Microsoft Word - Atlan 030 - Das steinerne Labyrinth.rtf
einer weichen Unterlage. Als er die Augen aufschlug, sah er über sich das runzelige Gesicht eines uralten Trommlers. Der Trommler hielt eine Schale mit dampfender Flüssigkeit an Corteens Lippen.
Corteen stützte sich auf und trank in kleinen Schlucken.
Die dampfende Flüssigkeit übte eine belebende Wirkung auf ihn aus. Das Dröhnen in seinem Kopf verebbte, sein Blick klärte sich. Er nahm automatisch menschliche Gestalt an.
Erst jetzt bemerkte er, daß der uralte Trommler mit dem weißen Vollbart ein Weibchen war. Als er sich vollends aufrichten wollte, knurrte ihn die alte Trommlerin an und stieß ihn auf sein Lager zurück. Dann wandte sie sich ab und verschwand aus dem Raum.
Corteen blickte sich um.
Der Raum war groß, gut zehn Meter lang, und die Wände waren nicht wabenförmig angeordnet, sondern’ zu einem Viereck. Es gab nur vier Wände. Ein halbes Dutzend Fackeln verbreiteten ein angenehmes Licht. Außer dem Lager, auf dem Corteen ruhte, gab es keine Einrichtung—zumindest gab es kein zweckmäßiges Mobiliar. Aber überall standen Pflanzenversteinerungen umher, Steinblumen und Steinfarne steckten in Vasen, Büsche und kleine Bäume waren mit Steinsockeln verschmolzen. Wie in einem Museum, dachte Corteen.
Eine Weile blieb er noch auf seinem Lager, dann schwang er die Beine über den Rand und stand auf. Er ging zu einem der ovalen Fenster. Von dort blickte er auf einen großen Platz innerhalb einer der Höhlen hinaus. Auf dem Platz hatten sich unzählige Trommler eingefunden.
Durch diesen Anblick fiel Corteen wieder schlagartig ein, was bei seinem Eintreffen vorgefallen war. Er sah das Bild Pascha Xenors wieder deutlich vor sich, wie er blutüberströmt zusammengebrochen war.
Hinter Corteen war ein Geräusch. Er drehte sich um und erblickte die alte Trommlerin mit dem weißen Vollbart, die ihm die belebende Flüssigkeit eingeflößt hatte. Sie befahl ihn mit einem herrischen Knurren und einer knappen Armbewegung zu sich. Er kam der Aufforderung nach und folgte der Trommlerin in den angrenzenden Raum.
Dort hatte sich bereits eine große Zahl weiblicher Trommler eingefunden. Nur ein einziger männlicher Trommler war anwesend—Pascha Xenor. Corteen erkannte ihn sofort an dem Verband aus getrockneten Seepflanzen, den er um den Kopf trug.
Corteen wollte auf ihn zueilen, aber die alte Trommlerin hielt ihn zurück. Sie drängte ihn zu einem Podest, auf dem sieben weißbärtige Trommlerinnen auf Stühlen saßen. Sie hoben wie auf Kommando ihre Arme und streckten sie Corteen entgegen. Er mußte von einer Trommlerin zur anderen gehen und die dargebotenen Hände schütteln.
Er faßte den Händedruck als Geste der Freundschaft auf. Wahrscheinlich hatten sie sich diese Angewohnheit von den in dem CV-Stützpunkt stationierten Menschen abgeschaut und wollten Corteen auf diese Art ihre Verbundenheit zeigen.
Der Raum, in dem das Begrüßungszeremoniell stattfand, besaß die Größe eines Saales. Auch hier standen, wie im “Museumsraum”, in Vasen und auf Felssockeln Pflanzenversteinerungen entlang der Wände. Bestimmt dienten sie nicht nur der Verschönerung, sondern besaßen darüber hinaus auch noch irgendeinen symbolischen Charakter.
Auf einen Wink einer der sieben Trommlerinnen auf dem Podest wurde eine große Tafel herangerollt. Sie besaß eine schwarzgraue Farbe, war glatt, wirkte jedoch weich und nachgiebig.
Corteen mußte mit Pascha Xenor neben den Thronsesseln der alten Trommlerinnen Aufstellung nehmen. Die Trommlerin, die ihn gepflegt und dann in den Saal geführt hatte, ergriff einen spitzen Steingriffel und stellte sich vor die Tafel. Auf einen geknurrten Befehl der auf dem Podest sitzenden Trommlerinnen begann die Alte, Zeichnungen in die Tafel zu ritzen. Wo ihr Griffel über die glatte Fläche gestrichen war, verfärbte sich der grauschwarze, weiche Stein weißlich.
Auf diese Art und Weise entstand eine schematische Darstellung, die auch für Corteen leicht verständlich war.
Zuerst zeichnete die Alte ein Ellipsoid über die ganze Tafel. Das war der Kontinent aus Versteinerungen. An den unteren Rand des Ellipsoides zeichnete die Alte sieben Kreise, in die sie Umrisse von Trommlern skizzierte. Diese sieben Kreise wurden von einem dickwandigen Kreis eingeschlossen.
Corteen verstand. Es war klar, daß mit den sieben kleineren Kreisen die verschiedenen Stämme der Trommler symbolisiert werden sollte. Der Kreis, der die sieben Stämme umschloß, zeigte an, daß sie alle von einer gemeinsamen Regierung
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