Microsoft Word - Atlan 031 - Panik in Quinto-Center.rtf
Während meine drei Kollegen die Aufnahmegeräte installierten und sämtliche Spuren verwischten, mußte ich es ermöglichen, für die Dauer von siebenundvierzig Stunden den alten blinden Mann abzulenken.
Das konnte nur auf eine Art ermöglicht werden.
Sivera Mangassar mußte von den Kontrollen des ‘alten Schiffes abgelenkt werden. Denn noch immer funktionierten ein Großteil der Geräte dieses Schiffes. Das alles hatten zwei siganesische Spezialistengenau festgestellt, die auch meine Aktion vorbereitet hatten.
Jetzt bog ich nach rechts ab, flog zwischen den höchsten Baumgipfeln eine weite Kurve und kam so am Standort des Schiffes vorbei, das ich in der Ferne einmal kurz sehen konnte. Wieder verließ mein Schatten den Sandstreifen, der ausnahmslos—aus feinem,’ weißem Korallensand bestand, und verlor sich zwischen dem Grün der Wälder. Langsam näherte ich mich wieder dem Strand, überflog ihn dicht über dem Wasser und landete auf der ersten Insel, die vom Rand der großen Insel zweitausend Meter entfernt war.
“Jetzt fängt dein Einsatz an, Serpo”, sagte ich zu mir.
Ich setzte mich, legte einen Teil der Ausrüstung ab und suchte dann einen günstigen Platz für mein Experiment.
Der Berghang, den ich schließlich erkletterte, lag vierhundert Meter über dem Wasserspiegel. Von hier aus hatte ich einen ausgezeichneten Überblick über die kleine Bucht, hinter der sich das Schiff erhob. Ich sah die flache, langgestreckte Hütte oberhalb der höchsten Flutmarke.
Ich befand mich jetzt unter einer überhängenden Felsplatte, an deren Rändern sich breite, verwitterte Lavastreifen entlangzogen. Ich war hervorragend gedeckt.
Zuerst stellte ich das Fernrohr auf, das ich innerhalb von zwanzig Minuten zusammengesetzt hatte. Dann justierte ich es ein, und plötzlich lag die Gegend um das Schiff und die Hütte so klar und nahe vor meinen Augen, als ob ich’ dreißig oder fünfzig Meter über der Bucht schweben würde.
Dann stellte ich die kleinen Kästen auf, schloß die Hochleistungszellen an und schaltete das Spezialgerät ein.
Was suchte ich?
Ich suchte nach einem Signal; das von einem winzigen Dauersender ausging. Der Sender war in der dicken Haut eines zehn Meter langen Fisches verborgen, dessen Lebensbereich sich innerhalb des Korallenriffs befand. Ich wußte, daß es eine der, wenigen letzten Leidenschaften des alten Mannes war, zu angeln.
Ich fand den Fisch fast am Rand des Beobachtungsfeldes und schaltete das zweite Gerät ein. Diese Anlage, einer Fernsteuerung nicht unähnlich, kontrollierte das Hirn dieses Fisches. Eineinfacher Mechanismus schickte, wenn ich einen Knopf drückte, einen schwachen Stromstoß aus, der im Gehirn des Fisches ein lustvolles Gefühl auslöste. Mit diesem einfachen Trick konnte ich, wenn ich geschickt genug war, das Tier in jede gewünschte Richtung lenken—ich hatte am Aquarium in Quinto-Center lange genug trainiert.
Ich setzte die Steuerung ein, als ich merkte, daß sich das Signal ungefähr in meine Richtung bewegte.
Es war nur ein winziges, schwaches Pünktchen auf dem kleinen runden Ortungsschirm.
Der Stromstoß erfolgte.
Das Signal bewegte sich weiter. Der Fisch hatte, als er in diese Richtung schwamm, ein Lustgefühl verspürt, und das bestimmte ihn, die Richtung weiter einzuschlagen. Langsam dirigierte ich das Tier zu mir heran. Es würde den ganzen Nachmittag dauern, der hier nur vier Stunden dauerte. Der Planet rotierte in achtzehn Stunden einmal.
Die Zeit verging angenehm langsam.
Ich trug nur meine Badehose, hatte mich eingekremt und sah hin und wieder durch das Objektiv des Fernrohrs. Dann wieder steuerte ich den Fisch in eine andere Richtung. Er näherte sich in einem unregelmäßigen Zickzackkurs der kleinen Bucht. Sehr langsam, aber dank meines Fingers, der immer häufiger den Schaltknopf drückte, zuverlässig. Die Siganesen hatten, an der Haut des Fisches festgeklammert und durch starke Abwehrfelder geschützt, vor einigen Tagen diese kleine Operation durchgeführt. Ein Rad mußte ins andere greifen, bis unsere Aktion Erfolg haben konnte. Blind Man konnte unsere Leute orten und dann die Condos-Vasac-Leute warnen, die es nicht versäumen würden, ihn zu besuchen—dann war alles verloren, und wir konnten ein für allemal diese Insel aus unserem Informationsfeld streichen.
Ich aß eine halbe Tafel der Konzentratschokolade, trank etwas und widmete mich dazwischen dem Spiel, den Fisch näher heranzuholen.
Die fünf- oder sechsstündige Nacht kam.
Ich zog mich wieder
Weitere Kostenlose Bücher