Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf

Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf

Titel: Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allgemein
Vom Netzwerk:
den verworrenen Pfaden der Behörden zurechtfanden und es verstanden, Alltagssorgen von sich fernzuhalten und sich nur um das eigene berufliche Vorankommen zu kümmern. Als ihm sein früheres Amt übertragen worden war, hatte Meba den Gipfel seiner Träume erreicht, auf dem er bis zum Ruhestand zu verharren gedachte, doch Chenars unerwartetes Einschreiten, von dem er nie etwas erfahren würde, hatte ihn dieses Postens beraubt. Zu Müßiggang verurteilt, hatte der Gesandte sich auf sein Landgut in Memphis zurückgezogen, um sich nur noch ab und zu am Hofe in Pi-Ramses zu zeigen.
    Chenar wusch sich die Hände, spülte den Mund, rieb sich mit Riechwasser ein und besah noch schnell seine Haartracht. Er kannte die Eleganz seines Besuchers und würde ihm in nichts nachstehen.
    «Mein lieber Meba! Welche Freude, dich mal wieder hier in der Hauptstadt zu sehen… Wirst du mir die Ehre erweisen, heute abend beim Empfang mein Gast zu sein?»
    «Mit Vergnügen.»
    «Ich weiß, daß es nicht der richtige Augenblick ist für Festlichkeiten, aber man darf ja auch nicht in Trübsal versinken. Nicht einmal der König wünscht Änderungen des Lebens am Hofe.»
    Meba mit dem breiten und vertraueneinflößenden Gesicht, den eleganten Gebärden und der klangvollen Stimme vermochte immer noch zu betören.
    «Bist du zufrieden in deinem Amt, Chenar?»
    «Leicht ist es nicht, aber ich tue mein Bestes, zum Wohle meines Landes.»
    «Kennst du Raia, den syrischen Kaufmann?»
    Chenar erstarrte.
    «Er verkauft mir kostbare Vasen erlesenster Güte, aber auch zu einem eher hohen Preis.»
    «Und über anderes redet ihr nicht bei euren Zusammenkünften?»
    «Was meinst du damit, Meba?»
    «Von mir hast du nichts zu befürchten, Chenar, ganz im Gegenteil.»
    «Zu befürchten… was willst du sagen?»
    «Du hast doch auf Raias Nachfolger gewartet, nicht wahr? Hier bin ich.»
    «Du, Meba…»
    «Ich kann Untätigkeit nicht ertragen. Als die hethitischen Spione an mich herantraten, habe ich die Gelegenheit, mich an Ramses zu rächen, beim Schöpf ergriffen. Daß der Feind dich als Nachfolger ausersehen hat, will ich hinnehmen, sofern du mir, sobald du an der Macht bist, das Amt des Obersten Gesandten zurückgibst.»
    Der Bruder des Königs schien wie vor den Kopf geschlagen.
    «Dein Wort darauf, Chenar!»
    «Du hast es, Meba, du hast es…»
    «Ich werde die Aufträge unserer Freunde an dich weiterleiten, und wenn du eine Botschaft für sie hast, wendest du dich an mich. Da du mich jetzt sofort an Achas Stelle als rechte Hand einsetzen wirst, werden wir uns häufig sehen können. Niemand wird mich beargwöhnen.»

    ACHTUNDDREISSIG
    EIN EISIGER REGEN ging nieder auf Hattuscha, die Hauptstadt des Hethiterreiches. Es fror Stein und Bein, man machte Feuer aus Torf und Holz, um sich zu wärmen. Es war die Zeit, da viele Kinder starben; wer von den Knaben überlebte, würde einen hervorragenden Krieger abgeben. Den Mädchen, die keinerlei Erbrecht besaßen, blieb nur die Hoffnung auf eine einträgliche Heirat.
    Trotz der rauhen Witterung hatte Uriteschup, der Sohn des Herrschers und neue Befehlshaber der Truppen, den Drill noch verschärft. Da die Fußsoldaten noch nicht genügend Ausdauer bewiesen, zwang er sie zu stundenlangen Märschen, wobei sie Waffen und Lebensmittel schleppen mußten, als wäre dies der Beginn eines langen Feldzugs. Einige waren schon vor Erschöpfung zusammengebrochen. Uriteschup hatte sie am Wegrand zurückgelassen, da seiner Meinung nach Schlappschwänze ohnehin keine Grabstätte verdienten. Die Geier würden sich an ihren Leichen weiden.
    Den Streitwagenbesatzungen erging es nicht besser. Der Sohn des Herrschers befahl ihnen, die Pferde und Wagen zu größtmöglicher Schnelligkeit anzutreiben. Zahlreiche tödliche Unfälle hatten ihn davon überzeugt, daß etliche Lenker mit den neuen Wagen nicht umzugehen wußten und in der schon viel zu lange währenden Friedenszeit zu Dickwänsten geworden waren.
    Niemand erhob Einspruch in den Reihen der Soldaten. Jeder spürte, daß Uriteschup die Truppen auf den Krieg vorbereitete und der Sieg von seiner Hartnäckigkeit abhängen würde. In seiner Befriedigung über sein wachsendes Ansehen vergaß der Heerführer jedoch nicht, daß der Oberste Anführer des Heeres immer noch Muwatalli war. Er war fernab vom Hofe, befehligte die Truppenübungen in den gottverlassensten Gegenden des Hochlandes, und das war eine Gefahr. Daher hatte Uriteschup ein paar Höflinge gedungen, die ihm möglichst

Weitere Kostenlose Bücher