Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
fand eine Quelle, wusch sich und rieb die wunden Stellen mit einem Kraut ein, das er am Wegrand gerupft hatte, kletterte dann bis in den Wipfel einer stämmigen Eiche, machte es sich in einer Astgabel bequem und schlief ein.
Acha träumte von einem Bett in einem jener herrschaftlichen Landhäuser, die Chenar ihm als Gegenleistung für seine Mitarbeit geschenkt hatte, er träumte von einem Weiher unter Palmen, von edlem Wein in einer prunkvollen Schale, von einer liebreizenden Lautenspielerin, die seine Ohren betörte, bevor sie ihm ihren Leib darbot.
Eisiger Regen weckte ihn noch vor Morgengrauen, und er zog weiter gen Norden.
Da er nun keine Esel und keine Schriftstücke mehr mit sich führte, mußte er sich neu verkleiden. Ein Sendbote ohne Schriftstücke und ohne Lasttiere würde gleich Verdacht erregen. Daher konnte er sich keinem Dorf nähern und sich beim Wachposten melden.
Würde er sich durch die Wälder schlagen, wäre er zwar gefeit vor berittenen Wachen, nicht aber vor Bären, Luchsen und Räubern, die sich dort versteckt hielten. Wasser gab es genug, doch schwierig war es, etwas Eßbares zu finden. Wenn er Glück hatte, konnte er vielleicht einen fliegenden Händler berauben und dessen Rolle übernehmen.
Seine Lage war alles andere als rosig, doch nichts würde ihn davon abhalten, bis Hattuscha vorzudringen und die tatsächliche Schlagkraft der hethitischen Armee zu erkunden.
VIERZIG
NACHDEM ER EINEN ganzen Tag auf dem Rücken des Pferdes verbracht hatte, um die Geländeübungen der Wagenlenker zu befehligen, wusch Uriteschup sich im kalten Wasser. Der zunehmend schärfere Drill erbrachte befriedigende Ergebnisse, die dem Sohn des Herrschers aber immer noch nicht genügten. Das Hethiterheer durfte den ägyptischen Truppen keine Chance lassen und vor allem in den verschiedenen Kampfphasen niemals zaudern.
Während er sich im Winde trocknete, wurde ihm gemeldet, ein aus Hattuscha eingetroffener Kaufmann wünsche den Oberbefehlshaber zu sprechen.
«Er soll sich gedulden», entgegnete Uriteschup, «ich werde ihn morgen früh empfangen. Kaufleute sind auf der Welt, um zu gehorchen. Wie schaut er aus?»
«So wie er gekleidet ist, dürfte er ein einflußreicher Mann sein.»
«Dennoch muß er warten. Und laßt ihn unter einem möglichst karg ausgestatteten Zelt schlafen.»
«Und wenn er sich beklagt?»
«Dann laßt ihn jammern.»
Hattuschili und seine Leibwache waren im Galopp durch die Nacht geritten. Der Bruder des Herrschers scherte sich weder um seinen Schnupfen noch um sein Fieber.
Er war nur von einem Gedanken besessen: Uriteschups Befehlsstand zu erreichen, bevor etwas geschah, das nicht wiedergutzumachen war.
Als in tiefer Nacht endlich das Heerlager in Sicht kam, schien dort alles ruhig. Hattuschili meldete sich bei den Wachen, die ihm das Holztor öffneten. Der für die Sicherheit verantwortliche Offizier ging ihm voran zum Zelt Uriteschups.
Als dieser die Augen aufschlug, schien er übel gelaunt. Hattuschilis Anblick war für ihn alles andere als ein Vergnügen.
«Was ist der Grund für diesen unerwarteten Besuch?»
«Dein Leben.»
«Was soll das heißen?»
«Gegen dich wurde eine Verschwörung angezettelt. Man trachtet dir nach dem Leben.»
«Redest du im Ernst?»
«Ich habe eine anstrengende Reise hinter mir, habe Fieber und sehne mich nach nichts anderem als Ruhe… Glaubst du, ich wäre in Windeseile hierhergekommen, wenn es nicht ernst wäre?»
«Wer trachtet mir nach dem Leben?»
«Du kennst meine Verbindungen zur Kaufmannschaft… Während meiner Abwesenheit hat aus diesen Kreisen jemand meiner Gemahlin anvertraut, ein Verrückter beabsichtige dich zu töten, damit der Krieg gegen Ägypten vermieden und sein Wohlstand dadurch bewahrt werde.»
«Sein Name?»
«Ich kenne ihn nicht, wollte dich nur unverzüglich unterrichten.»
«Du würdest diesen Krieg doch auch gern verhindern…»
«Du irrst, Uriteschup, er erscheint mir notwendig. Nach deinem Sieg wird unser Reich sich immer weiter ausdehnen können. Wenn der Herrscher dich an die Spitze des Heeres berufen hat, dann trug er deinen Fähigkeiten als Krieger und Führungsgestalt damit Rechnung.»
Hattuschilis Worte erstaunten Uriteschup, zerstreuten aber nicht seinen Argwohn.
Der Bruder des Herrschers verstand sich auf Schmeichelei.
Indes… es war ja ein Kaufmann gewesen, der um ein Gespräch ersucht hatte. Hätte Uriteschup ihn sofort vorgelassen, wäre er jetzt vielleicht schon nicht mehr am Leben.
Es gab ein
Weitere Kostenlose Bücher