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Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf

Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf

Titel: Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allgemein
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Packtaschen voller Schriftstücke beladen waren, als Leittier voranging, war er durch das nördliche Syrien geritten und nun in hethitisches Einflußgebiet vorgestoßen.
    Ein paar Wochen lang hatte er sich in Kanaan und Amurru aufgehalten, um die Verteidigungssysteme der beiden ägyptischen Schutzgebiete zu überprüfen, hatte mit den ägyptischen Offizieren verhandelt, die Vorsorge treffen sollten, um einen hethitischen Überfall erfolgreich abzuwehren, und hatte die Liste seiner Liebschaften um ein gutes Dutzend phantasiebegabter junger Frauen verlängert.
    Benteschina, der Fürst von Amurru, hatte großes Gefallen gefunden an Achas Benehmen. Der Ägypter war ein taktvoller Gast, liebte gutes Essen, hatte keine unangenehme Forderung gestellt und sich damit begnügt, den Fürsten höflich zu bitten, er möge Ramses verständigen, sobald er von seiten der Hethiter etwas wahrnehme, was auf Angriff hindeutete.
    Dann hatte Acha den Rückweg gen Ägypten eingeschlagen. So schien es zumindest: in Wirklichkeit zog seine Begleitmannschaft vereinbarungsgemäß auf der Küstenstra
    ße in Richtung Süden ab, während der Gesandte seine ägyptischen Gewänder zerriß, in die Kleidung eines Boten schlüpfte und mit einem geradezu glänzend gefälschten hethitischen Beglaubigungsschreiben gen Norden ritt.
    Wie sollte man sich bei all diesen widersprüchlichen Berichten und undurchschaubaren Verflechtungen ein der Wirklichkeit entsprechendes Bild machen von den tatsächlichen Absichten des Gegners? Man mußte das Land erforschen. Da Ramses und Acha in diesem Punkte einig waren, hatte Acha diesen Auftrag ohne zu zögern übernommen. Mit Auskünften aus erster Hand würde er die Spielregeln vorgeben.
    War die große Stärke der Hethiter nicht die, daß sie alle Welt glauben machten, sie seien unbesiegbar und könnten, wenn sie nur wollten, die ganze Welt erobern? Das war anhand der tatsächlichen Gegebenheiten erst einmal nachzuprüfen.
    Der hethitische Grenzübergang war mit etwa dreißig bewaffneten Galgenvögeln bestückt. Die vier Soldaten, die Acha und seine Esel in Augenschein nahmen, ließen sich Zeit. Der falsche Sendbote stand unbeweglich, gab sich verschreckt.
    Die Spitze einer Lanze kitzelte Achas linke Wange.
    «Dein Beglaubigungsschreiben?»
    Acha zog ein Täfelchen mit hethitischen Schriftzeichen aus seinem Mantel hervor.
    Der Soldat las und gab es an den nächsten weiter, der ebenfalls las.
    «Wohin willst du?»
    «Ich habe Briefe und Rechnungen für die Kaufleute von Hattuscha.»
    «Zeig her.»
    «Sie sind vertraulich.»
    «Nichts ist vertraulich für das Heer.»
    «Ich möchte aber keinen Ärger bekommen mit den Empfängern.»
    «Wenn du mir nicht gehorchst, wirst du eine Menge Ärger bekommen.»
    Mit kältestarren Fingern löste Acha die Verschnürungen der Säcke mit den Schriftstücken.
    «Kaufmannsgefasel», befand der Soldat. «Wir wollen lieber dich durchsuchen.»
    Der Bote war unbewaffnet. Die Hethiter waren enttäuscht, sie hatten ihm nichts vorzuwerfen.
    «Melde dich immer erst beim Wachposten, bevor du ein Dorf betrittst.»
    «Das ist aber neu.»
    «Du hast nichts zu bekritteln. Wenn du dich nicht bei jedem Wachposten meldest, wirst du als Feind gelten und einen Kopf kürzer gemacht.»
    «Es gibt doch keine Feinde auf hethitischem Boden!»
    «Du hast zu gehorchen, das ist alles.»
    «Schon gut, schon gut…»
    «Hau ab, wir haben dich satt!»
    Acha entfernte sich gemächlich und seelenruhig wie jemand, der nichts Ungesetzliches getan hat. Er ging neben seinem Leittier her, trottete mit diesem im Gleichschritt und schlug den Weg nach Hattuscha ein, der Hauptstadt im Hochland.
    Es fiel ihm schwer, sich an diese wilde Landschaft zu gewöhnen, die keinerlei Ähnlichkeit hatte mit dem vom göttlichen Strom bewässerten Tal in all seiner Schlichtheit.
    Acha fehlte diese scharfe Trennung zwischen Feldern und Wüste, grünen Wiesen und goldenem Sand, er sehnte sich nach den Sonnenuntergängen in den tausenderlei Farbschattierungen. Aber das alles mußte er vergessen und sich ganz auf dieses Hatti einstellen, diese kalte und abweisende Erde, deren Geheimnisse er ergründen wollte.
    Der Himmel hing tief, heftige Gewitter gingen nieder. Die Esel vermieden die Wasserpfützen und blieben urplötzlich stehen, wenn es ihnen paßte, um feuchtes Gras abzurupfen.
    Diese Landschaft hatte nichts Friedvolles. Überall war eine Wildheit spürbar, die die Menschen dazu trieb, das Leben als Kampf und die Zukunft als Vernichtung

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