Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
Aufenthalt hat dir nicht sonderlich geschadet, Serramanna.»
«Ich habe dich nicht verraten, Majestät!»
«Du bist einem Irrtum zum Opfer gefallen, und ich bin hier, um dich zu befreien.»
«Ich komme also wirklich raus aus diesem Käfig?»
«Zweifelst du etwa am Wort des Königs?»
«Hast du noch… Vertrauen zu mir?»
«Du bist der Vorsteher meiner Leibwache.»
«Dann, Majestät, werde ich dir auch alles sagen. Alles, was ich gehört habe, alles, was ich vermute, alles, weswegen man mich zum Schweigen bringen wollte.»
VIERUNDZWANZIG
MAN HATTE ES sich bequem gemacht im Speisesaal des Palastes. Ramses, Ameni und Acha sahen Serramanna zu, wie er seinen Heißhunger stillte: Taubenpastete, Rinderbraten vom Rost, Saubohnen in Gänsefett, Gurken in Rahm, Wassermelone, Ziegenkäse - er verschlang alles. Er zeigte unstillbaren Appetit und nahm sich kaum die Zeit, den kräftigen Rotwein zu kosten, sondern kippte ihn gierig hinunter.
Als er endlich satt war, warf er einen bösen Blick auf Ameni.
«Warum hast du mich ins Gefängnis gesteckt, Schreiberling?»
«Ich bitte dich um Entschuldigung. Zum einen hatte man mich getäuscht, und zum anderen hatte ich mich hinreißen lassen zu überstürztem Handeln, weil das Heer ja am selben Tag gen Norden ausrückte. Mir war wichtig, den König zu schützen.»
«Ausflüchte… Geh du mal ins Gefängnis, dann wirst du schon sehen! Wo ist Nenofar?»
«Tot», erwiderte Ameni. «Ermordet.»
«Für die habe ich kein Mitleid. Wer hat das alles eingefädelt, und wer hat versucht, mich aus dem Feld zu schlagen?»
«Das wissen wir noch nicht, aber wir werden es herausfinden.»
«Ich weiß es!»
Der Sarde kippte noch eine Schale Wein hinunter und wischte sich den Schnurrbart ab.
«Sprich!» verlangte der König.
Serramannas Ton wurde schulmeisterlich.
«Ich habe es schon angedeutet, Majestät. Als Ameni mich festnehmen ließ, war ich auf dem Wege, dir gewisse Dinge zu enthüllen, die dir vielleicht nicht sonderlich gefallen hätten.»
«Wir hören, Serramanna.»
«Der Mann, der mich beiseite schaffen wollte, ist Romet, Majestät, der Haushofmeister, den du dir ausgesucht hast. Als damals der Skorpion auf deiner Schlaf statt auf dem Schiff entdeckt wurde, habe ich Setaou verdächtigt, und das war ein Irrtum gewesen, denn als dein Freund mich verarztet hat, habe ich ihn kennengelernt. Das ist ein rechtschaffener Mann, gar nicht fähig, zu lügen, zu betrügen oder jemandem zu schaden. Romet hingegen ist hinterhältig. Wer hätte Nefertaris Schal leichter entwenden können als er? Und er ist es auch - oder einer seiner Helfershelfer -, der den Krug Trockenfische beiseite geschafft hat.»
«Wieso hätte er so etwas tun sollen?»
«Das weiß ich auch nicht.»
«Ameni glaubt, daß ich von Romet nichts zu befürchten habe.»
«Ameni ist nicht unfehlbar!» trumpfte der Sarde auf. «Bei mir hat er sich ja auch geirrt… Ebenso irrt er sich bei Romet!»
«Ich werde ihn selbst ausfragen», erklärte Ramses. «Verteidigst du Romet immer noch, Ameni?»
Der Schreiber schüttelte den Kopf.
«Noch weitere Enthüllungen, Serramanna?»
«Ja, Majestät.»
«Und wen betreffen die?»
«Deinen Freund Moses. Was ihn betrifft, da gibt’s für mich keinen Zweifel. Da es immer noch meine Aufgabe ist, dich zu beschützen, muß ich aufrichtig sein.»
Der schneidende Blick, der ihn traf, hätte so manch einen umgehauen. Serramanna nahm noch einen kräftigen Schluck von dem starken Wein, bevor er sich aufraffte, sein Gewissen zu erleichtern.
«In meinen Augen ist Moses ein Verräter und ein Ränkeschmied. Sein Ziel war es, das Volk der Hebräer um sich zu scharen und im Delta ein unabhängiges Hoheitsgebiet zu schaffen. Mag sein, daß er Freundschaft für dich empfindet, aber auf lange Sicht wird er - sofern er noch am Leben ist - dein unerbittlichster Feind sein.»
Ameni befürchtete, nun würde der König aber wirklich aufbrausen. Doch Ramses blieb merkwürdig ruhig.
«Eine schlichte Vermutung oder das Ergebnis von Nachforschungen?»
«Ich habe nachgeforscht, so gut es ging. Und dabei habe ich auch erfahren, daß Moses sich mehrmals mit einem Fremden traf, der sich als Baumeister ausgab. Diesem Mann war Moses offenbar behilflich. Dein hebräischer Freund war die Drehscheibe einer Verschwörung gegen Ägypten.»
«Hast du diesen Baumeister entlarvt?»
«Ameni hat mir dazu keine Zeit mehr gelassen.»
«Vergessen wir diesen Zwist, selbst wenn du der Leidtragende warst. Wir müssen
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