicht vor vier Stunden wiederkommt. Diese Zeit will ich mit einem Erkundungsgang in die nähere Umgebung nutzen.”
“Ich werde meine Zeit ebenfalls nutzen”, versicherte Noah-Noah, legte die Pinzette weg und machte sich über den Inhalt der Schüsseln her.
Hinter ihm ließ Corteen das psi-stabilisierte Knochengerüst zusammenfallen, dehnte seinen Körper so lange, bis er einen Durchmesser von zwanzig Zentimetern besaß. Dann schlüpfte er in die nächste Öffnung und verschwand darin.
    5.
    Es.
Das Wesen.
Am Anfang war er das Wesen genannt worden.
Aus der Schwärze des Nichts war dieser Begriff zu ihm gekommen. Sein
    Beschützer hatte ihm diesen Namen gegeben. Dafür war er dankbar gewesen. Aber dann hatte es ihm nicht mehr genügt, nur das Wesen zu sein. Er hatte zu fragen begonnen.
    “Ich bin das Wesen —und was bist du?”
“Ich bin ein Wesen.”
“Wo liegt der Unterschied?”
“Der Unterschied ist klar. Ichhabe eine Persönlichkeit, du nicht. Du besitzt keine
    Erinnerung, deshalb bist du nichts.”
“Erinnerung, ist das die Leere?”
“Wo bei dir Leere ist, haben andere Menschen eine Erinnerung.” “Ich bin ein Mensch?”
“Ja, ein Mensch—ein großes Kind.”
Nun war er schon mehr als nur das Wesen. Er war ein Mensch. Und er war ein
    großes Kind. Er konntegar nicht glauben, daß er soviel war. Das war natürlich nicht sein Verdienst, sondern er hatte alles, was er war, seinem Lehrer zu verdanken. Er verehrte seinen Lehrer.
Ein andermal hatte der Lehrer gesagt:
“Du darfst kein Wissen besitzen.—denn nur dann bist du nützlich.” Daraufhin war er enttäuscht gewesen.
“Ich möchte so gerne nützlich sein”, hatte er beteuert. “Aber wir kann ich das, wo
    ich kein Wissen besitze?”
“Du bist ein Mann, der uns noch von großem Nutzen sein wird”, hatte der Lehrer
versichert.
Nach diesen Worten hatte ihn ein seltsames Gefühl durchflutet, erregend und
erhebend.
Er war ein Mann. Ein Wesen, ein Mensch, ein großes Kind, ein Mann! Er war jemand!
Aber die Erregung war wieder abgeflaut. Jetzt, da er in seinem kahlen Raum
saß, hatte Bestürzung von ihm Besitz ergriffen.
Er dachte nach, und je mehr er nachdachte, desto eindringlicher wurde es ihm
bewußt, daß er unbedeutend war.
Er sehnte sich danach, seine Nützlichkeit unter Beweis zu stellen. Er wollte die
ihm zugedachte Aufgabe erfüllen, um endlich Wissen zu erhalten, um endlich mehr als
nur ein Wesen, ein großes Kind, ein Mann zu sein.
“Wenn du uns nützlich warst, bekommst du dein Gedächtnis zurück.” Ich möchte endlich nützlich sein! dachte der Mann.
Wenn alles vorbei war, würde er erfahren, wo er sich befand und wer er war. Er versuchte sich einzureden, daß er wußte, wo er war. Er sagte sich, daß er
sich nur umzublicken brauchte, um zu wissen, wo er war. Er befand sich in einer
abgeschlossenen Höhle. Zehn Schritte war sie lang, sechs breit. In den seltsam
geformten Wänden waren unzählige Durchbrüche. Einige davon waren so breit und tief,
daß er den Arm bis zur Schulter hineinstecken konnte. Die meisten Löcher waren sogar
so tief, daß seine Finger ins Leere griffen.
Die Antwort auf die Frage, wo er war, lautete also: in einer Höhle. Aber diese
Antwort war unbefriedigend, denn er wußte nun, daß es außer dieser kleinen Höhle
noch viele und zumeist größere Höhlen gab.
Die Höhlen mußten einen gemeinsamen Namen haben.
Wie hieß der Ort, an dem er sich befand? Jedes Ding hatte einen Namen. So
mußte auch dieser Ort einen Namen haben. Auch sein Lehrer hatte einen Namen. Er hieß Leafan Ontor.
“Ich besitze kein Gedächtnis; keinen Namen”, murmelte der Mann vor sich hin.
“Ich möchte endlich meine Aufgabe erfüllen, um Wissen zu erhalten.”
Hätte der Mann gewußt, auf welche Art er der Condos Vasac und Leafan Ontor
nützlich sein sollte, wäre er lieber zeit seines Lebens das geblieben, was er jetzt war: Ein Mann ohne Gedächtnis.
Ein Wesen.
Es.
    6.
    Rubber Corteen kam gut voran. Es fanden sich immer Durchlässe, die groß genug für ihn waren. Sein Weg führte zwar kreuz und quer durch das Labyrinth der versteinerten Pflanzen, aber das machte ihm nichts aus. Er konnte seinen Körper dehnen und biegen, wie er wollte.

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