Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
überwachen.»
«Iset wird dir doch einen weiteren Sohn schenken, nicht wahr?»
«Das werden die Götter entscheiden.»
«Das ist gut so. Wann wirst du sie wiedersehen?»
«Ich weiß es nicht.»
«Aber… aber du hattest mir doch versprochen…»
«Ich habe soeben einen Erlaß verkündet.»
«Was hat das mit Iset zu tun?»
«Dein Wunsch wurde erhört, Nefertari: Wir werden mehr als hundert Söhne und Töchter haben, und meine Nachfolge wird gesichert sein.»
SIEBENUNDDREISSIG
ICH HABE DEN Beweis, daß Raia gelogen hat», verkündete Serramanna begeistert.
Ameni blieb ungerührt.
«Hast du mich verstanden?»
«Ja, ja», erwiderte der Oberste Schreiber des Königs.
Der Sarde begriff, warum Ameni so unbeteiligt war: bestimmt hatte er wieder nur zwei oder drei Stunden geschlafen und kam jetzt schwer zu sich.
«Hier hast du die Aussage von Raias Lagerverwalter, unterschrieben und von Zeugen für richtig befunden. Der Angestellte erklärt deutlich, daß sein Herr, der am Tag der Ermordung von Nenofar sich nicht in Bubastis befand, ihn für die Falschaussage bezahlt hat.»
«Meinen Glückwunsch, Serramanna, du hast gute Arbeit geleistet. Und ist der Lageraufseher auch… unversehrt?»
«Als wir den Stadtschreiber verließen, hatte er ganz offensichtlich den glühenden Wunsch, am großen Stadtfest teilzunehmen und dort ein paar nicht ganz unwillige junge Frauen zu treffen.»
«Wirklich, gute Arbeit…»
«Du begreifst immer noch nicht: Raias Aussage fällt in sich zusammen, wir können ihn festnehmen und verhören!»
«Nicht möglich.»
«Nicht möglich? Wer würde denn dagegen etwas einzuwenden haben?»
«Raia ist seinen Verfolgern entkommen und in einer der Gassen von Memphis verschwunden.»
Nachdem Chenar benachrichtigt und außer Gefahr war, mußte Raia untertauchen. Er war überzeugt, daß Ameni jede Lieferung ins südliche Syrien überprüfen ließ, selbst wenn es sich nur um einen Krug Lebensmittel handelte, und so hatte er keine Möglichkeit mehr, die Hethiter zu verständigen. Einem seiner Mittelsmänner eine Botschaft anzuvertrauen schien ihm zu gewagt. Einen von den Wachen des Pharaos gesuchten Flüchtling zu verraten war doch zu verlockend! Die einzige Lösung, die ihm ja schon beim ersten Verdacht eingefallen war, blieb die, sich trotz des ausgesprochenen Verbots mit dem Mann in Verbindung zu setzen, der die ganze Untergrundbewegung leitete.
Die Wachen abzuhängen, die ihm ständig auf den Fersen waren, war schon kein Kinderspiel gewesen. Dank des Wettergottes, der bei Einbruch der Nacht seinen Zorn über Memphis ausgeschüttet hatte, war es ihm gelungen, ihnen ein Schnippchen zu schlagen, indem er in einer Werkstatt verschwand, die einen zweiten Ausgang besaß.
Über die Dächer schlüpfte er dann ins Haus seines Auftraggebers. Der Donner grollte, Blitze zuckten über den Himmel, und der Sturm wirbelte Staubwolken auf in den menschenleeren Gassen.
Das Haus war ins Dunkel getaucht und schien verlassen. Als Raia sich an die Finsternis gewöhnt hatte, huschte er lautlos bis zu dem Raum, wo Gäste empfangen wurden. Ein Wimmern drang an sein Ohr.
Verstört ging er weiter.
Wieder ein Klagelaut, der starken, aber verhaltenen Schmerz auszudrücken schien.
Da… ein Lichtstrahl unter einer Tür!
War der Mann festgenommen und gefoltert worden? Nein, das war undenkbar! Es kannte ihn ja nur Raia.
Die Tür ging auf, die Flamme einer Fackel blendete den Syrer, er kreuzte die Hände, um die Augen zu schützen, und wich zurück.
«Raia… Was machst du denn hier?»
«Verzeih, aber mir blieb keine andere Wahl.»
Der syrische Händler hatte seinen Auftraggeber erst ein einziges Mal gesehen, das war am Hofe Muwatallis gewesen, aber vergessen hatte er ihn nicht, diesen großen, hageren Mann mit den vorspringenden Wangenknochen, den tiefgrünen Augen und dem Raubvogelgesicht.
Plötzlich fürchtete Raia, Ofir würde ihn auf der Stelle umbringen. Aber der Libyer blieb erstaunlich ruhig.
Die blonde Lita wimmerte immer noch im hinteren Raum.
Ofir schloß die Tür und erklärte:
«Ich war gerade dabei, sie vorzubereiten für eine weitere Sitzung.»
Raia geriet in Panik in diesem schummrigen Licht: war das nicht ein Ort für Schwarze Magie?
«Hier können wir in Ruhe sprechen. Du hast die Befehle mißachtet.»
«Ich weiß, aber Serramannas Männer waren drauf und dran, mich zu fassen.»
«Wie ich vermute, sind sie noch immer in der Stadt.»
«Ja, aber ich habe sie abgehängt.»
«Wenn sie dir
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