Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
Tagreise endlos schien.»
«In dir lebt die Seele deines Vaters. Er wird mit dir kämpfen, an deiner Seite.»
«Ich lege das Königreich in deine Hände, Nefertari. Tuja und Ameni werden dir treu zur Seite stehen. Serramanna wurde festgenommen, Chenar wird sicher versuchen, die Dinge an sich zu reißen. Laß das Ruder des Staatsschiffs nicht aus der Hand.»
«Verlaß dich nur auf dich selbst, Ramses.»
Der König drückte seine Gemahlin an sich, als sollte er sie nie mehr wiedersehen.
Von der blauen Krone fielen zwei breite, gefältelte Leinenbänder bis zur Hüfte herab. Ramses trug ein gefüttertes Ledergewand, das Ober- und Unterkörper bedeckte und von oben bis unten mit Metallplättchen besetzt war. Unvergleichliche Erhabenheit verlieh ein darüber fallender, langer, durchsichtiger Mantel.
Als Homer den Pharao in dieser Kriegsgewandung auf sich zukommen sah, nahm er die Pfeife aus dem Mund und erhob sich. Hektor, die schwarzweiße Katze, flüchtete sich unter einen Stuhl.
«So ist die Stunde also gekommen, Majestät.»
«Mir lag daran, dir Lebewohl zu sagen, bevor ich gen Norden ziehe.»
«Höre noch, was ich soeben geschrieben habe:
«Sprach’s und schirrte ins Joch zwei Rosse mit ehernen Hufen, stürmende Renner, die Schultern umwallt von goldener Mähne. Hüllte sich selbst in Gold und faßte die schimmernde Geißel… und willig flogen die Rosse zwischen der Erde dahin und dem sternbesäeten Himmel.»
«Meine beiden Pferde verdienen wahrlich diese Huldigung, seit Tagen schon bereite ich sie vor auf die Feuerprobe, die wir gemeinsam zu bestehen haben.»
«Dieser Aufbruch, ein Jammer… Zumal ich soeben gelernt habe, wie sich ein bekömmliches Bier herstellen läßt: Man mischt Gerstenbrot mit eigenhändig entsteinten Datteln und läßt das Ganze gären. Gern hätte ich dir von diesem Bier eine Schale angeboten.»
«Das ist ein herkömmliches ägyptisches Verfahren, Homer, aus alten Zeiten.»
«Aber von einem griechischen Dichter zubereitet, dürfte es ganz besonders munden.»
«Sobald ich zurück bin, werden wir dieses Bier zusammen trinken.»
«Obwohl ich mit zunehmendem Alter immer ungeselliger werde, hasse ich es, allein zu trinken, vor allem, wenn ich einen sehr lieben Freund eingeladen habe, diesen Genuß mit mir zu teilen. Die Höflichkeit gebietet dir, Majestät, so schnell wie möglich zurückzukehren.»
«Das habe ich auch vor. Außerdem möchte ich deine Ilias so gerne lesen.»
«Ich werde noch Jahre brauchen, bevor das Ende in Sicht ist. Daher altere ich langsam, um der Zeit ein Schnippchen zu schlagen. Du, Majestät, hältst sie in der geballten Faust.»
«Auf bald, Homer.»
Ramses bestieg seinen Wagen, im Geschirr seine besten Pferde: «Sieg in Theben»
und «Göttin Mut ist zufrieden». Sie waren jung, wach, strotzten vor Kraft, stürmten voran, begierig, die Weiten zu durchmessen.
Seinen Hund Wächter hatte der König Nefertari anvertraut. Schlächter, der riesige nubische Löwe, hielt sich rechts neben dem Wagen. Auch er ein Inbegriff von Kraft und Schönheit, auch er, das Tier der Wildnis, verspürte die Lust, sich als Krieger zu beweisen.
Ramses hob den rechten Arm.
Der Wagen rüttelte, die Räder begannen sich zu drehen, und der Löwe brachte seine Geschwindigkeit in Einklang mit der des Herrschers. Und Tausende von Fußsoldaten, eingerahmt von Streitwageneinheiten, folgten ihrem Pharao.
DREIZEHN
TROTZ DER GROSSEN Hitze, die noch drückender war als gewöhnlich, schien das ägyptische Heer den Krieg für einen Ausflug aufs Land zu halten. Die Überquerung des nordöstlichen Teils des Deltas bot einen friedvollen Anblick. Als hätten die Bauern vergessen, daß die Beiden Länder von Krieg bedroht waren, schwangen sie die Sichel durch Dinkelhalme. Eine vom Meer her wehende Brise kräuselte die Felder und ließ sie grün und golden funkeln. Obwohl der König auf Eile drängte, gönnten sich die Fußtruppen das Vergnügen, den Reihern, Pelikanen und rosa Flamingos nachzublicken.
In Dörfern wurde haltgemacht, wo die Soldaten freundlich aufgenommen wurden.
Es gab frisches Obst und Gemüse zu essen und mit Wasser verdünnten Landwein oder einen kräftigen Schluck Süßbier zu trinken. Vergessen schien die Vorstellung des unter seiner Rüstung und Bewaffnung ächzenden, von Hunger und Durst gequälten Soldaten!
Ramses war der Oberbefehlshaber seines in vier Einheiten von je fünftausend Mann gegliederten Heeres, das er dem Schutz der vier Götter Re, Amun, Seth und
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