Microsoft Word - Atlan 030 - Das steinerne Labyrinth.rtf
Scharfe Biegungen machten ihm ebensowenig aus wie Engpässe oder Abgründe. Er überbrückte sie mit spielerischer Leichtigkeit und drang immer tiefer in das Labyrinth vor.
Er machte es sich zum Ziel, einen Kommandostand oder eine wichtige Kontrollstelle zu finden. Denn dort erhoffte er sich am meisten. Es hatte keinen Sinn, den Stützpunkt wahllos zu durchstreifen. Seine Zeit war dafür zu kostbar. Zwar war ihnen versichert worden, daß man sie nur gefangenhalten wollte. Doch war dies nicht als verbindlich anzusehen. Man konnte sich in der Condas Vasac von einem Augenblick zum anderen anders entschließen und sie liquidieren wollen. Deshalb war es gut, wenn Corteen sich einen Überblick verschaffte und die wichtigsten Abteilungen auskundschaftete.
Die erste Zeit bewegte er sich parallel zu einem der Hauptkorridore. Er blieb stets in sicherem Abstand davon, um nicht zufällig entdeckt zu werden.
Dieser Korridor führte schließlich an einer natürlich entstandenen Höhle vorbei, in der sich einige bewaffnete Akonen aufhielten. Es schien sich um: einen Bereitschaftsraum zu handeln, denn die Soldaten vertrieben sich mit verschiedenen Beschäftigungen die Zeit, legten ihre Waffen jedoch nicht ab.
Rubber Corteen erreichte diesen Raum gerade, als Wachablösung war. Sechs Akonen erhoben sich von ihren Plätzen, ließen alles liegen und stehen und verließen den Bereitschaftsraum.
“Ich frage mich, warum wir eigentlich Wache stehen müssen”, murrte einer von ihnen. “Welche Gefahren können ihnen hier unten schon drohen?”
“Ihr Leben ist so wertvoll, daß kein Aufwand zu groß ist, es zu schützen”, sagte ein anderer.
Corteen war hellhörig geworden. Aus den Worten der Akonen ging eindeutig hervor, daß sie für den Schutz irgendwelcher Lebewesen verantwortlich waren. Die Sache interessierte ihn, und er folgte der kleinen Gruppe neben dem Korridor, durch die gewundenen und verzweigten Röhren, über Risse und Spalten hinweg, durch ausgedehnte Hohlräume und schmale Durchlässe.
Die sechs Akonen kamen nach etwa fünf Minuten in einen abgelegenen Teil des Stützpunktes. Dort wurden sie von einem Anti angehalten. Er inspizierte die Soldaten, trat einen Schritt zurück und fragte in Befehlston:
“Was habt ihr zu schützen?”
“Das Leben der Meister”, antworteten die sechs Akonen wie aus einem Mund.
“Womit habt ihr es zu schützen?”
“Mit unserem Leben.”
Die Gruppe setzte sich mit dem Anti an der Spitze in Bewegung. Bereits nach wenigen Schritten kamen sie zu einer Nische, die etwas erhöht lag und nur über eine Eisenleiter erreicht werden konnte. Aus seinem Versteck beobachtete Corteen durch eine kleine Öffnung in den Pflanzenversteinerungen, wie ein Soldat aus dem Hochstand geklettert kam -und zu der Gruppe stieß. Dafür kletterte einer aus der Gruppe in den Hochstand hinauf. Corteen konnte technische Armaturen, Bildschirme und Skalen erkennen, bevor sich die Tür des Hochstandes hinter dem Akonen schloß.
Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Nach zwanzig Metern wiederholte sich der Vorgang. Aus einem Hochstand kam ein Akone und wurde von einem aus der Gruppe abgelöst.
Corteen folgte den Soldaten, bis die Wachablösung vollzogen war. Er hatte festgestellt, daß die Wachstationen in einem Kreis angeordnet waren, in dessen Mitte sich das zu bewachende Objekt befinden mußte.
Der Anti verabschiedete die abgelösten Soldaten, wartete, bis sie außer Sicht waren und wandte sich einer Stelle des Felsens zu, die sich durch nichts von der Umgebung unterschied. Als er jedoch einen bestimmten Punkt berührte, löste sich ein rechteckiges Stück des Felsens in Nichts auf. Ein Eingang entstand.
Eine vorzügliche Tarnung! dachte Corteen. Kein Uneingeweihter würde vermuten, daß es sich hier um eine Materieprojektion handelte, hinter der ein Zugang verborgen lag.
Trotzdem, so raffiniert diese Tarnung auch war, Corteen konnte sie nur ein Lächeln entlocken. Er war nicht auf geräumige Tunnel und Höhlengänge angewiesen. Ihm genügte ein kleiner Spalt, um hindurchschlüpfen zu können.
Nachdem der Anti durch die Öffnung verschwunden war, baute sich hinter ihm wieder das Energiefeld auf, das jedem Beschauer undurchdringlichen Fels vorgaukelte.
Corteen überquerte den Korridor in schnellen Schlangenbewegungen und schlüpfte auf der gegenüberliegenden Wand in eine Spalte. Er mußte einem versteinerten Busch ausweichen, unterwanderte einen dicken Balken, der quer durch die ausgehöhlte Felswand verlief und
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