Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
Verschnaufen. Und wenn es nicht der Sarde persönlich war, war es einer seiner Schergen, deren bullige Gestalt nirgendwo unbemerkt blieb, weder im Palast noch auf den Märkten, wo Romet alles in Augenschein nahm, was für die königlichen Küchen eingekauft wurde.
Früher hatte es Romet noch Spaß gemacht, neue Gerichte zu erfinden: Lotoswurzeln und bittere Lupine, die, getrennt gekocht, mit länglichen Kürbissen, Kichererbsen, sü
ßem Knoblauch, Mandeln und kleinen Stücken gebratenem Barsch vermischt wurden.
Aber selbst wenn er an so etwas Köstliches dachte, konnte er die Tatsache, daß er ständig verfolgt und beobachtet wurde, nicht verdrängen.
Seit er wieder in Amt und Würden war, glaubte dieses Ungeheuer von Serramanna, ihm sei alles erlaubt. Und Romet konnte nicht einmal dagegen aufbegehren. Wie soll man seinen Frieden finden, wenn es einem bang ist ums Herz und Gewissensbisse an einem nagen?
Serramanna besaß die Geduld eines Seeräubers. Er belauerte seine Beute, wartete, daß dieser Fettwanst mit dem schwammigen Gesicht und der schwarzen Seele einen Fehler machte. Sein Gespür hatte ihn nicht getäuscht: Seit Monaten schon hegte er den Verdacht, dieser Romet sei treulos, und solche Menschen waren zu allem fähig. Obwohl er einen wichtigen Posten bekleidete, litt dieser Romet an einem tödlichen Übel: der Raffgier. Seine Stellung genügte ihm nicht, das bißchen Macht, über das er verfügte, wollte er durch Wohlstand krönen.
Indem er ihn ständig überwachte, machte Serramanna den Haushofmeister allmählich zu einem Nervenbündel. Der würde schon eine Dummheit begehen, vielleicht sogar seine Verbrechen zugeben.
Wie Serramanna vorhergesehen hatte, wagte der Haushofmeister keinerlei Beschwerde. Wäre er unschuldig gewesen, hätte er nicht gezögert, sich an den König zu wenden. In seinem täglichen Bericht unterstrich der Sarde daher auch diesen bedeutsamen Punkt.
Er würde diese Belagerung noch ein paar Tage fortsetzen und dann seine Männer beauftragen, ihn weiterhin zu beobachten, sich aber unsichtbar zu machen. Und dann würde Romet wieder aufatmen, sich dieses Halseisens entledigt wähnen und vermutlich seinen Kumpan wieder aufsuchen, der ihn für seine Gaunereien entlohnt hatte.
Lange nach Sonnenuntergang suchte der Sarde Ameni auf, der gerade dabei war, die Papyrusrollen mit den Tageseintragungen in einem großen Schrank aus Sykomorenholz zu verstauen.
«Gibt’s war Neues, Serramanna?»
«Noch nichts. Romet ist zäher, als ich vermutet hatte.»
«Grollst du mir immer noch?»
«Na ja… Was du mir da angetan hast, vergißt sich nicht so leicht.»
«Daß ich mich nochmals entschuldige, wäre sinnlos, ich mache dir einen besseren Vorschlag: Komm mit mir, sehen wir uns die Grundbucheintragungen an.»
«Du beziehst mich in deine Nachforschungen ein?»
«Ja.»
«Dann soll mein Groll verfliegen wie schlechte Laune! Ich begleite dich.»
Die Beamten im Grundbuchamt hatten etliche Monate gebraucht, bis sie auf demselben Stand waren wie ihre Amtsbrüder in Memphis. Die Gewöhnung an eine neue Hauptstadt, die Registrierung von Grundbesitz und Häusern, die Erfassung von Besitzern und Mietern erforderte immer wieder Überprüfungen. Daher hatte es lange gedauert, bis Amenis Anfrage, obgleich als eilig gekennzeichnet, befriedigend zu beantworten war.
In Serramannas Augen war der kahlköpfige und hagere Sechzigjährige, der diesem Amt vorstand, noch düsterer als Ameni. An seiner fahlen Haut war abzulesen, daß er sich nie der Sonne oder der frischen Luft aussetzte. Der Beamte empfing seine Besucher mit eisiger Höflichkeit und führte sie zwischen Stapeln von Holztafeln hindurch, an Fächern voller Papyrusrollen entlang.
«Hab Dank, daß du uns noch empfängst zu solch später Stunde», sagte Ameni.
«Ich dachte mir, daß du auf größtmögliche Verschwiegenheit Wert legst.»
«In der Tat.»
«Ich verhehle dir nicht, daß euer Ansuchen uns viel zusätzliche Arbeit verursacht hat, aber nun ist es uns endlich gelungen, den Besitzer des fragwürdigen Hauses ausfindig zu machen.»
«Um wen handelt es sich?»
«Um einen aus Memphis stammenden Kaufmann namens Renuf.»
«Kennst du seinen Hauptwohnsitz in Pi-Ramses?»
«Er bewohnt ein Landhaus im Süden der Altstadt.»
Die Fußgänger stoben beiseite, als der von Serramanna gelenkte Zweispänner dahinjagte. Ameni hielt die Augen geschlossen, ihm war speiübel. Der Wagen donnerte mit unverminderter Geschwindigkeit über die erst
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